Museum für Kommunikation: Neue Museumsleitung, neue Ausstellung - Curt ist dabei
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Zum 1. Juni 2020 übernahm Dr. Annabelle Hornung die Leitung des Museums für Kommunikation Nürnberg. Welche Pläne sie hat, wie der Kontakt zu ihrer Vorgängerin Marion Grether so ist, ob ihr Nürnberg gefällt und warum curt gleich mal zum Medienpartner für die neue Ausstellung wird, hat sie uns berichtet:
Frau Hornung, wir sind quasi Nachbarn, und die Südstadt verbindet. Sind Sie in Nürnberg schon richtig angekommen, mit Familie, Sack und Pack?
Im Moment pendle ich leider noch: ich fahre an den meisten Wochenenden nach Frankfurt. Unter der Woche habe ich aber tatsächlich eine kleine Wohnung in der Südstadt Nürnbergs, wo ich mich sehr wohl fühle, aber tatsächlich suchen wir etwas Größeres für die gesamte Familie. So oder so bin ich in Nürnberg „angekommen“ – ich fühle mich wohl hier, da mir Stadt, Job und die ganze Atmosphäre sehr gut gefallen.
Sie kommen aus Frankfurt am Main, wo Sie bisher das Veranstaltungs- und Ausstellungsmanagement an der Goethe-Universität leiteten. Und nun ein Museum. Wie kam es dazu?
Ich komme ursprünglich aus dem Museumsbereich und habe eine ganz klassische museale „Ausbildung“ bzw. berufliche Sozialisation durchlaufen, mit Praktika im Museum, als freie Führungskraft, mit wissenschaftlichem Volontariat, Erfahrungen im Kuratieren von Präsentationen sowie Ausstellungs- und Eventmanagement. Es war und ist, seit ich als Praktikantin das erste Mal eine Ausstellung begleiten durfte, mein präferierter Arbeitsbereich. Es war immer klar, dass ich – trotz der spannenden und lehrreichen Zeit an der Universität, in der ich auch Ausstellungen mitgestalten durfte – irgendwann ins Museum zurück möchte.
Eine Museumsleitung mitten in der Coronakrise zu übernehmen, ab dem 1. Juni, kann man nicht planen. War der Einstieg dadurch etwas ruhiger, oder erst recht viel stressiger?
Ich hatte trotz Corona einen guten Start hier; das liegt in erster Linie an dem wunderbaren Team des Museums, das mir den Einstieg sowohl professionell, als auch menschlich erleichtert hat. Daher fühlte sich der Start hier fast normal an. Ich freue mich trotz Corona immer auf das Museum, da das gesamte Team und ich jeden Tag daran arbeiten, die digitalen Potentiale der Krise für unsere Arbeit zu nutzen, aber stets auch unseren Gästen den analogen Besuch so sicher und entspannend wie möglich zu gestalten. Auch bei meinen Antrittsbesuchen bei den anderen Direktor*innen wurde ich übrigens stets herzlich empfangen. Von einer fränkischen Verschlossenheit habe ich zwar gehört, sie ist mir aber bisher noch nicht begegnet. Schade ist allerdings, dass ich meinen Einstand hier nicht so richtig feiern konnte. Das wird aber nachgeholt.
Sie holen mit #neuland nun Ihre erste „eigene“ Ausstellung ins Haus. Wie fühlt sich das an?
Es fühlt sich sehr gut an! Die Übernahme von Präsentationen aus den anderen Museen für Kommunikation hat Tradition, aber ich freue mich besonders, dass #neuland - Ich, wir und die Digitalisierung meine erste Ausstellung hier im Museum für Kommunikation Nürnberg sein wird. Zum einen interessiert mich das Thema des digitalen Wandels sehr, sowohl im musealen Zusammenhang als auch als Privatmensch, und zum anderen ergänzen wir die Ausstellung durch Exponate und im Rahmenprogramm mit einem besonderen Nürnberg-Bezug – sodass #neuland zum Teil tatsächlich unsere ganz „eigene“ Ausstellung wird.
Was alles macht #neuland so besonders?
#neuland ist aus mehreren Gründen spannend: Erstens glaube ich, dass das Thema im Moment, was nicht nur mit der Krise zusammenhängt, einen Nerv trifft. Es ist eine Atmosphäre, in der für den digitalen Bereich – seien es neue Veranstaltungsformate oder Arbeitsformen – innovative Dinge entstehen werden. Zweitens trifft die Ausstellung genau die Grundidee des Museums für Kommunikation: Phänomene der Medienentwicklung werden aufgezeigt, um ihnen mithilfe der Mediengeschichte zu begegnen. Man ist für die Herausforderungen des digitalen Wandels ganz anders gerüstet, wenn man versteht, wo die Transformation herkommt und genau das zeigt #neuland, aber auch unsere Dauerausstellung. Ein weiterer Grund liegt zudem in Nürnberg, bzw. der Monopolregion selbst, welche im digitalen Bereich, ob Bildung, Wirtschaft oder Industrie, sehr gut aufgestellt ist. Dass es viele spannende digitale Player in und um Nürnberg gibt, habe ich schnell erfahren und das zeigt auch unser vielfältiges Begleitprogramm zur Ausstellung.
Sie sagten: „Die Krise ist eine Chance, dass der digitale Wandel ernster genommen wird.“ Kommunikation hat sich durch Corona verändert – allerdings auch in analoger Richtung. Was konnten Sie beobachten, was passiert damit in der neuen Ausstellung?
