N20205: Und was wenn's klappt?

DIENSTAG, 27. OKTOBER 2020, NüRNBERG

#Bid Book, #Entscheidung, #Kulturhauptstadt, #N2025, #Nürnberg

Es ist konzipiert, besprochen, geschrieben, gelayoutet, abgesegnet und gedruckt, eingetütet und versandt. Das zweite Bid Book der Nürnberger Kulturhauptstadt-Bewerbung. Und wir sind keineswegs allein mit der Nervosität angesichts der herannahenden Entscheidung, eingebettet in ein Stadtkollektiv, das dem 28. Oktober entgegenfiebert, der Tag der Entscheidung. Für diejenigen, die das nicht mitbekommen haben in den vergangenen Jahren: Nürnberg will und soll genau das werden, will die Chance nutzen, das mitzunehmen, mit allem Pomp und Pipapo und dann den Schwung des Titels aufgreifen, um eine bessere Stadt für uns alle zu werden. Jetzt ist Endspurt. Und wir schauen noch einmal rein, ins Bidbook, das verrät, wie das wäre, wenn ...

Auf rund 100 Seiten formuliert das Team um die Bewerbung konkret, was hier geschehen würde, wenn die Jury diese Stadt zur Siegerin kürt. Mehr als 60 Projekte stehen im zweiten Bid Book, alle beziehen sich auf die drei Säulen der Nürnberger Bewerbung – Humanity, Activity, Community – und den mitlerweile sehr geläufigen Claim PAST FORWARD. Grafisch ordnet das Bewerbungsbüro die Programmpunkte in „Bubbles“ (The Planet As A Playground, Mapping The World, Local Lab Europe, usw.), die um die Zeitmaschine Nürnberg kreisen – eine Zeitmaschine, die mit ihren kreativen Formaten wie mit Fangarmen gleichermaßen auf Zukunft und Vergangenheit zugreift. Obwohl viele umsetzbare Projekte bereits konkret sind, soll das Programm flexibel erweiterbar bleiben. Dafür ist im Etat der Kulturhauptstadt ebenso ein Posten reserviert, wie für die lokalen Szenen.

Zu den eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern zählt nicht nur der freche, skandalfreudige, Adidas-bejackte Jonathan Meese und seine „Riefenstahl-Zeppelintribüne-Aktion“ (darüber wird diskutiert und ggf. weiter diskutiert werden), sondern beispielsweise auch die kluge Autorin Fatma Aydemir. Im Zuge von Why Am I Here soll Aydemir mit Jugendlichen unterschiedlicher Stadtteile alltägliche Geschichten und Biografien der Menschen vor Ort sammeln. Aus Interviews entstehen Kurzgeschichten, die auf Gehörtem beruhen, aber die Lebensrealität der Jugendlichen reflektieren. Die Geschichten werden als Soundinstallationen in den öffentlichen Raum transportiert. 

Schön auch und angenehm unverkopft mal: In der Kulturhauptstadt schauen im August 2025 alle gemeinsam nach den Sternen: Stargazing sieht den Bau von Pop-up-Observatorien am Burgberg und weiteren Hügeln der Umgebung vor, die dann von den Planetarien und Sternwarten der Region bespielt werden. Hier findet dann auch die neuartige Dunkelheitskunst ihre Bühne, die im Vorfeld in Partnerschaft mit der finnischen Stadt Oulu in internationalen Künstler*innen-Residencies entwickelt wurde. 

Eine dritte Sache vielleicht noch, um einen Eindruck von der Bandbreite der potenziellen Aktionen zu vermitteln: Leni Riefenstahl, Hitlers Lieblingsregisseurin und -Fotografin, taucht ja mehrmals als kritischer Bezugspunkt für künstlerische Auseinandersetzung auf. A different view nun möchte die Riefenstahl-Arbeiten nicht erneut ästhetisieren und ihre faschistoide Bildsprache reproduzieren, sondern mit neuen, gegenwärtigen Perspektiven zeitgemäß und ermächtigend beantworten. Die Ausstellung, kuratiert von Shreela Ghosh, Direktorin des Free World Centre in London, setzt Riefenstahls kolonialistischem Blick auf den globalen Süden künstlerische Arbeiten aus dem globalen Süden entgegen. Dazu gehören zum Beispiel Künstlerinnen wie die indische Konzeptkünstlerin Mithu Sen oder die südafrikanische Fotografin Zanele Muholi, die mit ihren starken, provokativen Arbeiten laut für die Rechte von LGBTQ+ und People of Color eintritt. 

All diese Ideen und Vorschläge müssten korrekterweise im Konjunktiv formuliert sein. Es sind Visionen für eine Kulturhauptstadt Europas in Mittelfranken.
Die Entscheidung wird am 28. Oktober ab 12.50 Uhr aus der Kulturstiftung der Länder live übertragen. 
HIER geht’s zum Stream. 




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#Bid Book, #Entscheidung, #Kulturhauptstadt, #N2025, #Nürnberg

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