Radio Z im Corona-Limit
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Welche Hürden haben Vereine wie das mitgliederbasierte Radio Z in Zeiten von Corona und Kontaktverbot? Ein Gespräch von Lukas Münich mit Radio-Z-Vorstand Margret Bernreuther.
Hallo Margret. Wie geht es dir so?
Danke.
Du bist im Vorstand von Radio Z, koordinierst den Stoffwechsel und bist Mitglied des Corona-Krisenstabs, der sich letzte Woche spontan gegründet hat. Hab ich was vergessen?
Ja, Europe is found, die europäische Musiksendung und Castrop-Rauxel am Donnerstag, aber wer interessiert sich momentan schon für aktuelles Musikgeschehen?
Erläutere doch mal kurz, was sich bei Radio Z seit der Coronakrise geändert hat. Radio scheint ja relativ krisensicher. Über UKW kann man sich ja nicht anstecken.
R.A.D.I.O. e.V. (vulgär: Radio Z) ist ja ein Verein. Unsere Räumlichkeiten gelten dementsprechend als „Vereinsheim“. Seitdem der Ausnahmezustand besteht, sind diese, also auch die Senderräume geschlossen. Das heißt, dass unsere ehrenamtlichen Sendenden derzeit keinen Zutritt zum Sender haben, das sind über 200 Redakteur*innen aus knapp 80 Redaktionen.
Das ist ja ein dicker Hund. Und die Sendungen haben alle Pause?
Nein, Sendepause wäre für uns keine Option. Ganz im Gegenteil: Wir sind überwältigt von der großen Kreativität der ehrenamtlichen Redakteur*innen, die ihre Sendungen von zuhause aus vorproduzieren, untereinander kommunizieren, wie man diese Situation am besten überbrückt und sich einiges einfallen lassen. Die Sendungen kommen als Downloadlink per E-Mail und das hat sich schon bewährt. Der Wochenendbetrieb jetzt zum Beispiel lief reibungslos ab und ohne Ausfälle im Sendeablauf.
Also die Krise als Ansporn, sich besonders anzustrengen?
Naja, viele Sendende mussten sich zumindest ganz neu mit ihrem Format auseinandersetzen. Ich denke da zum Beispiel an die Lokalen Leidenschaften, die jetzt eben mit Videocall-Programmen aufzeichnen, die Umstellung war da kein großes Problem. Andere Sendungen haben Best-ofs gebracht.
Die Möglichkeiten sind vielseitig und auch der gute Wille ist da. Wir senden ja, weil wir es wollen.
Das heißt, es ist gerade kein Hineinkommen bei Radio Z. Wer fährt denn dann die Sendungen?
Wir haben eine Handvoll Tagesstellen – also angestellte Mitarbeiter*innen – in unserem werktäglich erscheinenden, tagespolitischen und kulturellen Magazin Stoffwechsel und in der Musikredaktion, die sich auch normalerweise um den reibungslosen Sendeablauf und um die Kommunikation mit den Redaktionen kümmern.
Und die dürfen in den Sender kommen?
Genau. Natürlich in reduzierter Form. Aber die kümmern sich darum, dass der Sendetag wie geplant stattfinden kann.
Ist das so wichtig, dass der Stoffwechsel weitersendet oder könnte man alles auf automatisierten Betrieb umstellen?
Nein, als Radiosender haben wir die Informationspflicht, wir sind also dazu angehalten, tagesaktuell zu senden und das versuchen wir aufrechtzuerhalten.
Funktioniert das?
Ja, erstaunlicherweise sehr gut. Wenn jetzt niemand krank wird.
Wie schwer trifft euch die Situation jetzt als Sender?
Natürlich brechen uns unsere Veranstaltungen weg. Am 4. April wollten wir mit dem Quartier U1 eine “Schallplatten-Waschstraße” feiern: ein Fest mit DJ-Sets, Infoständen und nebenbei hätten wir Schallplatten gewaschen. Wenn alles gut geht, wollen wird das nachholen.
Auch das Radio-Z-Sommerfest an Christi Himmelfahrt fällt möglicherweise aus, da warten wir noch auf die offizielle Ansage der Desi und der Behörden. Der Erlös dieser Veranstaltungen bricht uns, wie vielen Veranstalter*innen, für dieses Jahr nun leider schon einmal weg.
Gibt es eine Möglichkeit, euch zu unterstützen?
Wir finanzieren uns hauptsächlich über Mitgliederbeiträge. Wer uns unterstützen möchte, kann natürlich Mitglied werden oder sich unserem Spendenkonto zuwenden*.
