Flashig gemeinnützig: Secophone möbelt alte Handys auf
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Corona hin oder her, das Amt für Ideen aus edm Quartier U1 stellt seinen Dienst nicht ein. Hier finden nach wie vor regelmäßig Online-Sprechstunden statt, aus denen sich dann still und heimlich kleine bis große und immer gemeinnützige Projekte entwickeln. Wie: Secophone. Das Hackerteam aus dem Verein 0x90.space macht die alten Smartphones aus euren Smartphone-Schubladen wieder nutzbar und verschenkt sie weiter an Leute, die gut eines gebrauchen können. So einfach, so cool. Wir haben nachgefragt, wie das eigentlich überhaupt alles geht.
CURT: Ihr seid technikaffin und wollt eure Kompetenzen im Sinne der Nachhaltigkeit einsetzen. Erstmal: Wie habt ihr euch gefunden und wie viele seid ihr?
SECOPHONE: Wir haben uns in unserer Jugend bei verschiedenen politischen Organisationen engagiert und uns dadurch kennengelernt. Uns hat die Begeisterung für Technik dann zusammengehalten und wir haben immer wieder verschiedene Projekte in dem Bereich zusammen gemacht. Mittlerweile organisieren wir uns im Hackerspace 0x90.space e.V. Im Projekt Secophone arbeiten gerade drei bis vier Leute aus unserem Verein mit. Wir sind gerade dabei, das Wissen an die anderen Mitglieder weiterzugeben, damit sie auch in ihrem privaten Umfeld Handys
aufbereiten ("flashen") können und somit die Ressourcenverschwendung zumindest im Kleinen ein bisschen weniger wird.
Wie seid ihr auf die Idee der Sammelbox gekommen?
Wir werden schon seit einigen Jahren von verschiedenen Personen und Organisationen angefragt, ob wir ihnen nicht Smartphones flashen können oder ob wir noch Smartphones da haben. Bisher haben wir dann den Leuten immer geholfen, ihr eigenes Smartphones zu flashen oder uns mit unserem eigenen Geld auf ebay alte Smartphones bestellt, geflashed und weitergegeben. In einigen Kreisen hat sich das auch rumgesprochen und Menschen haben uns ihre alten Geräte einfach gegeben, damit wir sie flashen und weitergeben.
Wir hatten dann die Idee, dass es bestimmt noch viel mehr Menschen gibt, die alte ungenutzte Geräte im Schrank liegen haben. Mittlerweile gibt es ja sogar Handyverträge, die alle paar Jahre ein neues Gerät garantieren, obwohl das alte noch völlig in Ordnung ist. Da kam uns eine Art Recycling-Box als erste Idee. Immerhin gibt es ja auch Altkleidersammlungen von anderen gemeinnützigen Organisationen. Wir können alte, kaputte Smartphones allerdings nicht vollständig recyclen, daher sind wir letztendlich auf unser aktuelles Konzept gekommen: Menschen können ihre ungenutzten, funktionierenden Smartphones bei uns in die Sammelbox geben und wir bereiten sie auf und geben sie wieder weiter.
Gibt es die Boxen bereits, also kann ich mein Handy jetzt schon loswerden oder sind die noch in der Planungsphase?
Wir haben diese Woche unsere erste Box direkt unten am Quelle-Turm aufgehängt. Da kann man jetzt das Smartphone hineinwerfen oder auch als kleines Päckchen mit der Post hinschicken. Am besten setzt man das Gerät mit unserer Anleitung zurück, wickelt das Smartphone vorher in eine Zeitung oder Tüte, um den Bildschirm zu schützen, und wirft es dann ein.
Was passiert mit den gespendeten Handys? Also: Was macht ihr damit und wohin werden die aufgenmöbelten Handys dann weitergegeben?
Wir prüfen zunächst, ob das Smartphone korrekt zurückgesetzt wurde und ob alle technischen Voraussetzungen vorliegen. Wenn das der Fall ist, ersetzen wir das alte Betriebssystem durch ein freies Betriebssystem namens LineageOS. Dieses bietet bei vielen Geräten noch regelmäßige Updates und erhöht damit die Sicherheit der Nutzer:innen. Zusätzlich verwendet es standartmäßig keine Google Services. Diese werden bei
Wunsch und Bedarf der Empfänger des Smartphones zusätzlich hinzugefügt. Wir geben das Smartphone anschließend unentgeltlich an Menschen weiter.
Wir arbeiten gerade an einem Formular, mit dem sich Menschen die ein Smartphone brauchen, bei uns melden können und dann auf eine Liste gesetzt werden. Der genaue Prozess, wie wir die Smartphones vergeben, steht noch nicht fest. Wir müssen noch schauen, wie wir diese korrekt gemeinnützig verteilen dürfen. Bis dahin kann man uns aber gerne schon bei Interesse eine E-Mail schreiben und wir kontaktieren euch, sobald die Formalia vollständig geklärt sind.
Ist dieses Aufbereitung grundsätzlich mit jedem Gerät möglich? Oder gibts bestimme Anforderungen?
Die Aufbereitung ist für uns leider nur bei noch funktionierenden Android-Geräten möglich. Das hat mit der Lizenz des Betriebssystems zu
tun. Android ist Open Source und dadurch können andere Projekte den Code sehen und verwenden um ein eigenes Betriebssystem zu bauen und Updates einzuspielen. Wir verwenden das Betriebssystem LineageOS, das ein angepasstes Android ist. Das geht mit iOS nicht, da sie ihren Code nicht freigeben.
Leider haben wir bisher noch kein Equipment, um hardwaremäßig kaputte Android-Geräte zu reparieren, daher nehmen wir nur funktionierende Geräte. Am besten sind funktionierende Android-Geräte, welche nach unserer Anleitung zurückgesetzt worden sind. Dadurch kommen wir niemals an die Daten des Smartphones.
Inwiefern war das Amt für Ideen hilfreich für euch?
Durch die Ideenförderung des Amts für Ideen konnten wir Kosten wie die Sammelbox, Sticker und unsere Website decken. Das hätten wir uns ohne Ideenförderung nicht leisten können, denn wir wollten eine qualitativ hochwertige Box, die auch Regen und Unwetter standhält, damit die
eingeworfenen Smartphones trocken bleiben. Das hat so seinen Preis. Das Amt für Ideen hat uns bei der Deckung der Kosten geholfen und
zusätzlich noch mit Beratungsgesprächen unterstützt.
Secophone
ein Projekt aus dem Hackjerspace 0x90.space.eV.
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