Wir-Tschaft neu denken

DIENSTAG, 20. APRIL 2021, NüRNBERG

#Bluepingu e.V., #Essen / Trinken, #Familie, #Frank Braun, #Gemeinwohl, #Nachhaltigkeit, #Ökonomie, #W wie Wir-tschaft

Rund 800 Millionen Menschen leiden weltweit unter Mangelernährung, gleichzeitig werfen wir alleine in Deutschland täglich riesige Berge an Lebensmitteln weg. Knapp die Hälfte der Weltbevölkerung muss mit weniger als 5,50 US$ am Tag auskommen, während 1% der Bevölkerung sich fast 50% des Weltvermögens teilt. Die Ausbeutung von Mensch und Natur, eine Schere zwischen Arm und Reich, die immer weiter auseinander geht, das sind nur zwei von vielen traurigen Fakten, die zeigen, dass es an der Zeit ist, unser derzeitiges Wirtschaftssystem zu überdenken.
TEXT VON FRANK BRAUN.

Wir leben in einer globalisierten Welt, in der Gewinne nicht an Grenzen halt machen. Dann sollte auch soziale und ökologische Verantwortung ein Thema für uns alle sein, oder nicht? Zugegeben, das Thema ist groß und komplex und wir fühlen uns oft nicht in der Lage, hier etwas beizutragen. „Das ist dann doch etwas, das Wirtschaft und Politik regeln müssten“, das denkt vielleicht auch ihr, während ihr dies lest. Aber wer ist denn die WIR-tschaft? Sind wir da nicht irgendwie alle mit im Boot? Wohl fast alle, die mit Schule und Studium fertig sind, verdienen ihr Geld als Teil dieser Wirtschaft, haben eine Rolle, egal wie groß oder klein diese auch immer sein mag. Und als Teil des Ganzen haben wir auch die Chance mitzugestalten.

Eine neue WIR-tschaft gemeinsam mitzudenken und zu gestalten, dort wo wir in diesem System unser Geld verdienen, dazu will die neue Initiative „WIR wie WIR-tschaft“ einladen. Denn die WIRtschaft, wie sie sich die Initiative erträumt, ist ein Wirtschaftssystem von allen für alle. Auch ich arbeite an dieser Initiative mit. Wir sind überzeugt, dass wir alle einen kleinen Beitrag dazu leisten können. Wir wollen Rezepte und Geschichten zum Nachmachen sammeln vom WIR in der Wirtschaft. Von einer WIRtschaft, die andere Werte wachsen lässt: Das Wir, die Natur, das Glück, und die Gerechtigkeit.

Jede und jeder ist eingeladen, dieses „Kochbuch“ mitzugestalten, oder Test-Esser*in zu werden und so einen kleinen Beitrag dazu zu leisten. Auf der Webseite wir-tschaft.jetzt finden sich diese Rezepte und Geschichten zum Nachmachen. Egal, ob es um die Kaffeeküche, den Fuhrpark, das Büromaterial, das Putzen oder den Abfall geht, ich bin mir sicher, jeder von uns hatte schon Ideen, wie wir unsere Firma ein klein wenig besser, gerechter und/oder ökologischer machen könnten. Die Initiative will Mut machen, diese Gedanken und Ideen mit anderen zu teilen, sich mit Anderen zusammenzutun und gemeinsam in ihrer Firma diese Ideen auch umzusetzen. Meist stößt man dabei auch in den Führungsetagen durchaus auf offene Ohren und es scheitert fast nie am Geld, wenn man mal genau hinschaut.

Es wird Zeit, dass wir damit aufhören, wie das Karnickel auf die Schlange zu starren, angesichts der Größe dieses Unterfangens und anfangen, das Ganze in kleine, für uns verdaubare Happen zu zerlegen. Längst gibt es weltweit viele Ideen und Ansätze, wie sich eine solche WIRtschaft gestalten lässt. Die Gemeinwohlökonomie, die aktuelle Diskussion zum Lieferkettengesetz oder auch die Commons-Bewegung sind nur drei von vielen tollen Initiativen, die leider derzeit viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Noch fehlt den meisten von uns ein klares Bild, wie das Gesamtbild dieser WIR-tschaft aussehen könnte. Viele von uns haben wahrscheinlich Angst, dass wir zu denVerlierer*innen gehören könnten, wenn wir ein soziale und ökologisch gerechte WIRtschaft anstreben. Wir sind überzeugt, ein glückliches Leben für alle ist möglich – nicht aber für ein Leben im Überfluss auf Kosten Anderer.

Klar, für die Veränderung hin zu diesem Bild brauchen wir auch massiveren Druck auf die polit-ökonomischen Systeme. Es braucht aber auch ein Bewusstsein, dass das, wie wir gerade Wirtschaft leben, so nicht zukunftsfähig ist und es auch anders geht.

Um das erfahrbar zu machen schreiben wir ein gemeinsam mit euch gestaltetes Kochbuch, in dem die vielen kleinen und großen Rezepte gesammelt werden, die es bereits gibt. Ihr seid alle eingeladen, als Test-Esser*innen und Rezepte-Schreiber*innen zu diesem Kochbuch beizutragen. Denn wie bei einem richtig guten Essen, so braucht es auch beim WIRtschaften viele Menschen, die dafür sorgen, dass die Qualität vom Feld bis zum Teller stimmt.
So können wir einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass für mehr und mehr Menschen weltweit ein Wirtschaftssystem, bei dem alle einen Platz am Tisch haben, erlebbar wird.

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wir-tschaft.jetzt




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#Bluepingu e.V., #Essen / Trinken, #Familie, #Frank Braun, #Gemeinwohl, #Nachhaltigkeit, #Ökonomie, #W wie Wir-tschaft

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MAGAZIN  02.07.2023
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THEATER SALZ+PFEFFER. Gemeinwohl. Das Wort taucht in jüngster Zeit immer häufiger mal auf, hört sich auch ganz freundlich an, aber so ganz und gar versteht man noch nicht, was sich dahinter verbirgt. Dabei gibt es mittlerweile sogar ein Zertfikat für Gemeinwohl, vergeben vom Internationalen Verein zur Förderung der Gemeinwohl Ökonomie (GWÖ). Dieser Verein klassifiziert Unternehmen in vier Kategorien (Menschenwürde, Solidarität/Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz/Mitentscheidung) und stößt einen Prozess an, der zu mehr von all dem führen soll. Nürnberg schmückt sich gern mit nachhaltigen Federn, und nicht zu Unrecht. Das stadteigene Spielzeugmuseum ist das erste Museum Deutschlands, das den eigenen Beitrag zum Gemeinwohl bilanzieren lässt. Und das erste in dieser Hinsicht zertifizierte Theaterhaus der Welt haben wir ebenfalls. Darüber sprachen mit mit Figurentheater-Chefin Wally Schmidt.  >>
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