Terror gegen Juden: Lesung mit Ronen Steinke im E-Werk

SONNTAG, 25. OKTOBER 2020, E-WERK

#E-Werk, #Erlangen, #Lesung, #Literatur, #Ronen Steinke, #Sachbuch

Über den Anschlag auf die Synagoge von Halle, 09. Oktober 2019, zu sprechen, heißt über den Täter zu sprechen, über Antisemitismus, über die Mitglieder der Gemeinde und ihre begründete Angst, über die Polizei, die zu oft nicht in der Lage ist, Jüdinnen und Juden in Deutschland zu schützen. Es heißt aber unbedingt auch, über die Tür zu sprechen. Die Tür zum Innenraum, die ein Blutbad verhinderte, weil der Terrorist an ihr scheiterte. Es gäbe sie nicht, wenn sich die jüdische Gemeinde Halle zum Selbstschutz nur auf den Deutschen Staat verlassen würde. 

Um die Tür zu bekommen“, schreibt Ronen Steinke in seinem neuen Buch Terror gegen Juden, „mussten sich die Gemeindemitglieder aus Halle ans Ausland wenden, an die Jewish Agency, eine karitative Organisation mit Sitz in Jerusalem.“ 13.000 Euro Spendengelder aus dem Nachlass einer reichen Amerikanerin überwies die Agency nach Halle, damit dort einfachste Sicherheitsvorkehrungen vorgenommen werden konnten. Dass a) die massive Eichentür an sich und b) die Finanzierung derselben durch eine israelische Organisation notwendig sind, ist nur eine von vielen skandalösen Wendungen in diesem Sachbuch. 

Steinke, Erlanger Journalist und Jude, hat es nach Selbstaussage mit kalter Wut geschrieben, nennt Terror gegen Juden in der Unterzeile eine „Anklage“. Die Wut kulminiert in bitteren Kommentaren, die einem niemals zeternden Text die notwendige Schärfe geben. „So wie es in christlichen Gemeinden üblich ist, sich freiwillig zu melden, um Plätzchen zu backen für den Adventsbasar“, schreibt er, „so werden dann in den kleineren jüdischen Gemeinden Freiwillige für eine Schicht in der Sicherheitsgruppe gesucht.“

Der Autor schreibt aus einer persönlichen Perspektive, besucht Orte wie Halle oder ein jüdisches Restaurant in Chemnitz, blickt nach rechts, links und auf den Islamismus, nennt sich Ich und wählt einen kleinteilig recherchierten Reportagestil. Dass es in Deutschland ein Problem mit Antisemitismus gibt und in 75 Nachkriegsjahren immer gab, das weiß man, wenn man Zeitung liest. Dass Blindheit und Rassismus in den Strukturen der Justiz- und Sicherheitsbehörden das Problem dramatisch verschlimmern auch. Wer Ronen Steinke liest, wird aus der Lektüre dennoch erschüttert, wenn nicht frustriert, hervorgehen. Der Autor aber ist nicht passiv-desillusioniert. Er formuliert am Ende seines Buches, vor der langen Chronik von Gewaltakten gegen Juden, vier Forderungen, was sich ändern muss. 

Und wenn sich nichts ändert? „Gefragt was er mache“, schreibt Steinke über den ehemaligen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Ignaz Bubis, der wegen der hohen Frequenz an Grabschändungen nicht in Deutschland begraben werden wollte, „wenn der Antisemtismus stärker werde, hat Bubis geantwortet: „Wir Juden können dann nach Israel gehen. Aber wo geht die nichtjüdische Bevölkerung hin?“

Am Sonntag, 25.10., liest Ronen Steinke auf Einladung der Initiative Kritisches Gedenken im Erlanger E-Werk. Der Eintritt ist frei, die Teilnehmer*innenzahl natürlich trotzdem begrenzt, das E-Werk bietet zusätzlich einen Livestream an. 
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Kulturzentrum E-Werk
Fuchsenwiese 1, Erlangen
www.e-werk.de 




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