Gemeinschaftliches Bauen als bezahlbarer Trend: Das Schoko-Schloss in Nürnberg

DIENSTAG, 7. DEZEMBER 2021, NüRNBERG

#Baugemeinschaft, #Bauprojekt, #Gemeinschaft, #Schoko-Schloss, #Südstadt, #Umweltbank

In der Nürnberger Südstadt, ganz in der Nähe vom Bahnhof, existiert ein magischer Ort. Ein Schloss nämlich, aber nicht einfach nur ein schnödes, zugiges Prinzessinnenschloss. Es ist ein Schoko-Schloss! Wusstet ihr nicht? Wussten wir auch nicht, bis uns die klugen Leute von der Umweltbank dorthin führten. Und wir waren verzaubert – wenn auch auf ganz andere Weise als zunächst vermutet. Die Umweltbank ist heute zwar nicht Schlossherrin, war aber dennoch entscheidend beteiligt.



Tatsächlich hat das Schoko-Schloss in der Schloßäckerstraße 24 etwas mit Schokolade zu tun. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand hier die Noris Schokoladen- und Konfitüren-Fabrik des Carl Bierhals, in der unter anderem Schokohasen gegossen wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg buk man hier Lebkuchen. In den 1950er-Jahren wurde die Produktion eingestellt, es folgten andere Gewerbetreibende wie eine Buchbinderei, eine Schlosserei oder ein Silberschmied. Und wie so oft in dieser Stadt entsteht heute, wo einstmals urbane Industrie war, etwas Neues, und manchmal sogar etwas Wünschenswertes, Nachhaltiges, Innovatives.

Das Schoko-Schloss ist eine besondere Wohnsiedlung für 15 Menschen, das Prinzip nennt sich Baugruppenprojekt oder Baugemeinschaft. Seit 2012 entstanden hier elf Einheiten zum Wohnen und Arbeiten. Die Loft-Wohnungen mit ihren modernen Glasfassaden, hellen Lichthöfen und beeindruckenden Raumhöhen von fast vier Metern sind zwischen 60 und 187 m² groß, alle Gebäude sind auf Niedrigenergie-Standard, ausgestattet mit Pelletheizungen und ökologischer Wärmedämmung. Die Flächen rund um den vier Meter hohen Apfelbaum (ein Geschenk der Umweltbank) wurden entsiegelt und mit einem Schwimmteich, einem Kräuter- und Beerengarten und einem Spielplatz veredelt. Die ganze Anlage erscheint wie eine grüne Oase inmitten der dicht bebauten, sonst recht betonigen Südstadt.

Diese Details des von der Umweltbank finanzierten, Um- und Neubaus definierte nicht, wie man das vielleicht kennt, ein Bauträger oder eine Investorin. Vielmehr wurden hier die Wünsche der Menschen umgesetzt, die jetzt auch hier wohnen. Dazu gehört auch die Architektin des Schoko-Schlosses, Margarete Weidinger. „Gemeinschaftliches Wohnen ist sehr zukunftsträchtig“, sagt sie. „Man merkt, dass viele, die bei mir anrufen oder sich informieren, ein ganz großes Bedürfnis nach so einer Gemeinschaft haben.“

Diese Gemeinschaft fängt nicht mit dem Wohnen, sondern mit dem Bauen an. Das kann sich in Deutschland wegen der Entwicklung der Grundstücks- und Baupreise eigentlich kaum noch jemand leisten. Baugemeinschaften stemmen diese Belastung gemeinsam und verteilen die Last auf vielen Schultern. Die Erwerbsnebenkosten z.B. schmelzen dadurch regelrecht zusammen. Das ist nicht bloß ökonomisch zweckmäßig. Die Baugemeinschaft übt, wie beim Schoko-Schloss, auch Einfluss darauf aus, wie und was gebaut wird. Die Menschen finden im Austausch zueinander, schon bevor sie nebeneinander wohnen. Nicht selten gestalten sich diese Baugemeinschaften generationenübergreifend und fördern das aktive Miteinander. Zum Beispiel mit Gemeinschaftsküchen auf dem Gelände oder eigenen Veranstaltungsräumen. 

Natürlich muss man das wollen: In einer Baugruppe oder Baugemeinschaft mitzuplanen, bedeutet deutlich mehr Aufwand, erfordert deutlich mehr Engagement als das konventionelle Ins-gemachte-Nest-Setzen. Und ein bisschen Kompromissbereitschaft im Aushandeln der konkreten Entscheidungen ist sicherlich auch nicht hinderlich. Die Vorteile liegen aber auf der Hand. Zum Beispiel, nicht unwichtig, dass die Gemeinschaft eben auch darüber entscheidet, mit wem man die Kompromisse aushandelt und wie sich die spätere Nachbarschaft zusammensetzen wird. Das erfolgreich absolvierte Mammutprojekt Baugruppe kann die beste Voraussetzung für harmonisches Zusammenleben werden.

Die Umweltbank mit Sitz in Nürnberg hat über 350 Projekte dieser Art mit über 5.000 Wohnungen finanziert und ist damit die führende Bank für gemeinschaftliches Wohnen. Kein Wunder, am Ende kommt schließlich häufig eine recht umweltfreundliches Domizil dabei heraus – wie hier beim Schoko-Schloss.

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Baugemeinschaft Schoko-Schloss,

Gemeinschaftliches Wohnen dank Baugruppe

www.umweltbank.de

www.schoko-schloss.de




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