Z-Bau: Irgendwann wirds wieder wunderschön
#Clubs/Diskotheken, #Corona, #Interview, #Z-Bau
Am 2. Oktober würde er fünf Jahre alt werden. Aber darf der Z-Bau feiern? Das weiß momentan noch kein Mensch. Das Team plant trotzdem, wankelmütig zwischen Optimismus und Pessimismus, wie uns Felicitas Lutz erklärt, seit 2018 Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Z-Bau.
Hat der Z-Bau, besonders: der Biergarten geöffnet?
Bisher gibt es durch die Lockerungen leider bei uns noch keinen offenen Biergarten. Wir arbeiten aber an einer sicheren Umsetzung, die trotz Einschränkungen Spaß macht und den Charakter des Z-Bau-Biergartens nicht zu sehr in Mitleidenschaft zieht. Schließlich wünschen auch wir im Z-Bau-Team uns alle laue Biergartenabende, am besten mit Liveacts, Bingo oder Lesungen. Und da der Biergartensommer gerade erst anbricht, bleiben wir hoffnungsvoll.
Habt ihr parallel dazu Online-Angebote, die man jetzt nutzen kann?
Wie der Z-Bau auch sonst Räume für Gestaltung und kulturelles Leben bietet, macht er das – sehr eingeschränkt – auch zu Corona-
Zeiten: immer wieder finden Streams aus dem Z-Bau statt, wie z.B. im Rahmen von HipHub.
Wie seid ihr sonst bisher durch die Krise gekommen, insbesondere finanziell?
Das Z-Bau-Team ist aktuell in Kurzarbeit. Das Kurzarbeiter*innengeld von der Bundesagentur für Arbeit zu erhalten ist und bleibt daher unsere größte finanzielle Hilfe bisher. Natürlich versuchen wir zusätzlich, z.B. für einzelne Projekte oder sichere Veranstaltungsumsetzungen, Förderungen zu bekommen und schreiben immer sofort Anträge, sobald es neue Fördermöglichkeiten gibt.
Fühlt ihr euch von der Stadt/Land/Bund ausreichend unterstützt?
Der Z-Bau hat einen kulturellen Förderauftrag und erhält daher jährlich einen Zuschuss von der Stadt Nürnberg. Als defizitär ausgerichtete und gemeinwohlorientierte Einrichtung ist der Z-Bau sowohl im normalen Betrieb, als auch während der momentanen Schließung auf diesen Zuschuss angewiesen – aktuell natürlich umso mehr, da jegliche anderen Einnahmen wegfallen. Wir sind sehr froh, dass uns die Förderung durch die Stadt während der Coronakrise nicht wegbricht – sonst sähe es deutlich düsterer aus für uns.
Private Spielstätten oder freie Veranstalter*innen können sich nicht auf solche kommunalen Zuschüssen verlassen und brauchen daher noch dringender eine systematische und solidarische Unterstützung durch die Stadt, in Form eines echten Rettungsschirms, der finanziell so aufgestellt ist, dass er auch wirklich eine Rettung in der Krise, und nicht nur eine Finanzspritze, bedeutet.
Für den Z-Bau und seine Mitarbeiter*innen ist, wie oben schon gesagt, natürlich die Bewilligung des Kurzarbeiter*innengeldes eine überlebenswichtige Unterstützung. Dieses Geld kommt allerdings von der Bundesagentur für Arbeit, also weder vom Bund noch vom Land. Bei Bund und Land haben wir mittlerweile Förderungen aus verschiedenen Töpfen beantragt und jetzt gerade einen Zuschlag für die Corona-Soforthilfe bekommen.
Trotzdem sieht es bei den Förderungen grundsätzlich eher dünn aus. Zwar hören sich die Gesamtsummen der Corona-Hilfstöpfe im ersten Moment umfangreich an, schrumpfen im einzelnen Förderantrag dann aber auf relativ kleine Beträge, die Veranstaltungshäuser wie den Z-Bau bestenfalls durch einen Monat bringen könnten. So ist es jetzt auch bei der Förderung, die wir durch die Corona-Soforthilfe bekommen.
Nicht förderlich ist grundsätzlich, dass es von Landesseite aus keinen richtigen Plan für die Wiederaufnahme des Veranstaltungsbetriebes gibt. Die beste Unterstützung wären klare Richtlinien und Fahrpläne – auch wenn diese nachvollziehbarer Weise schwer aufzustellen sind. Veranstaltungsstätten kostet es viel Zeit und damit auch Geld, Veranstaltungen in eine unsichere Zukunft hinein umzuplanen und zu verschieben, um diese dann gegebenenfalls später erneut umzuplanen. Klare Ansagen wären hier sehr viel wert.
