Elisabeth „Eli“ Heyn gehört seit ein paar Jahren zum bunten Team der Straßenkreuzer-Schreibwerkstatt. Die Mitglieder, Verkäufer*innen und Leser*innen des Magazins, treffen sich in normalen Zeiten donnerstags. Sie tauschen sich aus, diskutieren – und schreiben, auch für den Straßenkreuzer. Die Freude am Schreiben verbindet sie alle. Eli ist Ärztin, vor ein paar Tagen hatte sie ihren ersten Einsatz in der Drive-In-Corona-Teststation, die beim Möbelhaus Höffner aufgebaut wurde. „Es hat bestimmt 15 Minuten gedauert, um mich so zu verpacken, dass ich einsatzbereit war. Allein drei Paar Handschuhe musste ich anziehen. Es waren sehr viele Helfer da, von Polizei, Feuerwehr bis zum THW und natürlich medizinisches Personal. Ein riesiger Aufwand mit an die 20 Leuten, der mich schon verblüfft hat. Letztlich habe ich dann schätzungsweise 25 Personen getestet, die sich vorher über die allgemeine Telefonnummer 116117 mit Symptomen gemeldet hatten. Darunter zum Beispiel eine LKW-Fahrerin, die nach einer Frankreichfahrt unter Quarantäne stand, aber gebraucht wurde. Eine Frau kam mit einem geliehenen Auto, weil sie kein eigenes hat. Ein Kollege und ich haben nur Abstriche genommen, das hätten auch weniger qualifizierte Personen erledigen können. Was mich umtreibt, ist aber etwas ganz anderes: Ich denke, wir alle müssen achtsam sein, dass wir uns nicht psychisch isolieren, allein bleiben, auf diese Weise krank werden. Das Zwischenmenschliche darf nicht kaputt gehen, deshalb finde ich es so wichtig, dass das Straßenkreuzer-Team Kontakt zu allen Verkäufern hält. Was ich mir wünsche: dass die spirituelle Dimension dieser Krise thematisiert wird. Mich erinnert die öffentliche Stimmung an eine kollektive Trauma-Situation, hinter der letztlich die Angst vor dem Tod steht. Eine solche Pandemie wird auch in dem Roman „Die Pest“ von Camus beschrieben, ich kann diese Lektüre nur empfehlen. Darin siegt zum Schluss das Erbarmen und die Nächstenliebe. Egal, wie es endet.“