Der kulturelle Bombast im Erlanger Spätsommer: Zurück auf die Bühnen!
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Noch ist nicht Herbst, auch wenn es draußen bisweilen so ausschaut. Das wird wieder besser, versprochen. Jetzt kommt erstmal der Spätsommer und damit auch der zu diesem kulturell so multipel angereicherten Sommer an sich dazugehört, macht Erlangen nochmal Open Air. Das E-Werk organisiert drei Tage, vom 17 bis 19.09., Programm für die Stadt: Zurück auf die Bühnen!
Der Plural, Bühnen, ist in diesem Fall ganz berechtigt und es handelt sich nicht bloß um die, die das E-Werk sein eigen nennt. Das Programm von Zurück auf die Bühnen findet an insgesamt sieben (!) Locations statt. Nirgends wird man sich in Erlangen aufhalten können, ohne magisch hingezogen zu werden zu noch einem Ort mit Musik, Literatur, Kabarett, Slam … Holger Watzka und das Festivalteam ist es inhaltlich gelungen, sowohl größere Namen (Pam Pam Ida, Matthias Egersdörfer) zu gewinnen, als auch vielen lokalen Acts eine weitere Auftrittsmöglichkeit zu verschaffen.
Zurück auf die Bühnen ist ein ganz großer Aufschlag. Noch ein Lebenszeichen. Noch einmal feiern wir unter freiem Himmel das Überleben der Kunst. Über 100 Künstler*innen sind beteiligt. Darunter unter anderem und gleich zu Beginn, Freitag, 18 Uhr, auf der Wöhrmühle: Nürnbergs dauerhaft senkrechtstartende Elektro-Pop-Sensation LEAK, gefolgt vom Elektro-Pop-Duo Klan aus Berlin und Leipzig. Das passt natürlich nicht nur musikalisch sondern auch von den Bandnamen her fantastisch zusammen.
Zur selben Zeit, Freitag ab 18 Uhr, kann man sich aber beispielsweise auch ins Stadtmuseum begeben: 3, 2,1 – Ran an die Mikros heißt, hier ist der Ort für die junge Literatur der Region. Und das heißt logischerweise auch curt-Power in mehrerlei Hinsicht. Los geht’s um 18 Uhr mit der SuppKultur bzw. Kulturpreisträger und curt-Redakteur Andreas Thamm und Kontrabass-Kompagnon Stephan Goldbach und einer musikalisch inszenierten Lesung von Wenn man so will, waren es die Aliens. Ab ca. 19 Uhr folgt dann das Programm, das Schreibkrise-Autor Stefan Winter kuratiert und moderiert – mit Lesungen aus der Schreibkrise und der Quaranthologie der Autor*innengruppe Wortwerk Erlangen. Mit dabei sind Janina Müller, Robert Segel und Sylvia Hubele.
Punk und Metal-Fans suchen an diesem Festivaltag das Gelände des Jugendclubs Omega auf. Die Erlanger Safe To Surf spielen hier bolzend, gniedelnden Punk’n’Roll, Circvit drehen dann ein bisschen an der Heavy-Schraube und dreschen uns Prog-Metal mit viel Metalcore-Einschlag um die Ohren. Cliffwalker drittens haben sich Melodic-Hardcore und Post-Hardcore verschrieben. Geiles, regionales Lineup, ebenso wie unweit entfernt im E-Werk selbst, aber mit ganz anderer Tonalität: Wolfgang Buck und im Anschluss unser lieber Matthias “Egi” Egersdörfer präsentieren ihre neuen Programme. Egi gewohnt aus dem Hinterhaus raus grantelnt, Wolfgang erzählt seine Geschichten in klassisches Liedermaching verpackt.