Eine Negativ-Förderung, die der Kulturlandschaft leider auf Landesebene gerade zuteil wird, ist die Art uns Weise, in der jegliche Form von Kultur, die keine Hochkultur ist, im öffentlichen politischen Diskurs unter den Teppich gekehrt wird. Die alleinige Rede von Theatern, Opernhäusern und Orchestern in Pressekonferenzen hinterlässt den Anschein, dass Gegenwartskultur oder Subkultur und damit die kulturelle Vielfalt im Land übersehen werden. Es drängt sich die Vermutung auf, dass einem Nicht-Hochkultur-Publikum kein verantwortungsvolles Verhalten und keine pflichtbewusste Umsetzung von Abstandsregeln zugetraut wird. Das ist sehr bedauerlich.
Ein essentieller Schritt muss hier die grundlegende öffentliche Wertschätzung von Kultur in ihrer ganzen Vielfalt sein. Einhergehen mit einer unhierarchischen öffentlichen Anerkennung muss eine entsprechende Unterstützung, mit ernstzunehmenden Fördersummen, bzw. steuerlichen Erleichterungen.
Wie existenziell dramatisch ist die Situation bei euch, inwiefern können Fans und Freunde euch supporten?
Die aktuelle Situation ist für den Z-Bau extrem schwer. Wir können das nicht tun, was unser Auftrag und unser Ziel ist: Gegenwartskultur veranstalten. Wir haben keinerlei Einnahmen, sondern ausschließlich Ausgaben zu verzeichnen. Dank der Förderung durch die Stadt Nürnberg sieht es aber für den Z-Bau weniger dramatisch aus, als für andere, freie und nicht subventionierte Häuser und Veranstalter*innen. Um das kurz in Relation zu setzen: Das heißt nicht: dem Z-Bau geht es super. Das heißt: Wir sind, innerhalb eines Sektors, den diese Krise mit am existenziellsten bedroht, einer der Orte, die es nicht am härtesten trifft.
Z-Bau-Freund*innen können uns zum einen durch den Kauf von Merch unterstützen und zum anderen natürlich, indem sie gemeinsam mit uns zuversichtlich bleiben und sehr viel zu uns kommen, wenn wir endlich wieder aufmachen können.
Ab wann rechnet ihr damit, wieder Konzerte, Partys, etc. veranstalten zu können?
Wir haben kein konkretes Datum, das wir anpeilen und mit dem wir rechnen. Wir versuchen Veranstaltungen, bei denen klar ist, dass sie nicht stattfinden können, weil sie in den kommenden Monaten liegen und viele Leute versammeln würden, aus dem Sommer in den Herbst/Winter und in das kommende Jahr zu verschieben. Unsere große, stille Hoffnung ist, dass wir am am 2. Oktober 5 Jahre Z-Bau feiern können. Wir planen vorsichtig und, um ehrlich zu sein, im Wankelmut zwischen Optimismus und Pessimismus.
Wie wird, wenn wieder erlaubt, die Wiedereröffnung aussehen?
Wunderschön! Egal, welche Form die erste Veranstaltung haben wird – ob bestuhlte Lesung mit viel Abstand im Saal, oder kleines Konzert im Biergarten – es wird sich toll anfühlen, wieder im Z-Bau zusammenzukommen.
Was hast Du aus der Coronakrise gelernt?
1. Digital wird Live niemals ersetzen, sondern immer nur ergänzen können – in Lebensbereich.
2. Kultur und gemeinsames Kulturerleben sind kein Luxus, sondern ein Grundbedürfnis in unserer Gesellschaft.
Was wünscht du dir für die Zukunft?
Für eine Post-Corona-Zukunft wünsche ich mir zunächst, ganz kurzfristig, eine wunderbare riesige Veranstaltung im Z-Bau, mit Konzerten, Partys, Lesungen, offenem Biergarten, und mit einer sich ekstatisch feiernd in den Armen liegenden Menge. Ohne Abstand und ohne Ansteckungssorgen. Und das nicht nur im Z-Bau, sondern überall – in allen Kulturorten.
Langfristig wünsche ich mir, dass Bereiche der Gesellschaft, die sonst ein Defizit in Sachen Wertschätzung erfahren – Kultur ist ja hier nicht das einzige Stiefkind – mit mehr gesellschaftlicher und politischer Anerkennung, sowie öffentlicher Wahrnehmung aus der Krise herausgehen.
#Clubs/Diskotheken, #Corona, #Interview, #Z-Bau