kino3: Politische Lyrik und Nouvelle Vague
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Neue Woche im kino3, die uns mit gleich drei Neuzugängen ins kommunale Streaming-Filmhaus lockt. Denn wenn man mal ganz ehrlich ist: Draußen ist ganz schön viel los bei dem Wetter. Wir sollen aber Abstand halten, zu Hause bleiben und Arthouse kucken.
May Ayim: Hoffnung im Herz
Nicht abendfüllend, aber wichtig: Die knapp 30-minütige Kurzdoku von Maria Binder behandelt das Leben der afroedutschen Lyrikerin und ersten Wissenschaftlerin, die die Situation schwarzer Frauen in Deutschland untersuchte. May Ayim erreichte mit ihrer Lyrik ein internationales Publikum und hielt den Menschen in ihrer deutschen Heimat den Spiegel vor. Die Doku zeigt sie bei Performances hierzulande wie in Südafrika u. a. mit ihren bekanntesten Gedichten „Blues in Schwarz Weiß” und „Grenzenlos und unverschämt“, die den Rassismus der deutschen Nachwendegesellschaft reflektieren.
Ayim ist eine der prominentesten Vertreterinnen den schwarzen Community in Deutschland. Seit 2004 gibt es zu ihrem Gedenken den May-Ayim-Literaturpreis, seit 2010 nennt die Stadt Berlin ein Ufer in Kreuzberg nicht mehr nach dem Kolonist und Sklavenhändler Otto Friedrich von der Groeben, sondern nach ihr: May-Ayim-Ufer.
Weiterlesen im Missy Magazine: Unverschämt schwarz.
Der Schlachter
Das Genre dieses Spielfilms aus dem Jahr 1969 kann man sich mit etwas Findigkeit vielleicht denken: Jawoll, es handelt sich um einen Psychothriller. Nach einer Reihe von Frauenmorden schöpft eine junge Lehrerin einen schrecklichen Verdacht: Was, wenn ihr Freund, der Dorfmetzger, seine Messer nicht nur gegen Rinder und Schweine richtet …? Claude Chabrol, einer der wichtigsten Vertreter der Nouvelle Vague, hat mit Der Schlachter keine miese Metzelei produziert, sondern ein zutiefst beunruhigendes Kammerspiel, das sich intensiv mit menschlichen Zwängen und dem Gefühl der Einsamkeit auseinandersetzt.
Der Schlachter gehört zu einer besonderen Filmreihe Chabrols, dem Hélène-Zyklus. Chabrol machte fünf Filme, in denen die Protagonisten stets Hélène (mit einer Ausnahme verkörpert von Chabrols damaliger Frau Stéphane Audran), Charles und Paul heißen. Das Filmhaus beabsichtigt, alle fünf Filme in loser Folge zu präsentieren.
Flussfahrt mit Huhn – Director’s Cut
Drittens neu – noch etwas Schönes für die Kinder. Und für nostalgisch veranlagte Erwachsene, denn Flussfahrt mit Huhn ist ein wahrer Klassiker des Genres. Weil ihre Eltern fortgefahren sind, verbringt Johanna die Ferien mit ihrem kauzigen Opa Ewald und ihrem Cousin Robert. Wobei, Robert scheint nicht weniger seltsam: Er hortet Essen in seinem Zimmer und entnimmt Geld aus Spielautomaten. Dahinter steckt ein geheimer Plan: Robert und seine Freunde wollen sich mit Opas Boot auf eine Flussfahrt machen und eine neue Passage zum Meer entdecken.
Für Arend Agthe, einer der berühmtesten Kinderfilmautoren Deutschlands, bedeutete der Film 1983 den Durchbruch. Flussfahrt mit Huhn ist ein turbulentes und poetisches Abenteuer, das auf pädagogische Belehrung verzichtet. Im neuen Director’s Cut hat der Regisseur seinen Film deutlich gekürzt, digitalisiert und den Ton neu gemischt, sodass das kino3 eine freshe Version des Klassikers zeigen kann.
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Kino 3
im Filmhaus Nürnberg
Königstraße 93
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