Andreas Radlmaier im Gespräch mit: JULIA FISCHER

MITTWOCH, 1. APRIL 2020, NüRNBERG

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[STATT IM MAGAZIN JETZT ONLINE]   Eigentlich wollte die Soulsängerin und Songwriterin Julia Fischer (28) an der Pegnitz entlang spazieren gehen, um über sich und ihre Musikpassion zu sprechen. Sie sei ein hibbeliger Typ, Bewegung beruhige und konzentriere sie da. Dann regnet es sowieso und wir treffen uns an einem anderen Lieblingsort von ihr: im Gostenhofer Dorfschulzen, den ihr Freund betreibt. Corona liegt schon in der Luft. Aber dass am Ende neben der gedruckten Fassung des Gesprächs samt CURT auch ganze Konzertserien der als Nürnberger Großtalent gefeierten Musikerin in den Strudel dieser surrealen Krise geraten sollte, ahnte niemand. Zur Überbrückung in die Lebensnormalität ein konzentrierter Ausschnitt aus diesem Interview:

ANDREAS RADLMAIER: Reden wir zunächst über ein Thema, das in den letzten Wochen viel zu kurz gekommen ist: Corona. Wie massiv trifft es dich?
JULIA FISCHER: Derzeit sind vorerst alle Konzerte bis Anfang Mai abgesagt und man kann davon ausgehen, dass es damit nicht getan ist. Noch bin ich entspannt und nutze die Zeit für tägliches Songwriting, ein Video-Corona-Tagebuch bei Social Media und Veröffentlichung neuer Singles und Videos, die schon länger darauf warten. Ich versuche möglichst positiv zu bleiben, aber es trifft mich immens.

Welche Konsequenzen hätten Konzertausfälle bis Mai, Juni, Juli für dich?
Vor allem die Sommermonate sind für mich als Livemusiker extrem wichtig und vollgepackt mit Konzerten, Festivals, Open Airs. Ich hätte somit Konzertausfälle von zwei kleinen Touren und circa 40 Konzerten, die größtenteils auch nicht in den Winter verschoben werden können. Demnach könnte es für mich ein finanzielles Desaster werden. Aber auch die ganze Arbeit, die man in die Tour-Organisation, Konzert-Booking, Werbung und Proben gesteckt hat, würde danach von vorne losgehen. Es wäre mehr als ärgerlich.

Mit Musik seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wird also sicherlich nicht leichter. Wärst du lieber die Star-Geigerin Julia Fischer?
Zu Corona-Zeiten vielleicht, weil die Situation für sie als weltweit bekannte Musikerin wahrscheinlich eher weniger existenzbedrohend ist, ansonsten aber nicht.

Warum nicht?
Ich stehe wahnsinnig gerne auf der Bühne, aber nicht so gerne in der Öffentlichkeit. Ich brauche diese Aufmerksamkeit nicht und bin deshalb sehr froh, dass man nicht so viel über mich als Privatperson finden kann, und Julia Fischer 2 aus München das für mich übernimmt.

Deine Tasteninstrumente sind für dich somit goldrichtig. Man kann ja Piano, Keyboard, Hammond auch wunderbar als Barriere zum Publikum aufbauen.
Allerdings singe ich auch viel auf der Bühne und meistens verbinde ich beides, da ist die Barriere dann nicht sehr groß. Der Gesang stellt einen intensiven Kontakt zum Publikum her und auf der Bühne ist dieser Kontakt für mich auch sehr wichtig.

Beim Stichwort Julia Fischer wirft die Suchmaschine 70 Millionen Treffer aus.
Hättest du zumindest lieber einen unverwechselbareren Namen?

Der Wiederkennungswert wäre vermutlich größer mit einem anderen Namen. Daher hat sich bei mir ja irgendwann der Spitzname „Jules“ oder auch (The) Jules Band eingebürgert. Darunter bin ich mittlerweile bekannter.

Jules wird ja auch wie Jewels gesprochen – schöne Assoziation.
Wir fanden das auch sehr schön und haben deshalb das Bandlogo als Juwel gestaltet. Wobei die Aussprache scheinbar trotz englischem Artikel nicht für alle leicht ist: vom französischen Jules bis zum deutschen Jules’ Band ist da alles drin. Da kommen verrückte Sachen raus.

Apropos verwechselbar: Wie findet man zum eigenen Stil?
Die Frage stelle ich mir heute noch. Ich habe nicht den einen konkreten Stil, sondern bin breit aufgestellt. Ich kann mich in verschiedene Projekte und Genres einarbeiten. Ich brauche diese Abwechslung, sie tut mir gut. Ich merke aber, dass ich immer zum Blues, zum Soul, zum Funk finde. Das hat sich so ergeben. Mir wird nachgesagt, dass meine Stimme sehr charakteristisch ist. Das kann man selbst ja schwer beurteilen.

Was treibt dich an?
Die Lust am Spielen. Mit anderen Musik zu machen, ist mir ganz wichtig. Am besten so abwechslungsreich wie es geht, jede Woche etwas anderes. Ich bin sehr sprunghaft und brauche diese Art von Beschäftigung. Das ergibt mir einen Sinn.

Du giltst als Großtalent in der Szene. Man weiß aber relativ wenig über dich. Woran liegt das deiner Meinung nach?
Vermutlich am Selbstmarketing. Über Social Media oder persönliches Vorstellen zu gehen – dafür fehlt mir das Gen. Das reizt mich überhaupt nicht.

Seit zwei Jahren steigt aber die Wahrnehmung.
Ich habe ab dieser Zeit auch viel mehr Konzerte gespielt, bin noch selbstständiger in Sachen Konzert-Booking geworden. Ich merkte, dass ich viel mehr vom Spielen als vom Unterrichten leben will – auch wenn das Spaß macht und zu meinem Alltag gehört – und habe deshalb nochmals mehr Gas gegeben. Ich merkte dadurch, dass ich mich selbst befreien und rausgehen kann. Ich habe lange mit mir gekämpft, ob das wirklich gut ist, was ich da musikalisch treibe …

Selbstzweifel?
Klar, auf jeden Fall. Das hat sich erst in den letzten zwei Jahren gebessert.

In einer Bandbeschreibung war zu lesen, du seist „motiviert, freundlich, zuverlässig“. Trifft das deinen Charakter?
Das würde ich unterschreiben und es sind auf jeden Fall Eigenschaften die zu mir und meiner Arbeit gehören, aber natürlich nicht ausschließlich.

FORTSETZUNG FOLGT …

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Fotos: Laura Michele Kniesel
Instagram: @loreleimichele


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www.jules.band
www.facebook.com/bandjules


 




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