Der Bonsai ist ein bayrischer Baum: Ein Festival der regionalen Szene im MUZGarten

9. JULI 2021 - 10. JULI 2021, MUZ CLUB

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The kids are alright, wann konnte man das jemals überzeugter sagen als in diesen Tagen? 25 junge kulturaffine Menschen haben ein Kollektiv gebildet, das sich unterm Dach von MUZ und Luise ein neues Festival für Nürnberg ausgedacht hat. Ein Festival, das eigentlich zu groß ist für das MUZ-Gärtchen, am 09. und 10. Juli aber genau dort einen ersten kleinen Aufschlag feiert. Umsonst und draußen und barrierefrei. Das Bonsai Festival ist eine rundum gute Sache.

V:All heißt das Motto des ersten Bonsai Festivals – also: Wir alle gemeinsam. Der Kollektivgedanke steht beim Bonsai ganz prominent im Vordergrund. Hinter dem Programm, der Deko, der Technik und der Kommunikation stehen im Endeffekt keine Profis oder Eventfirmen, sondern junge Ehrenamtler, die von MUZ und Luise – The Cultfactory mit der nötigen Infrastruktur versorgt werden. Das Motto bezieht sich aber nicht nur auf die Festivalmacher*innen, sondern auch auf uns, das liebe Publikum, das barriere- und kostenfrei hereinspaziert – alle machen mit, alle nehmen Teil. Im kommenden Jahr dann noch eine Nummer größer am Wöhrder See als Nachfolger des schmerzlich vermissten Klüpfel Open Airs.

Der Bonsai ist eine  bayrische Baumart, der programmatische Fokus des Festivals liegt auf der regionalen Musikszene, die hier einmal mehr beweisen kann, wie stark und vielfältig und bunt sie ist. Der Freitag, 09.07., startet mit sphärischem Indie-Pop von Ala Cya aus Augsburg, die mittlerweile in einem Oldtimer-Tourbus lebt und Songs vom Reisen und Inderweltsein mitbringt. The Komets aus Ingolstadt bringen ihre schlicht schönen Indie-Folk-Songs in den Garten – mehrstimmiger Gesang und Cello! Das Sunday Morning Orchestra ist in Nürnberg immer gern gesehen und das feine Duo mit seinem Garage Jazz passt wie Sonnenhut mit Propeller auf Kopf zu diesem Festival. Den Abschluss am Samstag besorgt das ungleiche und dabei äußerst eingespielte Duo aus der Mundart-Liedermacherin und der Jazz & Blues-Sängerin: Karin Rabhansl und Julia Fischer sind Fischer & Rabe.

Damit man am Samstag, 10.07. in der Früh gleich auf Betriebstemperatur kommt, kommt ab 11 Uhr das Kollektiv Scheppercore zum Zug. Wer die kennt, weiß: Es gibt einen Heavy-Metal-Biergarten mit DJ-Team und Verpflegung. Wünsche werden entgegengenommen, wenn Metal oder vielleicht mal ein Hard Rock. Am Nachmittag geht es weiter mit einem Duo, das gleichzeitig ein Versprechen ist: Endlich schlechte Akustik spielen Akustikpunk ohne Anspruch auf Perfektion und mit viel Herzblut und Bierschweiß. Es folgt gleich das nächste Duo, mit allerdings musikalisch komplett anderer Ausrichtung: Alplay spielen Kleeblattmusik, sagen sie selber, was heißt Pop-Punk und Wave auf den Spuren von Gang of Four oder Suicide. Mit Edle Brüder Records wird das Genrekarussel komplett: Giuseppe Amore, Bertolt Knecht und DJ Mario Ramazzotti schmieren euch smoothe Raps auf Oldschool-Beats und Saxophon-Licks um die Ohren.

Gegen Abend freut sich das Bonsai-Publikum dann auf die wahrscheinlich charmanteste deutschsprachige Indie-Pop-oder-was-auch-immer-das-ist-Band der Region, die uns zuletzt mit ihrer MUZsession (siehe unten) in Verzückung versetzt hat: Nun flog Dr. Bert Rabe sind seltsam und einigängig, skurril und anders und gut. Der Abschluss des ersten Bonsai Festivals kommt dann von einer Münchnerin: Lauraine spielt Synth Pop mit gesellschaftspolitische Anspuch, es geht um Empowerment, Diversität und Inklusion. Und darum geht es beim Bonsai ja schließlich eh. Wir freuen uns auf ein Festival, das jetzt schon durch und durch wholesome klingt.







 




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Auf dem neuen
Insta-Kanal des Festivals werden peau a peau die einzelnen Acts vorgestellt. Mit dabei sind unter anderem Average Pizza und die Disco Dolphins, beide mit curts Timmy!, im Palais Schaumburg, das feministische Rap-Duo Die Arschlöcherinnen im Mops von Gostenhof, gleich zwei Chöre singen im Bistro West, Meandreas spielen ihren melancholischen Pop-Punk im Kiosk West und apanorama schicken Elektro-Klanglandschaften über den Veit-Stoß-Platz, im Gostenhofer Dorfschulze jammen sich Naioma durch loopy TripHop-Welten, im Gogarten gibt’s viel Gitarrenmusik von Bluesrock über Psychedelic bis Punkrock mit Worst Advice, Jen Kova zeigt uns im Tellerrand was Urban Pop ist und das Wurst Kollektiv zeigt KI-Wurst im Edel Extra. Und noch viel mehr! Fantastisch.





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In diesem Jahr ist zum Beispiel die absolut großatige Songwriterin Shitney Beers mit am Start, die mal den Indierock wütend auf links shredded, mal mit traurigen, sanften Songs anrührt. Kein richtiger Geheimtipp mehr sind Sharktank, viel eher fragt man sich, wann ihnen mit diesem lässigen Synthie-HipHop-Pop der internationale Durchbruch gelingt. Bilbao, nicht aus Spanien, sondern aus Hamburg, verzücken auf ihrem Debütalbum mit Indierock ohne Angst vor catchy Melodien. Bassist und Mastermind Jannes hat bereits mit Samy Deluxe und Hayiti gearbeitet, von daher kein Wunder, dass er songwritingtechnisch auf hohem Niveau abliefert. Auch zwei besondere, regionale Lieblinge der Redaktion gehören für das E-Werk-Team zum Besten der Gegenwart: Nun Flog Dr. Bert Rabe und Figure Beach. Kein Widerspruch von unserer Seite!

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