Laras Post aus Berlin 3: Eine neue Welt
#Berlin, #Corona, #coronasucks, #Lara Sielmann, #Lesen!, #Literatur, #Netflix
Das Wochenende steht vor der Tür und das heißt vor allem eine weitere Werkwoche zu Hause ist vorbei, die sich so selbstverständlich nach Alltag anfühlt, dass es mich fast gruselt (und das, obwohl ich ja mega abgehärtet bin, wie mein letzter Brief ja hoffentlich klargemacht hat): Ich stehe früh auf und gehe meist eine Runde durch die Nachbarschaft spazieren – mal durch den Park oder einfach nur durch die Straßen, wo mir vielleicht ein, zwei JoggerInnen oder Menschen mit Hunden begegnen.
Noch bis vor zwei Wochen hätte ich ziemlich sicher einen Podcast oder ein Hörbuch dabei angehabt (wobei ich vor allem vor zwei Wochen um 6:00 Uhr noch geschlafen hätte und auch nicht schon um 22:00 Uhr im Bett gewesen wäre), momentan nicht. Momentan zwicke ich mich manchmal in den Arm da draußen an der frischen Luft, um mir klarzumachen, dass das gerade Realität ist, dieser ewige Sonntag mit diesem Sonnenschein und dem blauen Himmel, dieses ewige Zwitschern der Vögel und meine Verwunderung darüber, wenn ich Läden sehe, die öffnen oder schon offen sind, wie Bäckereien oder Spätis – das vermeintlich Allernormalste auf der Welt, eben jener Welt von vor zwei Wochen.
In dieser neuen Welt gehe ich manchmal im Anschluss an meine morgendlichen Spaziergänge noch was einkaufen, und jedes Mal erschrickt es mich, wie distanzlos einige nach wie vor sind – da wird in das Regal vor mich gegriffen, zur selben Zeit zur Milch gelangt oder das Eis vor mir aus der Truhe genommen, als ob deren Kühle den Virus schockgefrieren würde (ich habe wirklich keine Ahnung von Medizin und schon gar nicht von Viren, aber wenn Christian Drosten sagt, dass man einen Sicherheitsabstand einhalten sollte, dann vertraue ich ihm da). Ich schaue dann vor allem immer richtig böse, das kann ich nämlich sehr gut, und hoffe, dass dieser Blick sie den Tag über begleitet und ganz besonders, wenn sie das nächste Mal Einkaufen gehen, zur Dose in das Regal greifen wollen, vor dem gerade jemand noch steht und sie einfach kurz warten.
Meinen Arbeitsalltag verbringe ich, wie wahrscheinlich viele von euch auch, sitzend vor dem Rechner – inklusive Video- und Telefonkonferenzen. Wenn ich ganz verrückt bin, verlege ich meinen Arbeitsplatz vom Wohnzimmertisch in die Küche, schaue zwischendurch in den Innenhof und auf die Batterien an Fahrrädern, auf die die Sonne scheint. Als wenn sie nur darauf warten würden, dass wir als Hausgemeinschaft alle zusammen Mittagspause machen und eine Runde um den Block fahren würden – nicht dass ich meine MitmieterInnen besonders gut kennen würde, eher so vom Müllwegbringen.
Von Ritualen und Routine kann ich in Wahrheit natürlich noch gar nicht sprechen – was sind schon zwei Wochen und dann auch noch im Ausnahmezustand –, dennoch habe ich fast jeden Abend mit FreundInnen telefoniert, zu zweit oder zu mehreren, wie es gerade passt. Mit „Riverdale“ bin ich ja jetzt leider durch und muss gestehen, einen adäquaten Ersatz habe ich noch nicht gefunden. Setze allerdings viel auf die Serienverfilmung von Unorthodox, die Donnerstag auf Netflix online gegangen ist. Als Buch ist die Autobiografie von Deborah Feldman ein absoluter Page Turner: Ein junges chassidisches Mädchen aus New York City beginnt an ihrem Leben in der strengjüdischen Gemeinschaft in Williamsburg zu zweifeln, fängt an, eigenen Interessen zu folgen und flieht schließlich. Das Buch gibt wahnsinnige Einblicke in die orthodoxe chassidische jüdische Gemeinde in Williamsburg, ist dabei ein Coming-of-Age-Roman, und dann auch noch eine Autobiografie. Was für ein Stoff (!), der geradezu leicht geschrieben daher kommt. In der Buchverfilmung spielt die israelische Schauspielerin Shira Haas die weibliche Hauptrolle, die bereits in der Serie Shtisel (Netflix) über das Leben einer ultraorthodoxen jüdischen Familie in Jerusalem mitspielt. Eine sehr unterhaltsame Serie, die sich besonders schön anhört, es wird nämlich vor allem Jiddisch gesprochen sowie in „Unorthodox“ auch. Also, wenn wir ihr Bock auf einen kleinen Serienmarathon am Wochenende habt, und meine Begeisterung für oberflächliche Teenieserien nicht teilt, dann vielleicht „Shtisel“ oder „Unorthodox“ und Zweiteres gleich in der Buchhandlung eures Vertrauens bestellen. Ich sage nur: #buchsolidarität, unsere Lieblingsbuchhandlungen sollen ja auch nach Corona noch existieren.
In diesem Sinne, habt ein schönes Wochenende!
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Kiezbuchhandlungen bei euch um die Ecke, bei denen ihr online oder telefonisch bestellen könnt (Liste nicht vollständig):
NÜRNBERG
Buchhandlung Jakob /Hefnerplatz 8
https://www.buch-jakob.de/shop/
Korn und Berg Universitätbuchhandlung/ Hauptmarkt 9
https://www.kornundberg.de/shop/
Ultracomix / Vorderesterngasse 2
https://ultra-comix.de/
Buchladen am Kopernikusplatz /Kopernikusplatz 32
https://www.buchbeutel.de/
Gostenhofer Buchhandlung/ Eberhardshofstraße 17
https://www.gostenhofer-buchhandlung.de/
BücherRaum/ Ludwig-Feuerbach-Str. 68
https://www.genialokal.de/buchhandlung/nuernberg/buecherraum/
Buchhandlung Johannis/ Johannisstr. 87
https://lesertrifftbuch.buchhandlung.de/shop/
ERLANGEN
Literarische Buchhandlung Ilse Wierny/ Südliche Stadtmauerstraße 40
http://www.buchhandlung-wierny.de/
Ex Libris / Lorleberg-Platz
http://www.buch-exlibris.de/wp/
Leseesel – Kinder- und Jugendbücher/ Obere Karlstraße 6
https://www.leseesel-erlangen.de/
Bücherinsel Frauenaurach/ Wallenrodstraße 1
https://www.buecherinsel-frauenaurach.de/%C3%BCber-uns
FÜRTH
Jungkunz – Die Buchhandlung/ Friedrichstraße 3
https://www.buchhandlung-jungkunz-fuerth.de/
Bücher Edelmann/ Fürther Freiheit 2A
https://www.e-delmann.de/shop/
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