Claudias Kinoempfehlungen im Februar

SAMSTAG, 1. FEBRUAR 2020

#Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #Film, #Kino, #Kommkino

Sterben geht immer – Zu Beginn machte der Februar den Eindruck, als wollte er ein Monat mit Horrorfilmen werden. Seltsam einseitig und dürftig das Programm. Nach diversen Schiebereien der Kinostarts wurde der auslaufende Winter doch noch zu einem feinen Mix über Tod und Teufel und auch ganz besonders über tolle Frauen.

GENRENALE
MITTWOCH, 05.02.  / KOMM KINO
Verrückte Aliens, unentschlossene Selbstmörder, der Papst auf dem Weg zu seiner Auferstehung und Zementeimer an Füßen – willkommen in der Freakshow des deutschen Kurzfilms mit ganz schön skurrilen Plots! Die GENRENALE präsentiert bewusst abseitige Themen, die aber allesamt gut inszeniert sind. Manche sind mir zu spannend – ihr wisst schon, diese Settings, in denen der Satz „Ich geh die Schweine füttern“ Angst macht, wegen der Gefahr da draußen. Über andere Sachen konnte ich super lachen. Gerade weil die Filme so kurz und unterschiedlich sind, ist dieses Mini-Festival ein wilder Ritt, dem sogar eine Message untergemischt wurde, wenn man so will. Denn manch einem würde man gern den Zweiminüter zum Thema Selfies zeigen, har, har. Böse sein ist schon schön. Im Kino ist das ja sowas von erlaubt.
 



VARDA PAR AGNES
AB 06.02. / CASABLANCA
Meine Verehrung für die Filmemacherin Agnès Varda begann spät, aber es war Liebe auf den ersten Blick. Die kleine Frau ist blitzgescheit, strahlt so viel Lebendigkeit aus und war 50 Jahre lang forschen Schrittes dabei, das Kino neu zu erfinden. Sie filmte mit wenig Aufwand gegen jede Konvention. Anschließend (!) verschloss sich die Vertreterin der Nouvelle Vague keineswegs der digitalen Technik, sondern integrierte sie in ihr Schaffen. Sie erzählt in ihrem letzten Film von ihren Ideen, ihrem Selbstverständnis, von sich als Fotografin und Künstlerin. Das mag etwas statisch sein, es geht aber mehr ums Zuhören. "Geschrieben und verwirklicht von Agnès Varda" wird nie mehr in einem Vorspann erscheinen. Sie wusste, dass sie gehen wird und ihr Tod macht diese Doku noch sentimentaler. Wenn ihr einen Film über Weisheit, Kunst und Lebenslust sehen wollt, der einfach schön ist, nehmt „Augenblicke: Gesichter einer Reise“, den ich euch zum Kinostart 2018 schon ans Herz gelegt habe. Ich tu es noch mal.
 


BOMBSHELL
AB 13.02. / CINECITTA
Oh ja, es ist eine Bombe geplatzt, als eine Frau namens Gretchen Carlson ihren Chef wegen sexueller Belästigung anklagte. Wie sollte eine Person glaubwürdiger wirken als der Senderchef von Fox, dem sogleich zahlreiche Angestellte wie Anwälte zur Seite springen, wenn es brennt?
BOMBSHELL sprintet durch seine MeToo-Geschichte. Es gibt aber auch viel – parallel – zu erzählen. Von Kelly, der von Charlize Theron gespielten Starmoderatorin des konservativen Nachrichtensenders. Als sich Donald Trump fürs Präsidentenamt bewarb, legte er sich mit der langbeinigen, schlauen Blondine an. Senderchef Roger Ailes erfreute sich seinerzeit an Topquoten, Rückendeckung für das eigene Personal gab es keine. Mir gefällt, dass der Regisseur die Dinge gut erklärt und zusammenführt. Dabei geht es nicht ohne Schaudern und man kommt sicher ins Nachdenken. Trotz des konsequent hohen Tempos gibt es viele unbequeme Fragen zur Moral, wobei es nicht um Männer/böse und Frauen/gut geht.
 


LA GOMERA
AB 13.02. / CINECITTA
Der Film lief in Cannes, gleich am Anfang donnert einem Iggy Pop in die Ohren und es geht um eine geheime Pfeifsprache. Für mich war klar, wird ein super Film, auch wenn dieser Polizist aus Bukarest – monatliches Einkommen 1.000 Euro – mit allzeit vehement zugekniffenen Augen durchs Bild stolziert. Er ist ein Cop auf Abwegen, hat Freunde beim organisierten Verbrechen und ein Verhältnis zu einer bildhübschen Gangsterbraut, das seinethalben noch viel enger oder zumindest öfter sein könnte. Vermutlich benutzt sie ihn nur. Jeder spielt seine eigenen Spielchen und versucht schlauer zu sein als der Rest. Tatsache ist aber auch, dass es für diese Art Schnitzeljagd einfach schon ein paar richtig gute Regieprofis gibt. Da kommt die Scharade mit viel zu vielen Leuten auf einer schönen Insel in einer auch sehr schönen Finca nicht mit. Was mich am meisten geärgert hat, war, dass es so wenig um die Pfeifsprache ging. Weng verschenkt.
 


WEIßER WEIßER TAG
AB 20.02. / CASABLANCA
Weiß ist hier ganz sicher die dominierende Farbe. Das isländische Wetter ist aber auch wie gemacht dafür. Wieder ist es ein Polizist, der die Hauptrolle spielt, diesmal im hohen Norden und mit durchaus schönen und verspielten Einfällen. Der optische Schnickschnack hängt nur leider etwas in der Luft. Der – diesmal pensionierte – Polizist hat sich nach dem Tod seiner Frau sehr zurückgezogen. Und wie das so ist, wenn man alleine rummacht, kommt man auf seltsame Gedanken. Während er das Haus für seine Tochter und Enkelin renoviert, kommt ihm der Verdacht, dass seine verstorbene Frau eine Affäre hatte. Und wenn man schon mal Polizist ist, kann man ja die Ermittlungen aufnehmen. Nette Momente finden sich in den Dialogen zwischen dem Großvater und der Kleinen. Ansonsten drückt sich das Drama oft vor Inhalten und versteckt sich hinter seiner nebligen Ästhetik. Nicht so schön, dafür mehr Geschichte wäre sympathischer.
 


 




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