Indiependent Women im Filmhaus: Unabhängige Filmemacherinnen aus drei Jahrzehnten

2. SEPTEMBER 2021 - 29. SEPTEMBER 2021, FILMHAUS

#Arthouse, #Feminismus, #Film, #Filmhaus Kino, #Indiependent Women, #Kino

Wenn man mal ehrlich überlegt, welche Tarantinos und Spielbergs man so als Nicht-Experte kennt, wird schnell klar: Frauen waren in der Filmbranche lange schmählich unterrepräsentiert. Spätestens seit #metoo ändert sich daran etwas und viele Filme von Regisseurinnen bekommen endlich die ihnen gebührende Aufmerksamkeit. Chloé Zhao gewann in diesem Jahr als zweite Regisseurin überhaupt mit Nomadland den Osar für den besten Film. Das Filmhaus beteiligt sich am Wandel mit seinem Monatsschwerpunkt im September: Indiependent Women.

Vom 02. bis 28.09. widmet sich Nürnbergs kommunales Kino hauptsächlich den US-amerikanischen Filmemacherinnen und zeigt acht Filme von acht Regisseurinnen aus dem Zeitraum von 1970 bis 1997. Die Rückschau zeigt auch auf, dass für die Regisseurinnen ihre Arbeit häufig eine Frage der persönlichen Unabhängigkeit war – und wie sich die Strukturen in der Branche über die Jahrzehnte verändert haben.

Die Filme:

Wanda (Barbara Loden, 1970)
Die Textilarbeiterin Wanda lebt in einem tristen Kohlebergbaugebiet in Pennsylvania. Um ihrem eintönigen Dasein zu entkommen, hat sie sich gerade von ihrem Mann scheiden lassen und ihren Kindern den Rücken gekehrt. Ziellos driftet sie durch Provinzbars und abgehalfterte Motels, bis sie beschließt, sich einem Kleinkriminellen anzuschließen und mit ihm eine Bank auszurauben …
Barbara Loden wurde in den 60er-Jahren als Schauspielerin bekannt. Wanda ist ihre einzige Regiearbeit, auch das Drehbuch stammt von ihr, außerdem spielt Loden selbst die Hauptrolle. Die Geschichte wurde von der Kritik auch als Metapher gelesen, mit der sie auf ihren Umgang als Frau im System Hollywood anspielte. Nach ihrem frühen Tod geriet der Film schnell in Vergessenheit und wurde erst in den jüngsten Jahren wiederentdeckt.
Do., 2.9. & Mi., 8.9. um 19 Uhr

Mickey and Nicky (Elaine May, 1976)
Nicky ist ein Kleinganove, der sich mit dem Boss eines Mafiasyndikats angelegt hat. Nun scheint ein Killer auf ihn angesetzt zu sein. Auf seiner Flucht durch das nächtliche Philadelphia sucht Nicky Unterstützung bei seinem alten Freund Mikey – ohne zu ahnen, dass dieser ebenfalls in den Diensten des Syndikats steht …
Elaine Mays driter Spielfilm ist eine starbesetzte (John Cassavettes und Peter Falk) Großstadt-Gangsterballade ohne die Reservoir Dogs und Pulp Fiction kaum denkbar wären. Die schwierige Produktion führte zum Zerwürfnis der Regisseurin mit Paramount Pictures und zu einer ausgewachsenen Schaffenskrise. Erst zehn Jahre später drehte sie ihren nächsten Film. Mickey and Nicky liegt frisch restauriert vor und lief in diesem Jahr im Rahmen der Cannes Classics.
Fr., 3.9. & Di., 7.9. um 19 Uhr

Girlfriends (Claudia Weill, 1978)
Susan lebt mit ihrer besten Freundin Anne in einer kleinen Wohnung in New York City. Sie ist Fotografin und träumt davon, als Künstlerin ernst genommen zu werden. Bis es aber soweit ist, hält sie sich mit Foto-Jobs bei Hochzeiten und Bar Mitzwas über Wasser. Als Anne, die als Autorin erste Erfolge feiert, ihren neuen Freund Martin kennenlernt, ist es vorbei mit der WG-Seligkeit: Anne zieht aus und Susan sieht sich auf das ungeliebte Wohnen alleine und ihr nicht existentes Liebesleben zurückgeworfen …
Claudia Weill konnte ihr Langfilmdebüt damals bei den Festivals in Rotterdam und Cannes präsentieren. Girlfriends zeichnet sich durch seinen lakonischen Humor und den präzisen Blick auf Frauenfreundschaften aus. Stanley Kubrick fand 1980: “Der interessanteste Film aus den USA der letzten Jahre.”

