Laras Post aus Berlin 4: Aperitivo-Time!

DIENSTAG, 7. APRIL 2020

#Aperitifo, #Corona, #coronasucks, #Drinks, #Lara Sielmann, #Lesen!, #Literatur

Zuerst mal: Entschuldigung, über eine Woche ist es her, dass ich euch geschrieben habe! Auch wenn sich mein Leben gerade hauptsächlich in meiner Wohnung abspielt, bin ich nicht dazu gekommen, mich in Ruhe hinzusetzen und euch zu schreiben. Vielleicht auch genau deswegen, weil ich sehr viel sitze und das sich Sammeln an meinem Schreibtisch und konzentriert Arbeiten momentan mehr oder weniger Alltagsmodus ist und ich irgendwann da nicht mehr sitzen kann.

Dafür habe ich diese Woche auch mehr aus dem Fenster geschaut als letzte: Es gab ein wahres Wechselbad der Jahreszeiten in Berlin zu beobachten: Von wärmsten Sonnenstrahlen zu einem kleinen Schneechaos, Hagel, Wind und wieder Sonnenschein. Ich konnte das sogar besonders gut beobachten, weil ich wirklich meine Fenster geputzt habe, nachdem ich die trübe Sicht nicht mehr aushalten konnte und weil ich dann schon so in Fahrt war, meine Küche gleich hinterher – so richtig mit Geschirr ausräumen, die Regale abstauben und wischen.

Besonders gut gelungen ist mir dabei der Balkon: Die vertrockneten Pflanzen aus der letzten Saison habe ich weggeschmissen, den Boden geschrubbt und dann bin ich letzte Woche Samstag beim Spazierengehen an einem Blumenladen vorbeigelaufen, vor dessen Türe Balkonpflanzen standen und somit konnte ich dann direkt meine leeren Blumenkästen bepflanzen. Vor allem die Spatzen finden das gut, die hüpfen – aus Gründen, die mir nicht bekannt sind – gerne in den Kästen rum. Solange sie mir nichts vom Teller schnappen, wenn ich draußen frühstücke, habe ich auch kein Problem damit.

Neben dem Frühstück ist der Balkon auch ein wichtiger Bestandteil meiner Aperitivo-Zeit gegen 18:00 Uhr, die gleichzeitig auch ein bisschen Auszeit von Corona und Quarantäne ist: Ich mache mir einen sehr guten Campari-O oder Negroni (Gin, Campari und Vermouth) stelle mich mit dem Gesicht in die Sonne, mit dem Handy in der einen Hand telefoniere ich mit einer Freundin und in der anderen habe ich mein Getränk. Die Sonne blendet so stark, dass ich in diesen Momente wirklich behaupten kann, nicht in Berlin zu sein, sondern ganz woanders. Und das tut ganz gut. Die Rezepte für die Drinks findet ihr am Ende des Texts.

Auch gut ist meine momentane Lektüre, die in verschiedenen Ländern spielt, dabei ein festes Bergpanorama hat und beklemmende Gefühle zur Geburtsstadt beziehungsweise -land aufweist (Trommelwirbel): In Für immer die Alpen erzählt Benjamin Quaderer die Geschichte des Hochstaplers Johann Kaiser, die auf dem echten Fall des Heinrich Kieber aus Liechtenstein beruht, der mutmaßlich deutschen Behörden Informationen über Steuerhinterzieher zukommen ließ. Liechtenstein ist einerseits Ankerort des Protagonisten, andererseits auch Horror, da er sich dort schnell eingeengt und isoliert fühlt. Hört sich deprimierender an als das Buch geschrieben ist – es liest sich sehr amüsant und kommt sprachlich locker und flapsig daher – um hier auch mal wieder mein persönliches Lieblingsgenre unter den Kritiken zu bedienen, die „sehr kurze Kurzkritik“.

Mit Blick auf die Uhr muss ich jetzt mal langsam hier fertig werden, der Aperitifo ruft. Hier ein Wrap-Up der heutigen Tipps: Putzen, mit dem Gesicht und einem Drink in der Hand in die Sonne schauen (wenn keine da ist, eine Lampe ausprobieren, die besonders gut blendet, vielleicht klappt das ja) und Benjamin Quaderers „Für immer die Alpen“ lesen.

Habt ein schönes Wochenende

Eure Lara

P.S.: War gestern Joggen aka kleine Runde um den Block mit gemütlichen Laufeinheiten. Auch das kann ein Virus auslösen: Mit Sport anfangen, wenn man seit 20 Jahren gut ohne lebt und der Körper einem plötzlich sagt, jetzt lauf mal los – immer noch monstermäßigen Muskelkater.

---
Laras Drinks fürs Selbermachen zuhause:

Negroni
3cl Gin
3cl Vermouth rosso
3cl Campari
Eiswürfel 
Organgenschale (ich persönlich gehe mit der auch einmal um den Glasrand)
 
Campari-O
2cl oder 3cl Campari (je nach Gusto)
frischer Orangensaft (gibt es auch zu kaufen und muss aber auch nicht sein)
Eiswürfel

Während des Mixens empfiehlt eure Online-Bar-Chefin eine italienische Playlist beim Streaming-Anbieter eures Vertrauens anzumachen.




Twitter Facebook Google

#Aperitifo, #Corona, #coronasucks, #Drinks, #Lara Sielmann, #Lesen!, #Literatur

Vielleicht auch interessant...

