Mummpitz Jugendclub: Theaterspielen ist ein Geschenk
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Schauspieler*in sein und selber auf der Bühne stehen – hört sich im ersten Moment vielleicht crazy an, ist es aber gar nicht. Die Theater unserer Region – Staatstheater, Pfütze, Mummpitz – haben alle eigene Jugendclubs. Seit März sind diese bayernweit in einem Jugendtheaterrat vernetzt und reden mit, wenn es darum geht, was überhaupt aufgeführt werden soll. Ein guter Anlass, um mal mit Lisa Stützer zu sprechen, Theaterpädagogin am Theater Mummpitz, und nachzufragen: Was bringt Theaterspielen überhaupt?
CURT: Lisa, wie funktioniert der Jugendclub denn während Corona überhaupt?
LISA: Zu Beginn der Spielzeit haben wir uns noch vor Ort im Theater getroffen. Das war großartig, für uns alle. Beim ersten Besuch sagte ein Jugendlicher zu mir, das sei sein schönster Abend seit April gewesen. Genau das merkte ich den Jugendlichen auch an. Von Anfang Dezember bis Mitte Februar mussten wir uns dann einen anderen Weg suchen, um in Kontakt zu bleiben und unser Thema weiter zu verfolgen. Wir schickten unseren Jugendlichen jede Woche einen Brief nach Hause mit verschiedensten kreativen Anregungen. Die Aufgaben bestanden darin, Texte zu schreiben, ihre Rollen weiterzuentwickeln, oder sich Gedanken über mögliche Filmszenen zu machen.
Seit Mitte Februar treffen wir uns online zur regulären Jugendclubzeit, mittwochs von 16:00-17:30 Uhr, und entwickeln verschiedenste Szenen in unterschiedlichen Film-Settings. Da werden schon mal alle Pflanzen der Wohnungen zusammengetragen, damit ein königlicher botanischer Garten entstehen kann.
Allgemein kann ich sagen, es funktioniert. Wir haben einen Weg gefunden, der für unsere Jugendlichen stimmig ist. Aber einig sind wir uns auch darin, sich im Theater zu treffen und gemeinsam zu spielen, kann nicht ersetzt werden. Diese Erfahrungen, die leider zurzeit nicht möglich sind, werden von uns allen schmerzlich vermisst und wieder herbeigesehnt. Die besondere Berührung, das Empfinden, die Nähe, die das gemeinsame Theaterspiel hervorruft, kann durch die digitale Arbeit nicht hergestellt werden.
Ganz blöd gefragt. Was bringt Theaterspielen jungen Menschen? Warum sollte man das tun?
Theaterspielen ist ein Geschenk. Es schenkt einer*einem so viel. Selbstvertrauen, Ausdruck, Lampenfieber, Mut, Zugehörigkeitsgefühl und vieles mehr. Hier kann jede*jeder zeigen, was in einer*einem steckt, fernab von Schulleistung und Noten. Vor allem, wenn die Stücke gemeinsam geschrieben und erarbeitet werden, lernen die Jugendlichen ihren Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu verleihen und sie sicht- und hörbar zu machen. Davon können sie dann auch außerhalb des Theaters profitieren.
Jetzt gibt es einen bayrischen Jugendtheaterrat, u.a. mit zwei Vertreterinnen aus dem Mummpitz Jugendclub. Was bringt so ein Rat, was verspricht sich das Theater davon?
Der bayerische Jugendtheaterrat ist gerade am Entstehen. Samstag, den 20.03. haben sich dazu erstmalig interessierte Jugendliche getroffen und die ersten Schritte in Richtung Jugendtheaterrat gemacht. Aus anderen Bundesländern waren Vertreter*innen solcher Räte dabei und berichteten von ihren Erfahrungen und Strukturen.
Im Prinzip geht es um Partizipation, darum, die Jugendlichen mit ihren Meinungen und ihrer Sicht auf die Welt und das Theater zu beteiligen. Wir haben vor, sie näher an die Strukturen des Theaters heranzuführen, die bei Mummpitz ja nicht unbedingt gleich sind wie bei großen Mehrspartenhäusern. Über den Spaß am Spielen hinaus, wollen wir zeigen, was es bedeutet an einem Theater zu arbeiten. Und natürlich möchten wir von den Ideen der jungen Menschen profitieren!
Welche Themen sind Jugendlichen momentan besonders wichtig?
Gerade eben ist wie bei uns allen auch Corona das allumfassende Thema bei den Jugendlichen. Mit allem, was dieses Virus mit sich bringt: Angst, Einsamkeit, soziale Distanz, Abgeschlagenheit, Zukunftsängste. Darüber hinaus beschäftigen die Jugendlichen aber auch beispielsweise Themen wie Diversität, Gender, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Ernährung und die eigene Identität. Auch die Liebe in all ihren Formen darf natürlich nicht fehlen.
Gibt es besondere Momente, in denen du weißt, dafür machst du Theaterpädagogik?
Meist sind es die kleinen Momente, die ganz besonders sind. Ein kurzes Feedback einer Teilnehmerin oder eines Teilnehmers zwischen Tür und Angel, Gespräche mit Eltern oder Erziehungsberechtigten nach einer Präsentation. Oder auch in den theaterpädagogischen Stunden selbst, wenn alle in ihrem kreativen Tun versunken sind und eine Ernsthaftigkeit zu spüren ist, die so vielen oft nicht zugetraut wird.
Zuletzt die einzelnen Momente des vergangenen Samstags, als wir uns mit den anderen Theatern (Staatstheater, Pfütze, Gostner Hoftheater, Stadttheater Fürth und das Theater Mummpitz) vernetzt haben, um den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Welt wieder theatral zu erobern und gemeinsam Aktionen in Nürnberg und Fürth geplant waren. Ich durfte die Jugendlichen unseres Jugendclubs aus der Ferne bei ihrem Spiel beobachten und dabei zusehen, wie sie von Minute zu Minute mehr in ihrem Tun aufgingen. In solchen Momenten sehe ich einzelne junge Menschen, die verschiedenen Gespräche im Vorfeld, die vorangestellten Übungen, das Lampenfieber und den Mut sich der Welt zu zeigen. Genau dafür will Theaterpädagogik machen!
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Theater Mummpitz.
Michael-Ende-Str. 17, Nbg.
Im Oktober beginnen die neuen Kurse, LampenFieber (8-12 Jahre)
und RollenRausch (13-20 Jahre).
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