Geschenke für Filmfans: Ein Jahr kino3!
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Wir stellen uns ein Feuerwerk vor, das effektvoll über Künstlerhaus zündet, massenhaft Konfetti, das uns drei Tage später noch in den Ohren klebt und eine massiv überdimensionierte Torte, auf der genau eine raketenhafte Kerze brennt: Das kino3 wird eins. Und wir gratulieren besonders herzlich. curt war von Anfang an mit dabei und kann aus voller Überzeugung behaupten: Gut, dass es dich gibt, kino3, du hast diese Pandemiescheiße ein ganzes Stück erträglicher gemacht.
Ganz kurz nochmal für alle, die es aus irgendwelchen Gründen nicht mitbekommen haben: Das Filmhaus in Nürnberg ist ein Kino mit sehr guter, hochqualitativer Filmauswahl, das in der Pandemie, wie alle Kinos, größtenteils zu bleiben musste. Deshalb gibt es seit einem Jahr das kino3, ein Streamingportal mit ebenfalls sehr guter, hochqualitativer Filmauswahl. Jede Woche kommen neue Filme hinzu, Arthouse- und Indie-neuigkeiten, die jetzt vielleicht angelaufen wären, Klassiker, die vor dem Vergessen bewahrt werden müssen, und Filme, die gerade aus irgendeinem Grund gut passen, zum Beispiel wenn Berlinale ist. Außerdem ist das kino3 zu dem Ort geworden, an dem sich die Festivals treffen, das feministische bodyon, das Figurentheaterfestival, um ebenfalls ihre Inhalte zu streamen. Funktioniert alles sehr gut und setzt im Allgemeinen einen Kontrast zum teilweise trashigen Übergangebot der Streamingriesen. Wir haben das gerne genutzt und werden das auch in Zukunft tun.
In seinem ersten Jahr hat das kino3 rund 200 Kurz- und Langfilme, Einführungen und Diskussionen, Filmgespräche, Theater- und Performanceinszenierungen gezeigt. 12.000 Zuschauer*innen haben über 400.000 Minuten gestreamt. Und wohlgemerkt: Dabei keine einzige Minute verschwendet.
Zum Geburtstag will das kino3 etwas zurückgeben. Am Freitag, 28.05., startet deshalb das Geburtstagswochenende mit zwei Kurzfilmprogrammen, einem für Kinder ab 4 und einem für Erwachsene, die bis 30.05. von jedem und jeder kostenfrei gestreamt werden können. Also auch ohne Freundschaftskarte, die man normalerweise als Zugang braucht.
Außerdem nutzt das kino3 den Anlass, um zwei Liebeserklärungen an das Kino an sich zu zeigen. Der Vorführeffekt ist das filmische Denkmal an alle Filmvorführer*innen. Der Hamburger Filmemacher und -vorführer Carsten Knoop entführt die Zuschauer*innen in das magische Universum analoger Projektionsräume. In einer Stunde Film erfährt man alles über diesen mystischen Berufsstand – und noch viel mehr: Dass in Indien die Projektoren von heiligen Männer gesegnet werden zum Beispiel. Ab 03.06. kommt dann noch Bellaria hinzu, eine Hommage an das gleichnamige Kino in der Wiender Museumsstraße und die alten Wiener Filmfans, die dort hinpilgern.
Schon ab dieser Woche neu im Programm ist das Spielfilmdebüt des kambodschanisch-französischen Regisseurs Davy Chou. Diamond Island erzählt vom 18-jährigen Bora, der sein Heimatdorf verlässt, um in Phnom Penh an einem halbvollendeten Luxushotelkomplex zu arbeiten. Für 150 Dollar im Monat riskiert er tagtäglich seine Gesundheit, während er das Hotel selbst nie betreten wird. Als Bora dort überraschend seinen Bruder trifft, führt ihn dieser ins rauschende Nachtleben Phnom Penhs ein, das den Jugendlichen dazu dient, der Arbeit zu entfliehen und erste Erfahrungen in der Liebe zu machen. Der Film, der seine Laiendarsteller*innen durch eine surreal flimmernde Stadt schickt, gewann beim Filmfestival Cannes 2016 den SACD-Award der Interantionalen Woche der Kritik sowie in der Folge zahlreiche weitere Preise. So eine Perle schüttelt das kino3 mal eben so aus dem Ärmel.
Zwei Ankündigungen noch im Rahmen des ebenfalls hier verorteten Fotofestivals: Finding Vivian Maier befasst sich mit einer der größten Street-Fotografinnen des 20. Jahrhunderts, die jedoch viel zu lange unbekannt blieb. Und am 01.06. spricht Max Böhner, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Kunstgeschichte und -theorie der Moderne und Gegenwart an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und Doktorand in Kunst- und Bildgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin, über Akt-Bilder, Bildakt, Bild-Aktivismus: Queerness in US-amerikanischen Physique-Fotografien und -Magazinen der 1950er und 1960er Jahre – live bei Zoom, 19 Uhr.
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Kino 3
im Filmhaus Nürnberg
Königstraße 93
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