So., 5.9., Do., 9.9. & Mo., 13.9. (Filmclub) um 19 Uhr

Born in Flames (Lizzy Borden, 1983)
BORN IN FLAMES spielt im New York der Zukunft, zehn Jahre nach einer sozialistischen Revolution in den USA. Auch in diesem alternativen Amerika hat sich für Frauen nichts geändert. Unterdrückung, alltägliche Diskriminierung, sexuelle Übergriffe, Doppelbelastung: Den Frauen reicht es. Sie verbünden sich quer zu sozialen, ethnischen, kulturellen oder sexuellen Identitäten und nehmen den Kampf auf.
Lizzy Bordens zweiter Film spielt mit Punk-Attitude und Mockumentary-Elementen, sie drehte ihn mit Freundinnen sowie prominenten Vertreterinnen der feministischen Szene New Yorks. So haben auch die Auftritte der späteren Oscar-Regisseurin Kathryn Bigelow und der feministische Autorin und Aktivistin Florynce Kennedy einen Anteil daran, dass Born in Flames zum Kultfilm avancierte.
Mo., 6.9., So., 12.9. & Mo., 27.9. um 19 Uhr

Variety (Bette Gordon, 1983)
Christine lebt in New York und braucht einen Job. Sie findet ihn an der Kasse eines Pornokinos namens „Variety“. Nach und nach entwickelt sie eine Faszination für die dort gezeigten Filme und das Publikum. Als ein scheinbar wohlhabender Kunde sie zu einem Baseballspiel einlädt und abrupt aufbricht, beginnt sie, ihn zu verfolgen. Ihre Obsession führt sie in dunkle Straßen, auf Fischmärkte, vielleicht sogar in die Welt der Mafia? Christine verliert sich zunehmend in einer Zwischenwelt.
Ähnlich wie Lizzy Borden versammelte auch Bette Gordon für ihren Film die New-Yorker-Szene-Prominenz für diese Produktion. Das Drehbuch stammt von Punk-Literaturikone Kathy Acker, die Fotografin Nan Goldin spielt mit und die Filmmusik komponierte der Saxofonist John Lurie.
Fr., 10.9. & Do., 16.9. um 19 Uhr

Desert Hearts (Donna Deitch, 1985)
Reno, Nevada im Jahr 1959. Vivian, Literaturprofessorin aus New York, kommt in dieses Mekka des Glücksspiels und der Scheidungswilligen, um sich nach zwölf Jahren leidenschaftsloser Ehe von ihrem Mann scheiden zu lassen. Sie trifft auf Cay, die in einem Casino arbeitet. Cay hat immer eine fürs Bett, sucht aber die Frau, die ihr wirklich etwas bedeutet. Sie verliebt sich in Vivian und verführt sie mit atemberaubender Selbstverständlichkeit. Zwischen ihnen entwickelt sich eine leidenschaftliche Liebe, die nicht nur die beiden Frauen, sondern auch ihr Umfeld auf die Probe stellt ...
Unter anderem wegen seiner unverblümten Darstellung von lesbischem Sex gilt dieses auf einem Roman von Jane Rule beruhende Debüt von Donna Deitch als Ikone des Queer-Cinema. Später arbeitete Deitch für Orpah Winfey, die die Regisseurin engagierte, nachdem sie Desert Hearts gesehen hatte. Nach der Vorführung der reataurierten Fassung beim Sundance 2016 kündigte Deitch ein Sequel an, das bislang nicht realisiert wurde.
Sa., 11.9. & Fr., 17.9. um 19 Uhr

Daughters of the Dust (Julie Dash, 1991)
1902 auf einer Insel vor der Küste von South Carolina: Die Familie Peazant trifft sich zu einer Art „letztem Abendmahl“, bevor die meisten Mitglieder zu einem neuen Leben auf dem Festland aufbrechen. Die Peazants stammen von den Gullah ab und sind Nachfahren versklavter Westafrikaner:innen. Drei Generationen treffen aufeinander, im Zentrum Nana, die Matriarchin der Familie, und ihre Schwiegertöchter. Gemeinsam sprechen sie über Vergangenheit und Zukunft, Tradition und Aufbruch, gute und böse Erinnerungen …
Mit Daughters of the Dust zeigt das Filmhaus den ersten Film einer schwarzen Regisseurin, der jemals einen offiziellen Kinostart in den USA erlebte. Der traumartige, von afrikanischer Erzähltradition inspirierte Film diente unter anderem Beyonce als Inspiration für ihre Musikvideos.
Sa., 18.9. um 20 Uhr, Einführung: Dr. Katharina Gerund (FAU Erlangen-Nürnberg, Fachbereich Amerikanistik)
Mi., 29.9. um 18.30 Uhr

The Watermelon Woman (Cheryl Dunye, 1997)
Cheryl und Tamara sind Teil der Schwarzen lesbischen Community in Philadelphia und verdienen ihr Geld in einer Videothek. Nebenher versucht Cheryl ihren Einstieg als Filmemacherin und beginnt mit dem Dreh einer Dokumentation über „The Watermelon Woman“, eine Schwarze Nebendarstellerin der 1930er und 1940er Jahre, die im Abspann immer nur unter diesem Namen zu finden ist. Während sie Interviews mit Zeitzeug:innen filmt, lernt sie Diana kennen, die ein starkes amouröses Interesse an Cheryl zeigt …
Im Langfilmdebüt der Regisseurin Cheryl Dunye trifft fiktive Doku auf fiktionalen Spielfilm. Dunye entwarf dafür nicht nur die Figur der Watermelon Woman, sondern auch ein komplette dazugehöriges Foto-Archiv. Da die Geschichtsschreibung über afroamerikanische und lesbische Schauspielerinnen so mangehalft sei, habe sie sie einfach erfunden.
So., 19.9. & Di., 28.9. um 19 Uhr

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Filmhaus Nürnberg
Königstraße 93.
 




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