Sprung auf den Samstag, wenn das Programm bereits am frühen Nachmittag startet, weil die Junge Philharmonie Erlangen dann den Schlossplatz bespielt. Am Abend steht an selber Stelle Fiva auf der Bühne, eine der schlichtweg begabtesten Rapperinnen des Landes. Fiva macht meistens alleine Musik – und diesmal bringt sie gleich 16 Leute mit, denn die Münchnerin hat sich wieder mit der Jazzrausch Bigband zusammenetan und das ist höchst erfreulich. Siehe:
Mehr Liedermaching an diesem Samstagnachmittag im Stadtmuseumshof. Hier treffen wir zunächst auf die hochverehrte Niederbayerin, die jüngst ihre Seele an den Teufel verkaufte und im Gegenzug den Rock erhielt: Karin Rabhansl stöpselt ihre Gitarre an den Verstärker und bringt Band mit! Die Veranstaltung läuft unter dem schönen Motto Muttersprachnachrichten, womit anscheinend nicht primär Voice Mails von Mama gemeint sind. Mit Raphael Kestler kommt ein junger Musiker in seine Heimatstadt zurück, um ihr seine subtil schönen, filigranen Lieder zu zeigen. Das übrige Geschehen auf den jeweiligen Bühnen beweist vor allem, wie vielfältig talentiert die Musikszene von hier ist. Amariz, die Black Hoodie Boys (Lawrence Goolie, herm, Yung Ant, Abraxas und jown) und Frannthefirst machen HipHop sämtlicher New-School-Färbungen im Omega, im Röthelheimpark steht unter anderem der knorrige Fürther Finne namens Mäkkelä auf der Bühne und Goodbye Loona verzaubern den Bürgertreff Die Scheune mit ihrem zunehmend anspruchsvoll ausufernden Indie-Piano-Rock-Pop.
Wer das Programmheft nebendran liegen hat, merkt, wir fangen an, Sachen wegzulassen. Nicht aus Geringschätzung, sondern weil es sonst einfach zu viel wird. Noch einmal mit Zahlen: Über 100 beteiligte Künstler*innen. Nicht alle, aber fast alle aus der Region Nürnberg-Erlangen. Und wer Indie-Piano-Pop nicht mag, der geht halt vielleicht zum Poetry Slam mit, schon wieder fabelhafte curt-Power in Erlangen!, Kathi Mock, die unter anderem Cris Ortega auf der E-Werk-Bühne begrüßt.
Sonntag easy ausklingen lassen is nich. Es geht dicht gestaffelt und parallel zueinander weiter wie zuvor. Sogar der Frühschoppen gibt es zwei: Einen im Röthelheimpark mit der E-Werk-Band (11 Uhr), einen im E-Werk-Biergarten mit El Mago Masin. Na sapperlott. Ab 14 Uhr ist dann wieder Literaturzeit im Stadtmuseumshof mit, wer hätte es ahnen können, dings, curt-Power. Auch wenn sie diesmal nicht aus der Schreibkrise lesen werden, darin vertreten sind Gott sei Dank alle drei: Philip Krömer lädt ein und spricht mit Pauline Füg und Leonhard F. Seidl über deren aktuelle Projekte und Bücher, aus denen die beiden natürlich auch lesen werden. Ab 16.30 Uhr geht’s dann ein zweites Mal um die beiden fabelhaften Anthologien der Coronazeit, von denen eine wir gemacht haben. Für die Quaranthologie lesen Nataša Dragnić und Björn Bischoff, für die Schreibkrise sind Horst Prosch und Maggie Bernreuther am Start! Und auf dem Schlossplatz freuen wir uns enorm über die fantastische Kombination aus den merkwürdigen Liedermachern aus Fürth, Nun Flog Dr. Bert Rabe und der oberbayrischen Institution für Bombast-Pop inklusive Silberfisch-Orchester: Pam Pam Ida! Besser wirds nicht, Leute, nicht mehr in diesem Sommer.
Hinzu kommt noch ganz viel, das Kinderprogramm zum Beispiel mit dem Theater Kuckucksheim und dem Circus Jazzino, Weltmusik und Astropop und, und, und. Manche der Veranstaltungen sind sogar for free, andere kosten einen geringen Obolus. Hier (Pdf) könnt ihr direkt damit anfangen, euch durch das Programmheft zu wühlen. curt freut sich, wenn ihr auch mal bei unseren Literatursachen vorbeischaut, aber curt freut sich ohnehin, weil das so ein mächtiger Kulturaufmarsch wird. Applaus, mal wieder, für die pandemieüberwindende Kraft des Kulturzentrums E-Werk.
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Kulturzentrum E-Werk
Fuchsenwiese 1, Erlangen
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