PoeTRy Slam #11: Diary Slam
#E-Werk, #Kathi Mock, #Kolumne, #Lesung, #Poetry Slam, #Vortrag
Eine Spielart des Poetry Slams ist der sogenannte „Diary Slam“, also „Tagebuch Slam“. Hier werden wie bei einem normalen Slam selbstgeschriebene Texte vorgetragen, nur dass es sich dabei um Tagebucheinträge handelt. Es wird somit sehr authentisch, mitunter peinlich, irrelevant langweilig oder sehr unterhaltsam. Manchmal auch alles zusammen.
Wie auch das klassische Poetry-Slam-Format, stammt die Idee von „Diary Slam“ aus den USA. 2005 gab es in Brooklyn die erste „Cringe Night“, also einen „Schäm-Abend“, initiiert von der Studentin Sarah Brown, wo peinliche oder lesenswerte Auszüge aus Teenager-Tagebüchern vorgestellt wurden. Dem vorausgegangen waren ähnliche Live-Formate, wie die Reihe „Mortified“(„beschämt“ bzw. „gedemütigt“) des amerikanischen Comedians David Nadelberg, wo Menschen private Objekte und Geschichten aus ihrer Kindheit präsentierten.
Dies sagt schon ziemlich deutlich aus, was bei einem Diary Slam passieren kann, aber definitiv nicht muss. Denn was die Leute so in ihre Tagebücher schreiben, ist teilweise sehr unterschiedlich. Neben unerfüllter Teenager-Liebe und peinlichen pubertären Erlebnissen finden sich auch langweilige Alltagsbeschreibungen und skurrile Erlebnisse. Es ist aber ebenso Platz für philosophische Gedanken und lyrische Ergüsse – man darf nicht unterschätzen, was in den Köpfen so vorgeht und es schreiben ja nicht nur Jugendliche Tagebuch. Auch die Tagebücher an sich unterscheiden sich sehr. Neben Diddl-Notizbüchern und Moleskine-Klassikern finden sich alle Größen und Farben und manchmal besteht ein Beitrag aus einer Ansammlung von einigen Zettelschnipseln. Große Vielfalt ist also auf allen Ebenen geboten.
Eines vereint die Tagebuchtexte dann wieder: im Gegensatz zu Poetry-Slam-Texten wurden sie nie für ein Publikum geschrieben. Die Texte sind also nicht berechnend, sondern eben authentisch. Bei den Vortragenden eines Diary Slams handelt es sich in der Regel auch nicht um „professionelle“ Slammer*innen — jede*r kann und darf mitmachen.
Dennoch handelt es sich auch bei einem Diary Slam um einen Wettbewerb, wo das Publikum den oder die Sieger*in küren darf.
Ein gewisser Exhibitionismus und Mut der Vortragenden gehört genauso dazu wie Voyeurismus auf Seiten des Publikums. Dabei geht es nicht um Bloßstellung oder Fremdscham mit den Vortragenden, im Gegenteil. Die Intimität ist nicht unangenehm, weil der zeitliche Abstand zum Geschriebenen eine Distanz erlaubt. Zudem fiebert und fühlt das Publikum mit, denn fast jede*r hat in der Vergangenheit ähnliche Erlebnisse und Gedanken gehabt. So wird eine Verbindung zwischen den Vortragenden und dem Publikum geschaffen, was eine ganz andere Atmosphäre als bei einem üblichen Poetry Slam erzeugt. Viele Vorträge sind unfreiwillig komisch und nicht selten müssen die Vortragenden über ihr altes Ich oder dessen Ausdrucksweise liebevoll lachen.
Diary Slams sind in Deutschland noch nicht so weit verbreitet wie Poetry Slams. In Hamburg wurde 2011 der erste regelmäßige Diary Slam Deutschlands von Ella Carina Werner und Nadine Wedel etabliert. Die beiden Veranstalterinnen veröffentlichten sogar ein Buch mit den besten Beiträgen aus ihrer monatlichen Veranstaltungsreihe.
In ein paar weiteren Städten, wie Münster, Köln und Jena, gibt es auch regelmäßig stattfindende Diary Slams.
In Erlangen gibt es das Format seit dem Frühjahr 2017: zweimal im Jahr wird hier in die Kellerbühne des E-Werks eingeladen. Man kann sich also vor Ort eine Meinung über dieses besondere Format bilden und wer möchte, darf hier auch gerne selbst auftreten Dafür meldet man sich entweder vorher über
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, die Facebook-Seite Diary Slam Erlangen oder spontan am Abend an der Kasse.
KATHIS SLAM-EMPFEHLUNGEN FÜR DEN MÄRZ
WORTGEFECHT NÜRNBERG
MITTWOCH, 11.03., 20 UHR // SÜDPUNKT / AK 7,-
Der originale Nürnberger Poetry Slam ist nach einigen Umzügen mittlerweile im großen Saal des Südpunkts angekommen – und fühlt sich dort mehr als wohl. Vor bis zu 300 Gästen liefern sich monatlich sechs Szenegrößen spannende Duelle im K.O.-System, um einen Platz für das beliebte Jahresfinale zu ergattern. Durch den Abend führt Moderator Michl Jakob.
FÄLLT AUS: DIARY SLAM ERLANGEN: LIES AUS DEINEM TAGEBUCH
FREITAG, 20.03., 20 UHR // E-WERK KELLERBÜHNE / NUR AK 5,-
Bei diesem speziellen Slam werden selbstgeschriebene Texte der besonderen Art vorgetragen: Tagebucheinträge.
In maximal 7 Minuten kann jede*r die Kellerbühne mit seinen Erlebnissen und Highlights der Vergangenheit erfüllen und am Ende kürt das Publikum ein*e Sieger*in. Verrückte Geschichten, peinliche Erlebnisse, lyrische Ergüsse oder langweilige Alltagsbeschreibungen – es kann alles dabei sein und man muss kein professionelle*r Slammer*in sein, um mitzumachen! Kathi Mock führt dabei charmant durch den Abend.
SLAM-TERMINE IM MÄRZ
04.03. / 20:00 Lesen für Bier Erlangen // E-Werk Saal, Erlangen
07.03. / 20:00 Slam im Parks // Parks, Nürnberg
08.03. / 20:00 Poetry Slam Erlangen // E-Werk Saal, Erlangen
08.03. / 20:00 Fürther Poetry Slam // Kofferfabrik, Fürth
11.03. / 20:00 Wortgefecht Nürnberg // Südpunkt, Nürnberg
18.03. / 19:00 U20 Poetry Slam Erlangen // E-Werk Kellerbühne
18.03. / 20:00 Lesen für Bier Nürnberg // Parks, Nürnberg
30.03. / 20:00 Südslam Nürnberg // Südpunkt, Nürnberg
31.03. / 20:00 Revolte Poetry Slam // Gummi Wörner, Erlangen
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KATHI MOCK ist geboren und aufgewachsen am Bodensee. 2010 hat sie Poetry Slam für sich entdeckt und seither zahlreiche Auftritte im gesamten deutschsprachigen Raum absolviert. Seit 2014 lebt sie in Erlangen, wo sie seit 2015 den monatlichen U20-Poetry-Slam mitorganisiert und ist Mitglied beim Improvisationstheaterensemble „holterdiepolter!“ in Nürnberg. Seit April 2017 organisiert sie den Erlanger Diary Slam und seit Februar 2020 zudem die monatlichen Poetry Slams im Nürnberger Parks und im Erlanger E-Werk.
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