Pfeffer und Frost: Die bunte, gute Welt der Lebkuchen

DONNERSTAG, 17. DEZEMBER 2020

#Design, #Lebkuchen, #Pfeffer&Frost, #Printmagazin, #Stadtgeschehen, #Stadtmagazin

Eine Gruppe junger, hipper Software- und Grafiktypen und -typinnen machen in Lebkuchen. Und das ausgerechnet in der Lebkuchenstadt schlechthin, Nürnberg. Hört sich nicht nach einer Erfolgsgeschichte an? Ist aber eine. Denn Pfeffer & Frost haben sich ein Konzept ausgedacht, das nicht nur extrem schön aussieht und leckerst mundet, sondern auch noch nachhaltig und regional ist. Wie genau das funktioniert und wie das kam, wir haben nachgefragt.

Es gibt in Nürnberg zahlreiche Möglichkeiten Lebkuchen zu kaufen, auch in schönen Verpackungen. Was ist der entscheidende Unterschied, wenn ich bei euch kaufe?
Elli: Schöne Verpackungen gibt es einige, das stimmt. Auf vielen Dosen sehen wir die Nürnberger Stadtsilhouette, oder diverse Wintermotive. Das ist nice und hat seine Berechtigung. Unser Gedanke ist: In jede Dose, die produziert wird, fließen wertvolle Ressourcen (Material, Zeit, Geld) – und warum dann eine Dose produzieren, die ein saisonales Motiv zeigt, wenn man etwas gestalten kann, das das ganze Jahr über das Regal schmücken und als Stauraum für Kleinteiliges dienen kann? Unsere Charaktere mit drehenden Köpfen haben außerdem ein spielerisches Element, das allen Generationen Freude bereitet. Lebkuchen bleiben leider nur in einer dichten Verpackung frisch und es verpacken, soweit wir wissen, alle Hersteller in Plastikfolie. In der Verpackungsbranche tut sich derzeit viel und so haben wir tatsächlich von Tag eins an unsere Lebkuchen in einer Bio-Folie verpacken können, die zwar mehr kostet, dafür aber abbaubar ist.

Warum Bäcker Bock? Und: nehmt ihr Einfluss auf seine Rezeptur?
Jannik kennt den Bäckersohn Moritz Rauscher und seine Familie schon seit der Schulzeit. Schon damals haben die beiden gerne Lebkuchen genascht. Alle Teammitglieder waren sich einig, dass der Lebkuchen hervorragend schmeckt, so, wie er ist. Aber bei den Zutaten wollen wir nach und nach lieber direkt und regional einkaufen. Wir möchten auf lange Sicht alle Rohstoffe, die regional angebaut werden können, von so leidenschaftlichen Menschen wie unserem Imker Claus beziehen.

Eure Sortenauswahl ist momentan recht klassisch gehalten. Kann man erwarten, dass da in den kommenden Jahren noch experimenteller Variationen mit Ingwer, Chili, Bratensoße auf uns zukommen?
Dazu sag ich nur: „Was früher gut war, wäre auch heute noch gut, hätte man es in Ruhe gelassen.“ Zitat Jochen Malmsheimer. Nein, da ist nichts geplant. Wir und unsere Kunden lieben die Lebkuchen nach klassischem Rezept und daher werden wir nicht groß experimentieren.

Ihr habt für die Verpackung in diesem Jahr mit dem spanischen Illustrationsduo Cachetejack zusammengearbeitet, die sonst z.B. für die New York Times oder das Zeitmagazin zeichnen – also top class. Warum fiel die Wahl auf diese beiden?
Das ganze Jahr über sammeln alle aus dem Team potenzielle Illustratorinnen und Illustratoren und wir entscheiden im Winter gemeinsam, wer geeignet ist, die nächste Dose zu illustrieren. Vor allem über Instagram und Pinterest, aber auch über die Newsletter der Agenten stellen wir unsere Auswahl zusammen. Wir achten vor allem darauf, dass die Illustratorinnen bereits häufiger Personen gezeichnet und Charaktere entwickelt haben. Erste Erfahrungen im Bereich Package Design sind hierbei nice to have, aber absolut keine Notwendigkeit, da der Aufbau unserer Dose nicht sonderlich kompliziert ist. Außerdem schauen wir uns nach der Entscheidung für einen Illustrator dessen Portfolio noch einmal ganz genau an und versuchen, ein bis zwei mögliche Illustrationsthemen zu finden, die seiner Welt entspringen und auch zur positiven, bunten Welt von Pfeffer & Frost passen.

Seit 2020 arbeitet ihr mit dem Imker Claus Rudolph aus dem Landkreis Ansbach zusammen. Womit hat er euch überzeugt?
Gefunden haben wir Claus durch einen offenen Aufruf auf unseren Social-Media-Kanälen. Daraufhin hat er sich gemeldet und uns mit einer direkten Einladung nach Rügland und seiner offenen Art überzeugt. Vor Ort durften wir und unsere Fotografin Katharina Pflug jeden Stein umdrehen und 1000 und 1 Frage stellen. Das ist vermutlich nicht bei jedem Imker gewünscht. Außerdem ist Claus Mitglied eines Imkervereins, in dem sich die Mitglieder die Region in lokale Gebiete aufgeteilt haben. Bienen markieren nämlich Futterquellen mit einem Duftstoff, was nicht nur die Kolleginnen, sondern auch Bienen aus anderen Völkern riechen können. Damit alle Bienen ausreichend Blüten finden wird das Gebiet aufgeteilt. Dieses gemeinschaftliche Denken hat uns überzeugt und zeigt sich auch in unserer Zusammenarbeit.

