Nürnberger Staatstheater: Ausblick auf eine besondere Spielzeit

DIENSTAG, 12. JULI 2022

#Kultur, #Nürnberger Staatsphilharmonie, #Oper, #Spielzeit, #Staatstheater Nürnberg, #Theater

Zeit für Optimismus: Die Spielzeit 22/23 am Staatstheater Nürnberg soll, so optimistisch wagt sich Intendant Jens-Daniel Herzog aus der Deckung, eine Spielzeit ohne Ausfälle und Einschränkungen werden. Das hatte man zwei Jahre nicht. In diese Spielzeit fallen außerdem 100 Jahre Staatsphilharmonie und 15 Jahre Goyo Montero als Ballettchef. Mit mindestens einem weinenden Auge verabschiedet Nürnberg kommendes Jahr seine Generalmusikdirektorin nach Berlin. Herzog: "Joana Mallwitz wird noch einmal zeigen, warum wir ihr nachtrauern werden.“

In Mallwitz letztes Jahr in Nürnberg fällt also die Festwoche zur 100-Jahr-Feier im Herbst, die unter anderem mit der neu gegründeten Jungen Philharmonie begangen wird. Das Nachwuchsorchester spielt Mussorgskis Bilder einer Ausstellung. Im April steht dann das letzte Konzert unter Leitung der Chefidirigentin an: Die vierte Symphonie von Mahler plus verschiedene Überraschungen, nämlich die Highlights der vergangenen vier Jahre. Herzog: „Es wird eine Zeit vor und nach Joana Mallwitz in Nürnberg zu schreiben sein.“

Seinen Vertrag verlängert hat hingegen Schauspieldirektor Jan Philipp Gloger. Die Spielzeit am Theater steht unter der Überschrift „Mythos und Musik“. Gloger: „Legenden erschaffen Wirklichkeit und Propaganda. Wir gehen dieser ambivalenten Kraft auf den Grund.“ Zum Beispiel mit Odysseus.live, inszeniert von der Nachwuchsregisseurin des Jahres 2021, Cosmea Spelleken. Oder gar mit den Nibelungen, einem Mammutprojekt, das die funktionierende und zunehmende Verzahnung der Nürnberger Sparten unter Beweis stellen soll. Im Mai feiert dann ein neuer Text über eine vergessene Nürnberger Band Premiere, entdeckt und recherchiert vom Hausautor Philipp Löhle: Orbit – Geschichte einer Band. „Eine kuriose und berührende Geschichte über diesen hidden champion aus Nürnberg“, so Gloger, der zudem neun weitere Uraufführungen und frische Texte und dabei einen Schwerpunkt auf Autorinnen ankündigt. Auch im Theaterensemble sind Abschiede zu verkraften. Michael Hochstrasser verabschiedet sich zum Ende der Spielzeit in die Rente, für zwei junge Kolleg*innen funktioniert Nürnberg als Sprungbrett: Pauline Kästner wechselt ans Düsseldorfer Schauspielhaus, Maxmilian Pulst hat in dem Sinne nun alles erreicht, er geht ans Wiener Burgtheater. Don Karlos zur Spielzeiteröffnung ist die letzte Chance, ihn in Nürnberg live zu sehen.

Goyo Montero kann sich darauf verlassen, in dieser Spielzeit entsprechend gewürdigt und auf sämtliche Podeste gehoben zu werden. Seine Engagement hier sei, so Herzog, eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Der Choreograf kündigt für 22/23 unter anderem die von ihm inszenierten und seit Jahren vorbereiteten Goldberg Variationen nach Johann Sebastian Bach: „Ein Wendepunkt in unserer Arbeit.“

Jens-Daniel Herzog, nicht nur Intendant des ganzen Hauses, sondern eben auch Leiter der Staatsoper, hat sich, wie er sagt, einen Mount Everest der Oper vorgenommen: Frau ohne Schatten von Richard Strauss, Text Hugo von Hoffmansthal. Eine Uraufführung bekommt das Opernpublikum im November mit Turing, der Geschichte des Mathematikers, Pioniers, Erfinders der Enigma Alan Turing, der für seine Homosexualität verfolgt und in den Suizid getrieben wurde. Martin Platz singt die Rolle, die nicht-singend zuletzt Benedict Cumberbatch verkörperte.Naturgemäß eng ist die Verzahnung der Sparten zwischen Oper und Philharmonie. Es freue ihn also besonders, sagt der Chef, die beste Oper überhaupt, Rossini nämlich, in den Händen von Joana Mallwitz zu wissen.

Und sonst so?
Corona hat dem Staatstheater freilich zugesetzt. Der Betrieb läuft auf 100 Prozent, rein durften bisweilen nur 25 Prozent der Besucher. Heute ist die Zurückhaltung des Publikums bei manchen Produktionen noch immer spürbar. Die vorgestellte Spielzeit sei aber durchfinanziert, sagt Herzog: „Wenn wir voll durchspielen können. Wir planen eine voll ausgelastete Spielzeit.“
Das sei auch wichtig, um Menschen nicht zu verlieren. „Was das Publikum mag, ist Verlässlichkeit“, sagt Geschäftsführer Christian Ruppert. „Dass es im Herbst wieder eine Maskenpflicht geben wird, ist absehbar. Die Idee, das Kulturleben wieder auszuschalten, kommt bei uns aber nicht vor. Das können und wollen wir uns nicht mehr vorstellen.“

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Spielplan 22/23
Staatstheater Nürnberg.
Richard-Wagner-Platz, 2-10, Nbg.
www.staatstheater-nuernberg.de

 




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