Laras Post aus Berlin 5: Osterzeit-Dankbarkeit

DONNERSTAG, 9. APRIL 2020



Habe ich in meinem letzten Brief von Schneechaos berichtet, kann ich nun von (Hoch)Sommer schreiben – 20, ja 22 Grad waren es schon hier oben bei uns. Die Vögel zwitschern sich ihre noch jungen Seelen aus dem Leib, die Bäume vor meiner Tür überbieten sich mit ihren Knospen und auch meine Balkonblumen öffnen sich jeden Tag mehr. Von der Straße her höre ich Kinderstimmen, heute morgen wurde ich von einem Hupkonzert geweckt: Sommer vom Balkon, here I come!



In Anbetracht der Feiertage habe ich gestern beim allabendlichen Aperitivodate mit meiner Freundin mein Ü-Ei geöffnet, das ich zum Geburtstag bekommen habe (der ist schon eine Weile her, fällt mir auf, wo ich drüber nachdenke – ups, naja, wahrscheinlich ist da eh so viel Chemie drin, dass ich mir zumindest um die Haltbarkeit keine Gedanken machen muss) und das seitdem im Kühlschrank liegt. Siehe da, ich habe nun einen kleinen Mitbewohner, der sich gerne im Kreis dreht: Ein Hund, der sich um einen Regenschirmhalter windet, wenn ich ihm Anschwung gebe. Aufregend. Ich habe ihn auch sehr schnell zusammengebaut – so schnell, dass ich mich fast gar nicht darüber freuen konnte, den Spielespaß zusammenzustecken.

So richtig in Osterstimmung bin ich allerding nicht. Um ehrlich zu sein, hatte ich es schon fast vergessen, was im gottlosen Berlin vielleicht schneller passieren kann als im traditionsbewussteren Bayern: Keine Plastikostereier in den Bäumen oder Tonhasen auf den Balkons. Auf eine Sache freue ich mich aber doch: auf die Osterzeichnung meines Freundes aus Sizilien. Seit Quarantäne Tag 1 macht er jeden Tag eine kleine von sich selbst. Das hört sich jetzt cheesy an, aber jeden Tag freue ich mich auf sie, weil sie lustig, nachdenklich und kommentierend sind – ich schicke sie wiederum auch an andere FreundInnen hier und in Italien. Ich habe kaum Worte für die Lage dort und bin umso dankbarer dafür, dass es ihnen gut geht und wir die Möglichkeit haben miteinander zu kommunizieren.

Ich muss gestehen, dass ich sehr oft in den letzten Tagen an meine verschiedenen Reisen und längeren Auslandsaufenthalte denke, wie meine Monate in Italien. Ich denke an die warmen Nächte in Palermo, die vielen, vielen Sterne am Himmel und die Quallen im Meer. An das Gold der Sonne, die einen kurz alles vergessen lässt. Die ewig vielen Gassen in Rom, die geschäftigen Menschen und natürlich die Eisdielen. Ich denke an meine FreundInnen dort, die mir ihre Städte gezeigt und sich für mich gefreut haben, wenn ich einen geraden Satz auf Italienisch rausgebracht habe und es mir verziehen haben, wenn ich dann doch mal Sprudelwasser in meinen Weißwein gemacht habe – eine absolute Sünde in Italien und auch zu Recht (Anmerkung: diese Aufzählung könnte ebenso ewig weitergehen, aber das erspare ich euch und mir und will hier auch nicht völlig in die Sentimentalität abdriften). Vielleicht passt das Osterfest dann doch ganz gut zu dieser Stimmung: folgt auf die Zeit des Verzichts die Freude – und auch, wenn wir uns alle noch eine Weile physisch voneinander distanzieren müssen, denken viele bestimmt über das nach, wofür sie dankbar sind und unendliche Freude empfinden.

Etwas Kleines habe ich mir im Übrigen in den nächsten Tagen auch vorgenommen: Ein Bananenbrot backen – das liebe ich nämlich sehr und macht mich auch ein bisschen glücklich. Ich habe das selbst noch nie gebacken, dafür schon in verschiedenen Ländern und Städten gegessen und kann sagen, dass nach wie vor das Bananenbrot in Costa Rica 2007 in einem sehr kleinen Dorf mit viel Wasser das Allerbeste ist und unerreichbar. Daran werde ich zu 0% herankommen. Das Rezept, das ich ausprobieren werde, ist simpel (I like) und von einem kanadischen Cafébetreiber, und mit ein wenig Kanadaerfahrung kann ich sagen, dass die Kanadier schon auch sehr gut backen können (die besten Pancakes meines Lebens wiederum habe ich dort gegessen).

 

Habt schöne Ostertage, stay in und wir hören uns nächste Woche wieder.

 

Rezept Bananenbrot

 

500 bis 600 g Bananen (je reifer, desto besser)

  • 100 ml Pflanzenöl

  • 100 g einfacher weißer Zucker

  • 340 Weizenmehl Typ 550

  • 1 Packung Backpulver

  • Zimt nach Gusto

 

Bananen zerquetschnen, mit Zucker sowie Öl verrühren. Die restlichen Zutaten unterheben und nochmals zusammen fünf Minuten verrühren. In einer Kastenform bei 160° C etwa 60 Minuten backen.




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