An krisengebeutelte Mitglieder richten wir die Bitte, sich mit uns abzusprechen. Es muss niemand befürchten, die Mitgliedschaft zu verlieren, nur weil man sich den Jahresbeitrag gerade nicht mehr leisten kann.
Ansonsten: hört viel Radio Z und empfehlt uns weiter!
Ganz was anderes: die Bürgermeisterkandidat*innen der SPD, der Grünen und der CSU waren kürzlich bei euch zu Gast und haben sich mal umgeschaut. Zwei der Genannten sind Radio-Z-Mitglieder. Einer nicht. Glaubst du, dass ihr trotzdem auf Unterstützung aus dem Rathaus bauen könnt?
Ob der neue Oberbürgermeister und die CSU sich mit uns und unseren Inhalten anfreunden können und ob wir sie überhaupt an unseren Prozessen und Sendungen beteiligen wollen, also davon gehe ich nicht aus. Wir wollen uns ja auch nicht für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt instrumentalisieren lassen, obwohl unser Programm exakt unserer Vorstellung von einer lebendigen Stadtkultur entspricht.
Ich bin schon sehr skeptisch, ob das mit dem jetzigen Rathaus möglich sein wird, in irgendeiner Form zusammenzuarbeiten.
Woher das Misstrauen?
Wir identifizieren uns mit der sogenannten „Subkultur“, bieten ihr ein Sprachrohr und bilden sie oft in unseren Sendungen ab. Ob sich die Anzugträger von der CSU dafür erwärmen lassen können, oder ob, wie so oft, die Hochkultur als schützenswerter gilt, wird man sehen.
Kulturschaffende aus beiden Sparten sind momentan in einer Notlage und da werden wir sehen, wie es um die Unterstützung aus dem Rathaus bestellt ist. Wir sind da alle sehr gespannt und lassen uns auch gerne überraschen.
Wie war die Unterstützung unter der SPD?
Dr. Ulrich Maly ist ein sehr großer Fan von Radio Z, das wird also wahrscheinlich schon eine Umstellung werden.
Dieses “Streaming” ist das heiße, angeblich neue Ding. Dabei macht ihr das schon seit über dreißig Jahren.
Ja! Überall sprießen die Podcasts aus dem Boden. Unsere Sendung Devil is Evil macht das seit bald 20 Jahren.
Der große Vorteil eines Radiosenders, im Gegensatz zu Podcast-, Mediathek- und anderen On-Demand-Angeboten, ist die Möglichkeit, sich überraschen lassen zu können. Wenn du Mediatheken oder Podcast-Kataloge durchstöberst, suchst du bewusst Inhalte nach deinen Interessen aus. Ein Radio stellst du halt an. Wenn der Song dir nicht gefällt, wechselst du den Sender (bitte nicht!) oder stellst es aus. Aber wenn er dir gefällt, dann ist das schon bereichernd.
Der Algorithmus bei den Musikplattformen kackt dir jede Woche 30 Songs hin, die dir wahrscheinlich gefallen. Das mag auch oft zutreffend sein, aber das ist auch berechenbar. Wo bleibt da die Überraschung, der Zufall? Unsere Musikredakteur*innen treffen die Musikauswahl ganz alleine und das merkt man halt.
Schauen wir mal auf die Zeit nach Corona, wann auch immer das sein mag. Worauf freust du dich am meisten?
Darauf, dass der Kapitalismus zusammenbricht (lacht). Natürlich freue ich mich auf den menschlichen Austausch, egal, ob im Sender, auf unseren Versammlungen oder in der Kneipe. Mir gehen diese Telefonkonferenzen auf die Nerven.
Hast du noch was auf dem Herzen?
Ja:
#leavenoonebehind
www.seebruecke.org
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Margret Bernreuther ist langjähriges Mitglied von Radio Z, seit 4 Jahren sitzt sie im Vorstand des Vereins.
Lukas Münich ist ehrenamtlicher Redakteur der Radio-Z-Sendungen Art, Pop’n’Roll und Eisenbart und Meisendraht – das Magazin für Eigenart.
www.facebook.com/eisenbartmeisendraht
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Radio Z ist ein freies Mitgliederradio und sendet täglich von 14 Uhr bis 02 Uhr auf 95,8mHz und auf DAB+.
Alle Informationen zu Programm, Mitgliedschaft, Mediathek und Onlinestream unter
www.radio-z.net
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*Spendenkonto: Radio Z, Sparkasse Nürnberg, IBAN: DE97 7605 0101 0005 4999 34, BIC: SSKNDE77XXX
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