Ihr seid ja quasi ein Start-up, das aus ITler*innen und Grafiker*innen besteht. Wie kam es zu diesem Team?
Richtig. Jannik und Til sind beide Informatiker und Hannes und ich (Elli) haben Design studiert. Jannik und Tilman kennen sich aus dem Studium. Zusammen wollten Sie die Lebkuchen nachhaltiger verpacken. Ich kenne Janniks Schwester über gemeinsame Freunde und so landete eines schönen Tages vor circa drei Jahren eine E-Mail mit der Bitte um Rückruf in meinem Postfach. Von Anfang an hatten wir einen tollen Austausch und haben viel über Qualität und Werte diskutiert. Die ersten beiden Jahre haben wir Pfeffer & Frost als side project betrieben und die Idee auf dem Lebkuchenmarkt getestet. Nachdem das Feedback von Kunden und Presse so überragend positiv ausgefallen ist (sogar der Falstaff – Ratgeber für Genuss & Wein – hat unsere Lebkuchen dieses Jahr empfohlen) haben wir vier uns im Corona-Sommer zur Gründung der Pfeffer & Frost GmbH entschlossen.

Habt ihr noch andere Projekte oder Produkte geplant?
Dieses Jahr haben wir mit unserer Haus- und Hof-Fotografin Katharina Pflug und ihrem Freund Manuel Kohler (Koch in der Mobilen Kochkunst am Weinmarkt) unser erstes Kochbuch auf den Markt gebracht – natürlich so ressourcenschonend wie möglich produziert. Weitere sollen auf jeden Fall folgen. Darüber hinaus haben wir natürlich Ideen für weitere tolle Pfeffer & Frost-Produkte und freuen uns außerdem schon, nächstes Jahr unseren Versandservice für Familien und Teamevents weiter auszubauen.

Wie und wo kann man eure Lebkuchen erwerben?
Natürlich über unseren Webshop, aber auch in unseren Partnerläden wie z.B. der Rösttrommel, Next Door Coffee Club und Machhörndl.

---

Pfeffer & Frost
– dahinter stecken die beiden Gründer Jannik Zinkl und Tilman Marquart. 2018 verschickten sie zum ersten Mal die Lebkuchen ihres Lieblingsbäckers, Meister Wölfel von der Familienbäckerei Bock in Laufamholz, in schönen Dosen und ohne Plastik. Eigentlich arbeiten beide als Informatiker, sind selbst also eher Esser als Bäcker.
Ihr rundes Konzept kam aber so gut an, dass das Team mittlerweile auf vier Gesellschafter*innen und um zwei Mitarbeiter*innen gewachsen ist und Pfeffer & Frost in die dritte Runde geht. Mit neuen Dosengestaltern – und altbewährtem Inhalt.

www.pfefferundfrost.de
Händlerliste: www.pfefferundfrost.de/de/page/stores-reseller




Twitter Facebook Google

#Design, #Lebkuchen, #Pfeffer&Frost, #Printmagazin, #Stadtgeschehen, #Stadtmagazin

Vielleicht auch interessant...

Das kommunale Immobilienunternehmen wbg Nürnberg (wbg) und der Raumkompass Nürnberg beleben in Kürze einen ehemaligen Supermarkt in Langwasser Nord mit Kunst-, Kultur- und Kreativschaffenden. Dieses Raumangebot ist das erste Modellprojekt für den Raumkompass. Die neue Nutzung des Gebäudes könnte starten, wenn die momentan von akuter Raumnot betroffenen Künstler*innen aus der Marienstraße ihre Zwischennutzung in diesem Gebäude beenden und ihr langfristiger neuer Ort bezugsfertig ist. Dieter Barth, der Leiter der Unternehmenskommunikation der wbg, und Maria Trunk, die den Raumkompass im Amt für Kultur und Freizeit konzipiert, haben uns berichtet, wie sie dabei vorgehen und warum curt zum Medienpartner des Raumkompasses geworden ist, sogar mit einem eigenen Raumangebot als Sahnehäubchen oben drauf.  >>
Das Quartier U1 kümmert sich weiter um die Rundumbetreuung der kreativen Szene der Stadt Nürnberg. Wer eine Idee hat, komme ins Amt für Ideen. Wer sein Projekt finanziell gefördert haben will, hat sich hoffentlich bei der Akteursförderung beworben. Und wer gerade einfach dringend einen Raum für kommende Projekte braucht, sucht ihn sich im neuen Raumteiler.  >>
20241001_Salz_Pfeffer
20241001_Staatstheater
20241001_pfuetze
20241001_Einblick
20240801_mfk_PotzBlitz
20241118_Ruetter
20240601_ebl
20241001_Kaweco
20241001_VAG_Nightliner
20241001_Staatstheater_Erlangen
20241001_GNM_hallo_nature
20230703_lighttone
20241104_curt_XMAS
20241001_Retterspitz