Wir bleiben, bis ihr handelt: Die Kolumne aus dem Klimacamp

FREITAG, 9. JULI 2021, KLIMACAMP NüRNBERG

#Klimacamp, #Klimaschutz, #Kolumne, #Nürnberg, #Umwelt

Als ich die ersten Buchstaben zu dieser, meiner ersten (!) CURT-Kolumne in meinen Laptop klopfe, feierte das Klimacamp in Nürnberg gerade den 300. Tag ununterbrochener Dauermahnwache auf dem Sebalder Platz – Pressemitteilung, Instagrampost, Facebooknachricht, Campzeitung inklusive.

Aber ist „feiern“ eigentlich das richtige Wort? „Wir bleiben, bis Ihr handelt“ ist die übergeordnete Ansage der Campbewohner:innen, welche sie auf verschiedene Weise an das nebenan gelegene Rathaus richten. Ich kann es vorwegnehmen: Der Grund, aus dem am 3. September 2020 die Idee für ein Dauerzeltlager geboren wurde, besteht unvermindert fort. Die Einsicht der Regierenden, dem sogenannten „Klimaschutzfahrplan Nürnberg 2020-2030“ konkrete, nachvollziehbare und wirksame Taten folgen zu lassen: Fehlanzeige. Und so werden die Nürnberger Klimacamper:innen wohl noch länger bleiben (müssen).

Aber mal ein Schritt nach dem anderen, zumindest, was diese Kolumne betrifft. Vermutlich muss ich Dich, liebe künftige Stammleserin, lieber künftiger Stammleser, erstmal „abholen“ – das wäre zumindest angemessen. Also wo fange ich da am besten an? Ganz vorne, am 03. September 2020? Oder nein – ich beginne mit meinem persönlichen Einstieg ins Klimacamp.

Und … vielleicht fragst Du vollkommen zurecht: „wer ist eigentlich ‚ich‘?“.

Ich also bin Alex, wohne in Nürnberg und abgesehen von einigen „Aktionen“, die ich meiner, über vierzigjährigen Jugend zuschreibe, bin ich bislang nicht sonderlich als Umweltaktivist in Erscheinung getreten. Natürlich bin ich Zeit meines Teenager- und Erwachsenenlebens schon immer in gewisser Weise „politisch“ gewesen und vor allem dem Umweltschutz eng verbunden, sammelte Unterschriften, spendete Geld, sammelte Müll, demonstrierte immer Mal wieder gegen eine große bayerische Volkspartei usw. Aber so richtig, dauerhaft „aktiv“? Wohl eher nicht.

In mir wohnte jedoch schon von früher Kindheit an das Gefühl, dass es nicht richtig sein kann, wie wir mit unserem einzigartigen Planeten umgehen.

Und so führte mich mein Weg eines schönen Tages im Spätherbst des Coronajahres 2020 über den Sebalder Platz. Nicht zufällig, denn natürlich hatte ich schon irgendwo gehört oder gelesen, dass sich da ein paar „Ökos“ in Sichtweite des Rathauses niedergelassen hatten, um dessen „Insassen“ daran zu erinnern, dass es auch für Nürnberg in Sachen „Klimaschutz“ viel zu tun gibt – um es halbwegs diplomatisch zu formulieren. Kurzum, meine erste Kontaktaufnahme wurde prompt und einladend von Erik erwidert. Offensichtlich ein Zeltler der ersten Stunde. Auf meine Frage, wie ich denn das Klimacamp unterstützen könne, war die Antwort so konsequent wie einleuchtend: „in dem Du uns ein wenig Deiner Zeit widmest“. Erik erklärte mir, dass es sich beim Klimacamp um eine genehmigte, politische Versammlung handele, deren Voraussetzung es unter anderem sei, immer mindestens zwei Versammlungsteilnehmer:innen im Camp vorweisen zu können – 24/7. Um diese Verantwortung auf möglichst viele Schultern verteilen zu können, habe man tagsüber ein Schichtsystem im Zweistundenrhythmus organisiert. Zusätzlich eine Nachtschicht von 23 bis 7 Uhr. Soweit schon mal recht beeindruckend, finde ich.

Somit sei mit jedem Menschen, der bereit ist, auch nur zwei Stunden für das Klimacamp zu opfern, die Versammlung für weitere zwei Stunden gesichert. Das klingt einleuchtend … sogar für mich. Und schon war ich dabei … im Klimacamp. Hab‘ Schichten in den langen und sehr kalten Wintermonaten übernommen und darf mittlerweile eine Kolumne für CURT schreiben – das ist doch was!

Aber da war doch noch was? Na klar, der Sinn und Zweck des Ganzen! Schließlich hat sich das Klimacamp einen klaren – oder doch nicht so klaren (?) Auftrag gegeben. Aber welchen eigentlich genau? Was „wollen“ die Dauercamper eigentlich? Sind das nur ein paar abenteuerlustige Jugendliche, denen ein normales Zeltlager zu langweilig ist? Wenn man dem einen oder anderen Pressekommentar Glauben schenkt, dann ist das wohl so. So titelte ein lokaler Kommentator vor einigen Wochen, „Privilegierte können leicht kritisieren“. Angesichts eines so wichtigen Themas, wenn nicht des wichtigsten Themas der heutigen Zeit überhaupt: dem menschengemachten Klimawandel und dessen mittelbare und unmittelbare Folgen für unseren Planeten, fehlen mir bei so viel Ignoranz die Worte. Zumal der Meinungstext schnell offenbarte, dass sich dessen Verfasser nicht mit den eigentlichen Forderungen und Zielen des Klimacamps vertraut gemacht hatte.

Wie Ihr seht, gibt es noch sehr viel über das Klimacamp Nürnberg zu erfahren, über dessen Ziele, Aktionen, Herausforderungen und auch kleinen Niederlagen.

WIR BLEIBEN, BIS IHR HANDELT




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#Klimacamp, #Klimaschutz, #Kolumne, #Nürnberg, #Umwelt

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