Glückwunsch (auch an uns): Nürnberger Kulturpreise 2021
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Gerüchte geisterten durch die Stadt, Hoffnungen wurden geweckt und manch ein Kulturschaffender hat viele schlaflose Nächte hinter sich. Jetzt hat der Nürnberger Stadtrat endlich die Köpfe zusammengesteckt und eine Entscheidung gefällt. Die Nürnberger Kulturpreise 2021 gehen an eine bildende Künstlerin, ein Stadtteilzentrum, ein Tanzensemble, einen Musiker und einen Literaten – und mit dem auch ins curt Büro. Hurra! Im Einzelnen:
Jasmin Schmidt – Bildende Künstlerin
Die in Nürnberg und Flossenbürg lebende Künstlerin, geboren 1981 in Regensburg, bewegt sich seit Jahren höchst eigenständig und souverän zwischen den Gattungen Zeichnung und Malerei. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2013 mit dem Kulturpreis Bayern und 2014 mit dem Bayerischen Kunstförderpreis für Bildende Kunst. Schmidt, die in Nürnberg und Kapstadt studierte, ist eine stille, doch blitzschnelle Beobachterin, die ihre Arbeiten immer wieder überarbeitet, zuschneidet, vernäht und gliedert, bis aus den Malgründen objekthafte Gebilde entstehen. Dabei sollen keine Illusionen des realen Raums suggeriert werden, das Bild selbst ist vielmehr der Ort, auf den es ankommt. Jasmin Schmidts hochatmosphärische Bildwelten erzählen geheimnisvolle Geschichten mit abstrahierten Motiven, die wie von Geisterhand gelenkt wirken.
DESI Stadtteilzentrum – Programmgruppe
Die DESI-Programmgruppe spielt seit 40 Jahren eine aktive Rolle bei der Gestaltung des Nürnberger Kulturlebens. Die Gruppe, ehrenamtlich getragen und offen für alle Interessierten, gestaltet das kreative Kulturangebot des Stadtteilzentrums. Neben Konzert- und Clubveranstaltungen beinhaltet das vielfältige Programm auch Lesungen, Theaterproduktionen, Film- und Informationsveranstaltungen. Das kulturelle Angebot richtet sich an ein heterogenes Publikum aller Altersgruppen. Die Programmarbeit der DESI verbindet auf nahbare Weise kulturelle Perspektiven. So fanden 2020 unter anderem Kooperationen mit dem Nürnberger Staatstheater (HAYMATLOSLesereihe) und EDEL EXTRA e.V. (Ausstellung mit Rahmenprogramm „Aus Worten wurden Taten“) statt. Während der Ausnahmesituation im Jahr 2020 zeigte sich die wichtige Rolle der DESI für die Nürnberger Kulturszene: Sowohl das virtuelle Ersatzprogramm als auch die Außenveranstaltungen boten lokaler Künstlerschaft eine Plattform.
Jugendtanzensemble Nürnberg
Das im April 2017 gegründete Jugendtanzensemble schließt in vorbildlicher Weise eine Lücke zwischen Tanz als Hobby für Jugendliche und beginnender professioneller Tanzausbildung. Die derzeit 20 Tänzerinnen und Tänzer haben ein performatives Niveau erreicht, das weit über Freizeitgestaltung hinausgeht. Das Ensemble führt seine Mitglieder an vielfältige künstlerische Inhalte heran und fordert von den Jugendlichen auch stets choreographische Arbeit. Als eines der elf geförderten Projekte des Open Call im Rahmen der Kulturhauptstadtbewerbung der Stadt Nürnberg bewies das Ensemble 2019 bei mehreren – teils auch künstlerisch höchst anspruchsvollen – Auftritten in der Stadt die hohe Qualität seiner Arbeit. Manuela Liszewski
und Lina Wagner betreiben das Ensemble ehrenamtlich mit Idealismus und künstlerischer Aufrichtigkeit. Auch verdient die Ausdauer der Leitenden und Jugendlichen in der Pandemie besondere Anerkennung.
Johannes Reichert – Musiker
Der Countertenor Johannes Reichert ist eine im besten Sinne schillernde Persönlichkeit der Musikszene der Metropolregion. Seine Projekte zeigen stets große Gestaltungsfantasie weit über die Grenzen der Musik hinaus. Er konzertiert weltweit mit Projekten zwischen alter Musik, Oper, Weltmusik, Tanz, Jazz, Rock und Avantgarde und hatte bislang an über 40 CD-Einspielungen auch für große Labels Anteil. Sein eigenes Label „Meta Records“ vertritt hohen künstlerischen Anspruch in dieser Offenheit. Als Co-Leader war er im Frühjahr mit „Orpheus has just left the building“ für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie Grenzgänge nominiert. Johannes Reichert steht als ein sehr ungewöhnlicher und markant eigenständiger Künstler der Metropolregion für eine langjährige Belebung der kulturellen Szene.
Andreas Thamm – Autor
Der Jugendbuchautor Andreas Thamm, geboren 1990 in Bamberg und mittlerweile Nürnberger, schreibt einfühlsame und viel gelobte Bücher (Heldenhaft, 2015; Wenn man so will, waren es die Aliens, 2021) über und für heranwachsende Jugendliche. Darüber hinaus wirkt er als ebenso kritischer wie engagierter Journalist. Er tritt mit regionalen Themen in
überregionalen Medien (unter anderem ZEIT Online, Spiegel online, taz) in Erscheinung. Und ist fester Redakteur des besten Magazins der Welt, CURT. Zusammen mit Stephan Goldbach bildet er das Duo „SuppKultur“, das neben kreativen Veranstaltungsformaten Zeitzeugen-Interviews mit Nürnbergerinnen und Nürnbergern führt und diese zugänglich macht, etwa in den Projekten „Erzählstation“ und aktuell „Topografie der Erinnerung“, aus dem ein Live-Hörspiel und eine Oral-History-Stadtführung entstand. 2020 erhielt er den Kunstförderpreis und das Arbeitsstipendium des Landes Bayern.
Die Preise sind mit je 4.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 08.11. in der Tafelhalle statt.
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