Menstruations-Parcours: Das Theater Pfütze wagt sich ans Tabu

SAMSTAG, 17. JULI 2021, THEATER PFüTZE

#Kontroverse, #Menstruation, #Parcours, #Performance, #Theater, #Theater Pfütze

Das Theater Pfütze macht einen Theaterparcours auf dem Platz vor seinem Haus. Schöne Sache und so pandemiegerecht, weil open air, denkt man und rechnet im ersten Moment nicht damit, dass es das Kinder- und Jugendtheater damit in die B***d-Zeitung schafft: “Absolut unpassend!” Ein Stadtrat von der FDP skandalisiert den Parcours. Grund: Die Aktion thematisiert aufklärerisch die Menstruation.

Tabus sind dazu da, um aufgebrochen zu werden. Sprechverbote, insbesondere wenn sie den menschlichen Körper und seine Natur betreffen, führen zu nix Gutem und jeder Ansatz, solche Inhalte kinder- bzw. jugendgerecht zu vermitteln, sind wertvoll, um so einen gesellschaftlichen Entkrampfungsprozess weiter voranzutreiben.

Das Theater Pfütze macht also nichts anderes, als seinen Auftrag ernst zu nehmen, wenn es sich dafür entscheidet, sich dem Thema Menstruation zu widmen. Am 16. und 17. Juli war der Parcours, Der Tag, an dem ich meine Binde in den Dünen vergrub, fürs Publikum geöffnet. Am blutigen Publikumsbarometer sollten die Besucher*innen über gängige Meinungen zum Thema abstimmen, im erste Hilfe Beet wuchsen zyklusunterstützende Kräuter, an der Nähstation fand ein Workshop für wiederverwendbare Binden statt und der Theatersaal hatte sich ins Innere eines Uterus verwandelt.

Alles Grund genug für Ümit Sormaz, um zu sagen: bäh! Er findet die Inszenierung “absolut unpassend”, so lässt sich der FDP-Stadtrat vom Boulevard zitieren. Das Thema sei viel zu persönlich für eine Ausstellung und sollte jungen Menschen nur im behüteten Rahmen nahegebracht werden.

Auch in den sozialen Medien schlug die Inszenierung hohe Wellen. Das Theater Pfütze schreibt: “Die Entwicklungen haben uns verdeutlicht, dass wir mit unserer Themenwahl einen Nerv getroffen haben und das Thema Menstruation noch viel Aufklärung bedarf!” Und in Richtung des FDP-Manns: “Tatsächlich hat es unser Projekt schließlich sogar in die BILD-Zeitung geschafft! Wir danken Herrn Oberbürgermeister Marcus König, der mit dem Projekt betraut ist, herzlich für seine Stellungnahme! Gleichzeitig laden wir Herrn Ümit Sormaz herzlich dazu ein, uns mit seiner Familie zur Wiederaufnahme des Projektes – selbstverständlich kostenfrei – zu besuchen, um sich ein Bild vor Ort von unserem Projekt und dessen thematischer Aufbereitung machen zu können, zu dessen Gelingen sowohl die Zusammenarbeit mit dem Frauen & Mädchen Gesundheitszentrum Nürnberg sowie die kostenfreien pädagogische Einführungen in den Schulklassen durch unsere Pädagoginnen beigetragen haben.”

Das Team des Theaters möchte die Kontroversen als Ansporn nehmen. Sie beweisen, wie sehr ein natürlicher Vorgang in unserer Gesellschaft nach wie vor tabuisiert ist. Insbesondere Pädagog*innen seien von dem Parcours aber begeistert gewesen. Eine Wiederaufnahme und eine Version für Schulklassen stehen momentan im Raum. 

Bericht in den Nürnberger Nachrichten: 
Nürnbergs “First Lady” Anke König eröffnet Menstruations-Parcours

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Theater Pfütze

Äußerer Laufer Pl. 22, Nbg

 




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