MAGAZIN  28.08.2024
NüRNBERG. STEPHANIE MEHNERT: DAS FLIMMERN KLEINER LICHTER
In Nürnbergs Leseszene schon lange keine Unbekannte mehr, dürfen sich Stephanie Mehnerts feinfühlige Gedankenströme nun endlich auch in heimischen Bücherregalen einnisten. Mit ihrem Debütroman „Das Flimmern kleiner Lichter“ entführt die Wahlnürnbergerin in eine Welt, die das Dunkel des Lebens weder romantisiert noch ausklammert – und dabei kraftvoll stets das Licht hochhält: Ronja, Pflegehilfskraft in St. Pauli, wohnt in einer Datsche am Elbstrand. Traumatische Erfahrungen holen Ronja immer wieder ein und ihr Leben gerät letztlich aus den Fugen, als sie ihre zwangseingewiesene Lieblingspatientin aus der Klinik entführt, um deren Suizid zu verhindern. Alte Wunden brechen auf. Doch unerwarteten Rückhalt findet Ronja in einer Familie, von deren Existenz sie noch gar nichts ahnte. Ein Gesellschaftsroman über Identitätssuche, Hoffnung und Zwischenmenschlichkeit. Dabei so melancholisch schön, dass es auf jeden Fall entsteht: das zuversichtliche, gute Gefühl. 
---
Ulrike Helmer Verlag, 144 Seiten, 20 Euro  // www.ulrike-helmer-verlag.de

INGRID ARTUS & NADJA BENNEWITZ: WIR KOMMEN AUS DEM KAMPF HERAUS
Das politische Leben und Wirken der Nürnberger Antifaschistin Berta Backof erzählen und beleuchten die Erlanger Professorin für Soziologie Prof. Dr. Ingrid Artus und die Historikerin Nadja Bennewitz in ihrem neuen gemeinsamen Buch „Wir kommen aus dem Kampf heraus“. Mit 17 lässt sich Berta Backof gegen den Willen ihrer Mutter einen Bubikopf schneiden. Ihre Mitgliedschaft in der Sozialistischen Arbeiterjugend verstärkt den Gegenwind, doch es bestärkt auch ihre Politisierung in der Weimarer Republik. Sie protestiert gegen die Aufrüstung der deutschen Marine und tritt der Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) bei. Nach der Machtergreifung der Nazis geht sie in den Untergrund und wird als KPD-Mitglied schließlich Teil des Widerstands. Ein literarisches Porträt über eine fränkische Frau, deren Leben ein Schlaglicht auf die hiesige antifaschistische Arbeiter:innengeschichte von den 1920er-Jahren bis in die Nachkriegszeit wirft. 
---
PapyRossa Verlag, 180 Seiten, 18 Euro  // www.papyrossa.de

MAGDALENA KRATZER: AM PLUTO VORBEI, DANN LINKS
Um eine innerliche wie äußerliche Reise dreht sich Magdalena Kratzers erster Selfpublishing-Roman, der die Lesenden mit nach Südfrankreich nimmt und dabei die Zufallsbegegnung zwischen den beiden Hauptprotagonist:innen Saniel und Anka erzählt. Beide kämpfen mit kürzlich erlebten schwierigen Ereignissen, beide suchen Halt im jeweils anderen. Sie beschließen, gemeinsam in die Provence zu reisen, um dort ausgesetzte Hunde zu retten. Doch ihre verdrängten Sorgen und Herausforderungen schleichen sich natürlich direkt mit ins Gepäck. Eine Geschichte über gegenseitige Inspiration und Wachstum. 
---
BoD – Books on Demand, 244 Seiten, 11,99 Euro  // www.buchshop.bod.de

FITZGERALD KUSZ: DER BESTE KUSZ
Seine schönsten Gedichte der letzten 50 Jahre versammelt das Nürnberger Urgestein Fitzgerald Kusz nun eigens kuratiert in seinem neusten Werk Der beste Kusz. Bereits seit vielen Jahrzehnten zählt der Sprachkünstler zu den wohl bedeutendsten fränkischen Mundart-Lyrikern im gesamtdeutschen Raum und bereichert uns dank seines satirischen Blickes regelmäßig mit unterhaltsamsten Zeilen über Absurditäten des Lebens sowie politische Machenschaften im Weltgeschehen. 
---
ars vivendi verlag, 256 Seiten, 20 Euro // www.arsvivendi.com  >>
MAGAZIN  04.11.-12.11.2023
SCHWABACH / ANSBACH / LAUF. Im Leseherbst schließen sich die Kleinstädte der Region traditionellerweise zum Literatur-Hotspot zusammen: Lesart heißt das Festival in Schwabach, Lauf und Ansbach – und in allen drei Orten werden vom 
4. bis 12. November Bestseller, Newcomerinnen, preisgekrönte Autor:innen, gewichtige Persönlichkeiten und echte Geheimtipps zu entdecken sein. Das Programm steckt voller literarischer Entdeckungen – an jedem einzelnen Abend. Wir schauen ausschnittsweise drauf.   >>
MAGAZIN  07.07.-09.07.2023
KATHARINENRUINE. Die Schreibenden, und curt fühlt sich ausdrücklich mitgemeint, haben in Nürnberg im Sommer einen besonderen Platz in der Stadt. Ein Wochenende lang gehört der Literatur, den Literaturschaffenden, den Literaturfans die Katharinenruine und das Drumherum. Die texttage mit textualienmarkt holen große Namen in die Stadt und präsentieren gleichzeitig die gesamte Bandbreite der regionalen Szene. Wie genau das alles von statten geht, wissen die Organisatorinnen Kathleen Röber und Grazyna Wanat.  >>
20241001_Salz_Pfeffer
20241001_pfuetze
20241001_Einblick
20241001_Staatstheater
20241001_GNM_hallo_nature
20241001_Staatstheater_Erlangen
20241104_curt_XMAS
20240801_mfk_PotzBlitz
20230703_lighttone
20241001_Retterspitz
20241001_VAG_Nightliner
20241001_Kaweco
20240601_ebl