Auf dem Weg zur Zero Waste City: RE:NUE das Institut für Müllvermeidung
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Im vergangenen Sommer konnte man immer wieder Menschen beobachten, die mit Greifzangen und Müllbeuteln ausgestattet um den Wöhrder See und die Wöhrder Wiese spazierten. An 16 aufeinanderfolgenden Samstagen befreiten die Zero-Waste-Gruppe Nürnberg und Parents 4 Future die Wiesen, auf denen die Nürnberger*innen sich in der Freizeit die Sonne auf die Platte scheinen lassen, von Müll. Natürlich nicht ohne den angefallenen Dreck vorher dokumentarisch zu fotografieren. Wenn schon so viel Müll anfällt – was zu vermeiden wäre – so sollte er wenigstens im Eimer und nicht auf der Wiese zerfallen.
Was bei der Aktion deutlich wurde, sagt Roland Mietke, sei klar: “Es gibt zu wenig Mülleimer, die sind zu klein und der Leerungs-Rhythmus ist auch nicht optimal.” Die Aktivist*innen stehen während der Aktion mit Bürgermeister Christian Vogel in Kontakt. Sie wollen nicht städtische Säuberungspflichten übernehmen, sondern langfristige Veränderungen erwirken. Auf dem Weg zur Zero-Waste-City. “Unsere Vorschläge”, sagt Mietke, der eine nachhaltige Design-Agentur betreibt, “wurden halbherzig bis gar nicht umgesetzt.”
In sechs Jahren ehrenamtlicher Arbeit hat er diese Erfahrung immer wieder machen müssen. Mietke ist Idealist, Gründer der Bluepingu-Zero-Waste-Gruppe, Klimacamper, Müllvermeidungs- und Anti-Verschwendungs-Experte und überzeugt, dass demokratisches, bürgerschaftliches Engagement echte Veränderung zeitigen kann. Er sei anfangs überrascht gewesen, sagt er, wie schnell man mit dem Thema auf kommunaler Ebene Ansprechpartner*innen in verantwortlichen Positionen findet, im Umweltreferat, im Wirtschaftsreferat, in der Abfallwirtschaft. “Im November haben wir uns dann erstmals die Frage gestellt, ob wir vielleicht nur weitergereicht werden.”
Um Kräfte zu bündeln, mehr Durchschlagskraft zu entwickeln und ja, auch um nicht mehr nur ehrenamtlich tätig zu sein, gründet Roland Mietke, unter anderem mit Beachcleanerin Anne Mäusbacher und Grünen-Stadtrat und Nussecken-König Kai Küfner RE:NUE, das [Bürger*innen] Institut. Nue steht dabei natürlich für Nürnberg, aber auch für new, also Erneuerung, Neuanfang, Re für Reset und Regenerate, Resource, Relax, Reinvent, Respect, Reuse und, und, und. Der Name des Instituts ist schon mal ganz schön clever. Durch den Austausch mit Gleichgesinnten habe man festgestellt, so Mietke, dass man in Sachen nachhaltige Entwicklungsziele, Cradle to Cradle, Kreislaufwirtschaft, etc. deutschlandweit in der Top-Liga mitspiele. Ein Insitut zu gründen, das Bildung und Beratung als Honorarleistungen, vorrangig für Kommunen und Gemeinden, anbietet, sei daher nur nageliegend gewesen.
Das Einsatzgebiet ist dabei nicht auf Nürnberg, nicht auf Mittelfranken oder überhaupt Bayern beschränkt. Man stehe, so Mietke, bereits jetzt in Kontakt mit Menschen in ganz Deutschland. Viele Kommunen hätten nachhaltige Ziele, die Verantwortlichen kennen diese aber oft gar nicht. “Stadträte”, sagt er, “sind eben Politiker, niemals Experten z.B in Sachen Müllvermeidung, Plastiksparen, Konsumverantwortung – sie müssen Generalisten sein.”
Es sei wichtig, Maßnahmen zu formulieren und anzubieten, deren Umsetzung im Hoheitsgebiet der jeweiligen Kommune liegt und die gleichzeitig keine Insellösungen sind, sondern eingebettet in ein größeres Konzept. Im vergangenen Jahr motivierten die Zero Waste Held*innen (ein Projekt der Zero-Waste-Nürnberg-Gruppe) zwölf Nürnberger Eisdielen, ihren Kund*innen Möglichkeiten zur Müllvermeidung anzubieten, zum Beispiel durch Verwendung eines mitgebrachten Bechers oder Pfandsysteme. Solche Dinge könnte auch die Stadt selbst erwirken, findet Mietke, der dabei zum Beispiel an den Eisverkauf auf städtischer Fläche am Wöhrder See denkt.
“Wir gründen RE:NUE auch, weil wir mit unserem Latein am Ende sind. Nach Jahren ehrenamtlicher Arbeit, viel Herzblut, Ideen und Erfindungsreichtum ist noch zu wenig passiert. Wir müssen neue Mechanismen entwickeln, um unsere Ideen da reinzukriegen – in die Stadt Nürnberg und in Unternehmen aber auch die Herzen der Menschen.” Um dieses Ziel zu erreichen, soll zunächst ein Stadtrats-Hearing earbeitet werden, um den Stadträt*innen und dem OB neue Entscheidungshilfen an die Hand zu geben.
Roland Mietke und seine Mitstreiter*innen werden sich nicht entmutigen lassen. Weil sie wissen, dass sie das Richtige tun. Aber warum eigentlich Müll, warum der Strohhalm und der Plastikbecher und nicht das Windrad? “Waste”, sagt Mietke, “heißt auch Verschwendung. Es geht um bedachten Konsum. Aber Müll ist ein unendlich großer Hebel. Das Plastikröhrla benutzt du fünf Minuten, es hat aber ewig gedauert, es durch die Erdölraffinerie und die Fabrik, herzustellen. Und dabei wird natürlich auch schon CO2 ausgestoßen. Das Röhrla zerfällt in Mikroplastik und setzt Giftstoffe frei. Die ganze Welt ist bis zu den Polen angereichert mit Kunststoff. Selbst wenn es ab morgen keinen Plastikeintrag mehr gibt, bekommen wir es nicht mehr aus dem Meer und aus unseren Körpern. Mit dem einzelnen Strohhalm oder Pappbecher hat das erstmal nichts zu tun. Aber die haben Millionen von Brüdern und Schwestern und das macht es dann eben doch relevant.”
RE:NUE – Ein Hub der Nachhaltigkeit für Bürger, Unternehmen, Stadt NUE & Region.
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Zero Waste Helden
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