Die curt Schreibkrise: Der Wagen der Zugpferde der Szene
#Corona, #Literatur, #Schreibkrise
Die Schreibkrise ist das literarische Pendant zu unserem Künstlerprojekt Locked In – Locked Out. curt will damit ran an die Schreiberlinge der Region, die die Zeit in der Quarantäne für ihre bisher besten Arbeiten genutzt haben. Die Schreibkrise bündelt diese Arbeiten, bringt sie heraus, feiert sie ab. Das Buch ist 264 Seiten dick und wunderschön.
An dieser Stelle erscheinen bald die Schreibkrise-Lesungs-Termine. Stay tuned.
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Alle aktuellen Infos zur Erscheiung/Erhältlichkeit
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THAMM: Andreas, „Schreibkrise“, was soll denn das nun wieder?
ANDREAS: Nun, ich habe mit dieser Frage gerechnet, sie ist nicht schwer zu beantworten. Die Schreibkrise ist nicht an sich eine Krise, sondern bildet ab, was in der Krise geschrieben wird. Die Idee dahinter ist folgende: Die ganzen Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die Profis und Amateurschreiber, saßen jetzt alle lange genug daheim, um endlich mal was zu schaffen. Keine Ausrede mehr. Es wäre natürlich schade, wenn dieser kreative Output verpufft. curt will da ran, wir wollen nachschauen, was da in dieser besonderen Situation entsteht, wir wollen das haben.
Das heißt, Schreibende aus Nürnberg und Umgebung sollen curt ihre Kunst einfach zur Verfügung stellen?
Ja, schon. Aber wir bereichern uns ja nun nicht daran. Weniger, weil wir nicht wollen, als weil wir nicht können. Am Ende geht es ja darum, nach einer langen Zeit der kulturellen Abstinenz, der Stille und des Stillstands Sichtbarkeit für diejenigen herzustellen, die jetzt in diesem kreativem Abseits standen. Aus der Schreibkrise wird am Ende ein Buch entstehen und es wird, hoffentlich, richtig gute Lese-Veranstaltungen geben. Wir bringen diese Gemeinschaft zusammen, die kollektiv sagt, wir sind wieder da und wir sind vielfältig und regional und wir haben Bock.
Was heißt das denn konkret, wo erscheint denn dieses ominöse Buch, wo finden denn diese tollen Veranstaltungen statt, wer zahlt denn da wie hohe Honorare? Das wird doch am Ende alles auf dem Rücken der Steuerzahler ausgetragen!
Konkret ist momentan leider immer noch schwierig. Wir sind dabei die Texte zu sichten, die bei uns eingegangen sind und uns über Finanzierungsmöglichkeiten Gedanken zu machen. Und wir rufen dazu auf, weiter einzusenden. Wir müssen schauen, dass wir alle guten Texte zusammenkriegen, auch von den geilen Zugpferden der Szene. Und dass wir dafür eine Aufmerksamkeit generieren, damit am Ende jeder wenigstens mal irgendwo davon gehört hat, sodass wir dadurch auch in eine Position kommen, um die uns bekannten Kanäle für Förderung und Sponsoring erfolgreich anzapfen zu können. Wir wollen dem Steuerzahler nicht auf den Rücken, sondern in die Tasche, das ist klar. curt bleibt bescheiden und versteht sich als organisierender Teil einer Gruppe, die gemeinsam was macht. Mit Hilfe unseres Netzwerks, unserer Erfahrung und unserer körperlichen Vorzüge (Bizeps, Trizeps, Hirn usw.) wollen wir das so gut wie möglich hinkriegen.
Damit kann man aber am Ende auch auf die Schnauze fliegen!
Logisch. Und schade wär das schon, wenn am Ende nix als Schulden bei unseren zwangsverpflichteten AutorInnen hängen blieben. Nein, das Risiko ist gering, der Gewinn groß. In jedem Fall entsteht eine Art Netz der Schreibenden der Region, die sonst kleinteiliger organisiert sind. Darauf können wir zugreifen und das können wir sichten wie Trüffelschweine. Und die Möglichkeiten zu veröffentlichen haben wir ja ohnehin, wie man hier sieht.
Wird es denn eine Auswahl geben oder einen großen Texthaufen?
Großen Texthaufen schon gleich dreimal nicht, das will ja auch keiner. Die Texte sind auch so vielgestaltig, von klassischer Kurzprosa über Lyrik bis Miniatur, dass man daraus kaum Bleiwüsten bauen kann, selbst wenn man wollte. Wir werden aber tatsächlich unausgewählt alle Beiträge online stellen, für das Buch jedoch dann ein Best-of zusammenstellen, kuratiert und minimal lektoriert. Eben so eine richtige Anthologie der hiesigen Szene. Aber andererseits auch wieder nicht nur so wie eine Anthologie: Wir wollen da ein Buch draus machen, das mehr ist als eine bloße Textsammlung. Wir werden Texte von befreundeten KünstlerInnen illustrieren lassen. Wir haben viele geile Ideen und ich lasse mich von Ihren frechen Fragen nicht aus dem Konzept bringen.
Du kennst aber sowieso nicht alle, die Texte eingesendet haben!?
Stimmt ja gar nicht. Und das ist ja auch das Schöne, jetzt schon: Wir haben Beiträge von Leuten, die literaturmäßig bislang noch nicht in Erscheinung getreten waren, also echte Newcomer, die aber gleichermaßen geilen Scheiß abliefern, wie die elefantigen Stars der Szene, die wir natürlich auch haben. Egersdörfer und Fuchs sind da natürlich dabei, die gehören ja zum Stammpersonal, wir haben aber auch Ewald Arenz, Elmar Tannert, Pauline Füg, Philip Krömer und, und, und. Was willste dann noch mehr?
Hört sich gar nicht so ungut an.
Hört sich sogar ziemlich gut an aus vielerlei Gründen, die ich alle schon genannt habe. Ich mach jetzt aber mal noch was mit Superlativ: Die curt Schreibkrise ist momentan das größte regionale Literaturprojekt. Stimmt vielleicht gar nicht, aber dramatisch falsch kann ich damit nicht liegen, und es klingt einfach gut.
Und was heißt das jetzt für die curt-Leserinnen und -Leser?
Leserinnen und Leser dürfen sich auf was zum Lesen freuen. Lesen entspannt, reduziert Stress und verlängert das Leben. Das ist bewiesen. Und Schreiberinnen und Schreiber dürfen weiterhin Texte einreichen und mitmachen. Das Projekt ist offen. Wir wollen Beiträge zum Thema „Die Welt danach“. Wir wollen am liebsten Texte, die jetzt in dieser Corona-Zeit entstanden sind und ein solches Gefühl widerspiegeln. Wir versprechen nix, versuchen alles und freuen uns über jede Einsendung (bis maximal sieben Seiten).
Letzte Frage: Sie selber nennen sich ebenfalls Autor und besitzen eine Wildlederjacke. Wie sieht es mit einem eigenen Beitrag aus?
Ich hab nix, bitte lassen Sie mich in Ruhe! Mein Pseudonym regelt das.
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Der Aufruf ist glasklar. Sendet uns nach wie vor und noch bis August Texte, die in der Lockdownzeit entstanden sind (aber ehrlich) an
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