Das Schloss: Staatstheater macht Nürnberg zu Kafka-Kulisse
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Der Landvermesser K. möchte sich dem Schloss nähern, in dem rätselhafte Bürokraten sitzen, die die Bewohner des Dorfes kontrollieren. Sein Vorhaben scheitert, er muss umdrehen, warum ist nicht ganz klar. Die Dorfbewohner beobachten K.s Bemühungen mit Argwohn. Wer kennt das nicht, wer fühlt sich nicht auch manchmal ganz genau so wie der Held von Franz Kafkas Romanfragment Das Schloss? Gerade hier, in Nürnberg, der Stadt, über der eine Burg thront. Das Staatstheater macht sich diesen Umstand zunutze.
Wenn Corona Aufführungen in geschlossenen Räumen so derart erschwert, müssen wir eben nach draußen gehen. Das dachte sich das Staatstheater-Ensemble und entwickelte unter der Leitung von Regisseur Kieran Joel den theatralen Audiowalk, Das Schloss. Eigentlich sollten sich schon längst die grüppchenweise angeleiteten Zuschauer*innen durch die Stadt bewegen, dann kam der Coronafall im Umfeld dazwischen und zwang die Schauspieler*innen noch einmal in zweiwöchige Quarantäne. Das Schloss feiert am 14. Juli Premiere.
Kafkas unfertiger Roman bietet dabei eine ziemlich geeignete Vorlage, um Rückschlüsse auf unsere seltsam gewordene Gegenwart zu versuchen. Der Landvermesser K. ist mit Regeln konfrontiert, die er nicht versteht und die sich ständig zu ändern scheinen. Er ringt mit einem unsichtbaren Feind, die Situation entzieht sich seiner Kontrolle. Das kommt uns bekannt vor. Und dann sind da noch diese misstrauischen, schwierigen Dorfbewohner*innen, aber das kennen wir hier ja nicht anders.
Der Staatstheater-Audiowalk funktioniert folgendermaßen: Geführt von einem Guide bewegt sich die Gruppe auf einem Weg durch die Stadt und zur Burg. Via Kopfhörern entfaltet sich dabei, passend zur zum jeweiligen Zeitpunkt erreichten Umgebung, die Handlung des Romans, eingesprochen von Mitgliedern des Ensembles. Der Stadtraum, den man einheimisch häufig achtlos passiert, verwandelt sich in dem Moment funktional zu einer Kulisse. Die Burg ist ein Schloss und jeder Passant steht im Verdacht, ein Eingeweihter zu sein. Je näher man dem Schloss kommt, desto kafkaesker der Spaziergang.
Der Audio-Walk findet fünf Mal pro Tag statt und noch bis zum 23. Juli.
Tickets gibts hier: Staatstheater Nürnberg
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