Curts Check-up 11: Apanorama: Einigkeit statt Spaltung
#apanorama, #Checkup, #Corona, #Interview, #Musik
Auch wenn das öffentliche Leben schleichend zurückkehrt: Die Clubs und Konzertlocations und Livespielstätten bleiben zu. Für das Elektro-Duo apanorama bedeutet das nicht nur vielfachen Ausfall sondern auch den schmerzlichen des bisher größten Konzerts. Dafür nutzen Michael und Nora den freiwerdenden Ram für kreative Arbeit und die Produktion des neuen Albums.
CURT: Lebt ihr vom Musik machen oder was sind eure Brotjobs?
APANORAMA: Nein, wir leben nicht vom Musik machen: Nora ist Lehrerin, Micha Grafiker
Wie sehen eure Ausfälle aus, was passiert nicht?
Es sind auf jeden Fall einige Konzerte abgesagt worden und im Moment kommt natürlich auch nichts Neues rein...
Welche Absage tat besonders weh?
Unser bisher größtes Konzert fällt leider flach, wir können aber nicht verraten welches, da es noch nicht angekündigt war.. und weil wir natürlich hoffen, dass wir dafür dann nächstes Jahr da spielen dürfen!
Bekommt ihr Hilfe vom Staat oder anderswo her?
Nein, und diese Gelder sind ja auch für Künstler, deren Lebensunterhalt gerade wegbricht. Daher haben wir uns darum natürlich auch nicht bemüht.
Wie findet ihr die politische Reaktion bis hierhin, was würdet ihr euch wünschen?
Grundsätzlich: Unsere Politik hat glücklicherweise, im Gegensatz zu einigen anderen Ländern, weitgehend auf die gehört, die sich mit solchen Dingen auskennen, den seriösen Wissenschaftlern. Das hat uns hoffentlich vor einer echten Katastrophe bewahrt. Jetzt gilt es, möglichst jedem Menschen ein Bewusstsein dafür zu geben, dass wir ein „normales Leben“ auf absehbare Zeit nur dann führen können, wenn Achtsamkeit und Empathie statt Ungeduld und Spaltung herrschen. Wie man jetzt beobachten kann, ist das keine leichte Aufgabe. Wie viel einfacher ließe sich so eine Krise - wie viele andere Krisen und Probleme auch - bewältigen, wenn es weltweit und national mehr Einigkeit und ein gemeinsames Handeln gäbe. Die spaltenden Kräfte sind leider gerade in den letzten Jahren überall stärker geworden. Sowohl national also auch international. Unser Wunsch wäre, dass sich das ändert, vor allem in einem Wertesystem, das allen Menschen gleichermaßen zu gute kommt. Es gibt nach wie vor zu viel Ungerechtigkeit auf der Welt. Die Krise zeigt uns auch, auf was es im Leben eigentlich wirklich ankommt. Hoffentlich lernen wir daraus.
In Bezug auf die Kunst- und Kulturschaffenden: Was wir von anderen Musikern und Künstlern mitbekommen, rollt die Hilfe zu langsam an und in vielen Fällen ist es anscheinend auch einfach zu wenig. Es wäre echt Zeit für das bedingungslose Grundeinkommen und generell natürlich eine höhere Wertschätzung der Subkultur durch die Stadt. Gelder der Stadt, die jetzt nicht für die abgesagten Großveranstaltungen benötigt werden, sollten auch Künstlern zur Verfügung gestellt werden. Insgesamt fehlt uns aber leider das Fachwissen, was da genau umgesetzt wird.
Wie geht ihr mit Verschwörungstheorien um, die jetzt vielleicht im erweiterten Bekanntenkreis umhergeistern?
Es ist verständlich, dass die Krise viele verunsichert, aber das, was sich da momentan in den Sozialen Medien abspielt, zeugt leider vielfach von der Unfähigkeit, seriöse Quellen von unseriösen zu unterscheiden. Die Gefahr sind aber gar nicht diese absurden Theorien an sich. Es ist die schleichende Veränderung der Realität und die Spaltung und Verrohung der Gesellschaft, die mit diesen Theorien Einzug halten und die das Ganze gefährlich macht. Man braucht nur in die USA oder nach England schauen, zu was das dann letztendlich auch außerhalb der Sozialen Medien führen kann. Die Inhalte sind den Initiatoren doch völlig egal. In unserer Wahrnehmung geht es hier eigentlich um die Unterwanderung der letzten halbwegs funktionierenden Demokratien auf der Welt. Und leider treffen diese Kräfte dann auf die Sorgen mancher Menschen und beeinflussen ihr Denken und Handeln. Wir versuchen mit solchen Leuten im Gespräch zu bleiben, mit manchen geht das, weil sie einfach verunsichert sind. Bei anderen redet man gegen eine Wand, die sind im Moment lost. Aber es ist wichtig sich ganz klar zu positionieren.
Ihr arbeitet momentan an einem neuen Album. Wie kommt ihr voran? Ist die Pandemie in der Hinsicht vielleicht hilfreich?
Ein großer Teil der Songs sind schon sehr weit in der Produktion. Zum Glück haben wir hierfür auch schon die Gesangsaufnahmen vor dem Lockdown bei unserem Produzenten Gleb Lasarew im Studio gemacht. So können wir jetzt in Teilen über Fernkommunikation weiter daran arbeiten. Gewisse Prozesse gehen aber natürlich nur im direkten Kontakt zusammen im Studio. Das wird jetzt dann wieder weiter vorangetrieben werden. Leider ist es so, dass gerade eher mehr Arbeit als sonst anfällt. Aber es geht trotzdem voran und dadurch, dass man nicht für anstehende Konzerte proben muss, ist auf jeden Fall mehr Raum für Kreativität da! Wir leben ja zusammen, daher können wir Musik machen, wenn wir Lust drauf haben.
Mitten in der Albumproduktion haben wir noch an einem weiteren Projekt gearbeitet. Wir durften einen sehr geilen Song covern, der demnächst auf Karuana, einem noch sehr jungen Label, erscheinen wird. Aber mehr wird noch nicht verraten.
Was sind eure Tipps für die Ausgangssperre?
Lange Waldspaziergänge, joggen... und mal wieder den Garten auf Vordermann/frau bringen. Der hat wegen unserer vielen Gigs in den letzten 2 Jahren, und den damit verbundenen Vorbereitungen, doch zu wenig Aufmerksamkeit bekommen.. und darunter auch sichtlich gelitten.
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