Straßenkarte der lebenswerten Region: SENF.xyz
#Fürth, #Karte, #Kultur, #SENF, #Streetart
Als ich sie ans Telefon bekomme, ist Sascha Banck gerade mit Keschern beschäftigt. Blätter verschmutzen ihre Installation auf Basis eines Wortspiels von Thomas Schmidt im Brunnen der Konrad-Adenauer-Anlage. Und im Luisentunnel muss die Tape-Art vor Ablösung bewahrt werden: Mit Klebeband hat Banck hier einen Textauszug der 17-Jahre alten Autorin Johanna Gimpel in den öffentlichen Raum gebracht. Die Kunst muss gepflegt werden. „Das Keschern ist das Wichtigste“, sagt Bankck.
Insgesamt 15 Mal kann man in Fürths Straßenbild derzeit Literatur erleben, bewundern und ja, lesen. Das ist Streetart LESEN. Die bildende Künstlerin Sascha Banck hat sich für Texte von Schreibenden aus der Region unterschiedlichste Formen der Präsentation ausgedacht. Matthias Egersdörfer hängt als Schal an der Uferpromenade, Pauline Füg kann man sich an einer Ampel als Abriss mitnehmen, Lara Ermer breitet sich monumental über eine Stadtparkwiese aus und Joshua Groß lässt sich als Asphaltaufkleber in der Schwabacher Straße zitieren.
Streetart LESEN, diese Infiltration des Fürther Straßenbilds mit Text, läuft bis zum 16. Juli. Dann werden die meisten Werke wieder entfernt. „Drei Sachen sind nicht temporär“, erklärt Banck. „Das sind Natascha Wodin, Helmut Haberkamm und Nora Gomringer.“ Diese Kunstwerke – ein Zusatz am Straßenschild Mathildenstraße, ein Stencil an einem Stromhäuschen und ein Verbotsschildchen in der Gustavstraße – bleiben Fürth erhalten.
Banck erzählt, sie habe mit ihrer Idee beim Kulturamt offene Türen eingerannt. „Sogar von der Deutschen Bahn haben wir die Erlaubnis bekommen. Das war gar kein Problem.“ Auffindbar sind ihre Arbeiten jetzt über eine eigens zu dem Zweck programmierte Online-Karte, die Standort und Zusatzinformationen bereithält und, nebenbei, auch noch ganz schick aussieht. Diese Karte ist das eigentliche Herzstück von SENF.xyz.
„Das war eine Kopfgeburt“, sagt Banck. „Ich wollte über eine Vision für die Region nachdenken. Das Ergebnis ist diese Karte.“ Banck betreut die Inhalte auf der Seite gemeinsam mit ihrem Bruder. Neue Einträge müssen die beiden händisch vornehmen, was das ganze Projekt noch etwas aufwendig gestaltet. Streetart LESEN soll aber nur der erste Schritt sein, auf lange Sicht wünscht sich Banck eine Kulturkarte für die ganze Region, die Kunst und Streetart genauso versammelt wie sehenswerte Bauwerke, Kunstorte und Ateliers, Badestellen, Wanderwege, Nachbarschaftshäuser …: Eine Straßenkarte der lebenswerten Region.
Stück für Stück, Projekt für Projekt und Veranstaltung für Veranstaltung soll die Dichte der Eintragungen steigen. Veranstaltungen wie das Bardentreffen, die Ateliertage oder die Blaue Nacht könnten sie nutzen, um ihren Besucher*innen die Orientierung zu vereinfachen, Galeriebetreiber*innen und Künstler*innen sind aufgefordert, sich mit ihren Orten zu beteiligen. Momentan ist Sascha Banck aber vor allem auf der Suche nach Helfer*innen, die sie beim Eintragen unterstützen und die Seite testen.
Alle Infos zum Projekt:
senf.xyz
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