Wisent: Das flinke Urviech ist zurück
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Der Wisent hat‘s drauf: Das größte Landsäugetier Europas sieht zwar schwerfällig aus, ist aber ultraschnell und kann außerdem schwimmen. Trotzdem hatte der Mensch den engen Verwandten des Bisons fast vollständig ausgerottet. Dank der Zuchtprogramme in Zoos leben heute wieder über 3.500 Exemplare in Naturreservaten. Sogar in Deutschland gibt‘s wilde Wisente. Und natürlich im Tiergarten Nürnberg.
Als der Mensch noch ein Jäger und Sammler war, marschierten Herden verschiedenster mächtiger Rinderarten durch Europa. Ganz bekannt ist der Auerochse, der heute ausgestorben ist. Der Wisent graste in vorgeschichtlichen Zeiten im Norden Spaniens genauso wie im Baltikum, in Russland und im Iran. Schon vor 6000 Jahren begann der Lebensraum der „Bergbüffel“ allerdings zu schrumpfen. In dieser Zeit fingen die Menschen nämlich damit an, Landwirtschaft zu betreiben und an einem Ort sesshaft zu werden, wozu man viele Wälder abholzen musste. Später galt ihr Fleisch als Delikatesse und der Wisent wurde bejagt. Das letzte freilebende Exemplar auf deutschem Gebiet wurde 1755 von einem Wilderer erlegt. Der Urwald von Białowieza ganz im Osten Polens bzw. im Westen Weißrusslands entwickelte sich in dieser Zeit zum letzten Rückzugsort der Tiere. Zum Ende des ersten Weltkriegs fiel jedoch auch die dortige Population den Menschen bzw. der Wilderei zum Opfer.
Doch seit 1923 bemühen sich verschiedene Zoos auf der ganzen Welt um die Arterhaltung durch Zucht. Viele der Gründertiere in den 54 beteiligten Zoos waren direkt mit den letzten Wisenten in Białowieza verwandt. Anfang der 50er-Jahre konnten die ersten ihrer Nachfahren wieder in den dortigen Nationalpark zurückkehren. Seitdem fanden auch im russischen Kaukasus, der Slowakei, Rumänien, Litauen und der Ukraine Auswilderungsprojekte statt. Und: hier bei uns. Seit 2013 gibt es auch in Deutschland wieder wilde Wisente: fünf Kühe, ein Bulle und zwei Jungtiere zogen damals ins Rothaargebirge in Nordrhein-Westfalen, in der Zwischenzeit ist die Herde auf 25 Exemplare angewachsen. Sie sind die größten freilebenden Säugetiere, die es in Deutschland gibt. Die Wisente sind aber nicht nur groß, schwer (die Bullen bringen bis zu 800 Kilo auf die Waage) und zottelig, sondern auch ziemlich hungrig. Bis zu 60 Kilo Gras, Laub, Zweige, Kräuter und kleine Bäume verspeist so ein Wisent pro Tag. Angst müssen Wanderer im Rothaargebirge aber nicht haben, denn die Tiere sind scheu. Näher als 40 Meter lassen sie die Menschen nicht an sich heran. Dann ergreifen sie die Flucht und sind dabei bis zu 60 Km/h schnell. Verrückt, dass ein so großes Tier so schnell rennen kann, oder? Lang halten die Wisente diesen Galopp aber natürlich nicht durch.
Der Nürnberger Tiergarten beteiligt sich schon seit 1985 an Zucht und Auswilderung der schönen Büffel. Zwei Tiere aus der Nürnberger Herde zogen 2002 ins Donaumoos, wo heute insgesamt 30 Wisente in einem 25 Hektar großen Gehege leben. Die Tiere dort kümmern sich um Landschaftspflege, indem sie dabei helfen, das Moor zu erhalten, und werden dabei von Forscher*innen genau beobachtet. Aber auch im Tiergarten selbst wächst die Herde immer wieder. Zuletzt kam in diesem Sommer ein Kalb auf die Welt. Insgesamt wurden seit 1923 über 13.000 Wisente in Zoos auf die Welt gebracht. Die Ur-Rinder befinden sich längst nicht mehr in Gefahr, vom Erdboden zu verschwinden.
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TIERGARTEN NÜRNBERG
Am Tiergarten 30
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