Krise ist immer auch eine Chance, das ist richtig. Wir beobachten gerade jetzt, dass Kommunikation nicht nur für manche, sondern eben in weiten Teilen ins Digitale verlegt wurde und dass das gar nicht „weh tut“. Es gab vor Corona z.B. deutlich mehr Vorbehalte gegenüber digitalen Arbeits- und Veranstaltungsformen. Es ist gut, dass diese sich langsam abgebaut haben. Hier zeigt sich, wie die Pandemie die Digitalisierung „pusht“. Andererseits gibt es auch eine Rückkehr zum Physischen, weil wir das schmerzlich vermissen. Wir rufen seitens der Sammlungen der Museen für Kommunikation auf, uns Corona-Exponate zuzusenden und erhalten viele ganz materielle Exponate, wie z.B. handgeschriebene Briefe, Hamsterpakete oder selbstgebastelte Postkarten-Konvolute. Die Menschen empfinden die Wertigkeit dieser Dinge in den schnelllebigen digitalen Zeiten offensichtlich als besonders hoch. Zudem gibt es auch ganz spannende „analogditale“ Mischphänomene, wenn wir z.B. über ein Online-Tutorial oder -Kurs lernen, wie wir zuhause dann ganz analog heimwerken, backen, kochen oder gärtnern. Das war ein großer Trend auch im Lockdown, wird aber sicher noch weiter fortgeführt.
curt arbeitet schon lange mit dem MfK zusammen, zu unserem Jubiläum hatten wir sogar für ein paar Tage ein erlebbares Büro im großen Festsaal errichtet und von dort aus gearbeitet. #neuland ist nun die erste curt-MfK-Koop unter Ihrer Führung, und auch das wird ziemlich intensiv. Ist der enge Austausch mit den Medien grundsätzlicher Bestandteil Ihres Führungskonzepts?
Medien sind für Museen grundsätzlich wichtig und man sollte immer bestrebt sein, miteinander im konstruktiv-kritischen Dialog zu sein und auf dieser Basis gut zusammenzuarbeiten. Wir blicken auf viele schöne Kooperationen und Projekte mit (lokalen) Medien, auch mit curt, zurück. Das will ich gerne fortführen und für #neuland erschien mir diese Medienkooperation als sehr passend. Für uns als Kommunikationsmuseum gilt noch im Besonderen, dass wir uns auch aus der analysierenden Sammler*innen-Position heraus für die Medien, deren Funktions- und Arbeitsweisen sowie Entwicklungen interessieren.
Ihr Vorgängerin Marion Grether leitet zukünftig das Deutsche Museum Nürnberg. Halten Sie Kontakt – oder gibt es gar es eine Art „Museumsdirektor*innen-Stammtisch“?
Marion Grether und ich kennen uns schon länger, schon seit unserer Zeit in den Museen für Kommunikation Berlin und Frankfurt. Das heißt, wir haben auch über den berühmt-berüchtigten Museums-Stammtisch, zu dem übrigens nicht nur die Leiter*innen kommen, hinaus Kontakt. Ich schätze Marions Arbeit als Museumsmacherin und Netzwerkerin und natürlich ihren Rat, der hat mir zu Beginn sehr geholfen. Darüber hinaus freue ich mich schon, wenn irgendwann das Museum für Kommunikation und das Zukunftsmuseum für ein spannendes Ausstellungsprojekt zusammenarbeiten.
Gibt es schon Planungen für weitere Projekte/Ausstellungen? Und: Ist ein Museum für Kommunikation eine große Spielwiese?
Jedes Museum hat in erster Linie den Auftrag als außerschulischer oder außeruniversitärer Lernort Bildung und Wissen zu vermitteln. Dieser Auftrag ist dem Museum für Kommunikation wichtig, da Kommunikation und Medien an gesellschaftspolitischen Ereignissen besonders „nah dran“ sind. Dann alles in spannende Ausstellungen oder mitunter einfach tolle Projekte zu verpacken, ist das, wofür das MfK bereits seit Jahren steht und was mir selbst auch besonders viel Freude bereitet. Als kommendes größeres Projekt kann man vielleicht #nueworld benennen, eine Live-Gaming-Reihe, die wir gemeinsam mit dem Haus des Spiels, dem Medienzentrum Parabol e.V. und dem Medienwissenschaftlichen Institut der FAU realisieren werden. Diese beginnt zwar mit der #neuland-Ausstellung, wird aber darüber hinaus noch weitergeführt.
Nürnberg ist die vielleicht schönste Stadt der Welt. Was gefällt Ihnen bisher am besten?
Mir gefällt in Nürnberg die Mischung aus Mittelalter und Industrie, aus Geschichte und Moderne, aus Kunst und Natur und vor allem die spannende Museums- und Kulturlandschaft.
... und natürlich das curt Magazin mit seinem sehr schönen, sehr speziellen Hund! Danke für die Koop!
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Annabelle Hornung
kommt aus Frankfurt und hat dort vorher an der Goethe-Universität das Veranstaltungs- und Ausstellungsmanagement geleitet. Dort hatte sie Germanistik und Kunstgeschichte studiert. Ihren Mann lernte sie im Frankfurter Museum für Kommunikation kennen, in dem sie von 2009 bis 2012 gearbeitet hat. Sie haben eine Tochter und leben bald gemeinsam in Nürnberg.
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