Claudias Kinoempfehlungen im November
#Casablanca, #Cinecitta, #Claudias Welt, #Film, #Kino
Da war er weg. Auf welch unterschiedliche Weise man einen Mann verlieren kann, das erklärt der Kinoherbst. Aber er kann noch mehr. Denn Männer sind nicht der Ende Anfang. Zumindest nicht immer. Schreckliches, kaum Schönes im Detail mit zwei, nein, drei Highlights.
LARA
AB 07.11. / CASABLANCA
Als ihr erwachsener Sohn ein wichtiges Klavierkonzert gibt, kauft sie 22 Tickets für Freunde, die sie nicht hat. Lara verschenkt die Karten, doch sie ist nicht besonders gut mit Menschen. Und auch noch frisch pensioniert. Wenn Leute wie sie menscheln, wird schnell alles gut im Film. Hier nicht, denn diese Frau hat ihren Sohn längst verloren. Der schickt seine Mailbox vor, kann auf ihre Anwesenheit verzichten.
Tom Schilling als Sohn und Corinna Harfouch als seine Mutter machen LARA zu feiner Schauspielkunst. Zwar ist Schilling wenig beschäftigt, dafür stemmt Harfouch diesen Film ganz alleine. Der Regisseur vom großartigen „Oh Boy“ bleibt auch hier visuell streng, fast steril. Daher fällt es leicht, jede Zuckung von Corinna Harfouch in ihrem roten Mantel wahrzunehmen. Wer eine verfahrene Situation am Start hat und keine Lust zu verzeihen, ist bei Jan-Ole Gerster richtig. In diesem schrecklich weisen Film.
HAPPY ENDING
AB 07.11. / CINECITTA
Martina Gedeck und Ulrich Tukur zeigten das Ende einer Ehe, die Frage „Und wer nimmt den Hund?“ beantworteten sie im August ebenso wenig wie die beiden Dänen aus HAPPY ENDING. Während sich die Dame des Hauses auf einen feudalen Ruhestand freut, hat er schon mal die Ersparnisse komplett reinvestiert. Zwar nimmt sie daraufhin nicht das Küchenmessser, einschneidene Erlebnisse bahnen sich dennoch ihren Weg. Wenn er spricht, braucht es ordentlich Humor. Der fehlt Helle und auch Peter findet seine Ehe nicht mehr lustig. Man trennt sich und versucht nach 50 Jahren alleine neu anzufangen. Dabei merkt diese seltsame Komödie nicht, wie traurig sie eigentlich ist. Traurig im Sinne von deprimierend. Dänische Filme waren schon mal besser. So verliert wieder eine Frau ihren Mann, diesmal eigentlich besser so.
SMUGGLING HENDRIX
AB 14.11. / CINECITTA
Tiere gehen immer und Adam Bousdoukos geht auch immer. Den Chefkoch aus „Soulkitchen“ seh ich saugern auf der Leinwand. Diesmal hat er seinen Hund verschlampt. Nur leider wohnt er auf Zypern, wo es hüben und drüben gibt. Jimi kann natürlich wie die meisten Hunde eher schlecht lesen und – noch besser – darf nicht mehr zurück, wenn er aus feindlichem Gebiet kommt. Auch die Türkei und Griechenland können komische Gesetze. Anfangs präsentiert sich dieser Film recht niedlich, mit Liebe zum Detail. Aber wenn du mit der neu liierten Ex den gemeinsamen Hund in der Gefahrenzone suchen musst, tut sich auch der coole Fatih-Akin-Buddy mit einer Überraschung schwer. Das Drehbuch ist dünn wie Dürüm. Und dass zwielichtige Schmuggelaktionen bei Typen, die immer Pech haben, schiefgehen … Das könnte sein.
BIS DANN, MEIN SOHN
AB 14.11. / CINECITTA
Ich spreche diesem bei der Berlinale gefeierten chinesischen Film nicht seine Schönheit ab. Ästhetik kann Wang Xiaoshuai, und er hat viel Zeit bei seinem Gesellschaftsporträt. Er erzählt eine tragische Verknüpfung, von zwei Familien mit Söhnen, die untrennbare Freunde sein sollten. Doch es kam anders. Mit Drama wird nicht gespart, denn die Ereignisse rund um Chinas Ein-Kind-Politik setzen den Hauptfiguren zu. Ehepaare leiden aus verschiedenen Gründen, der Zynismus der Politik ist offensichtlich, doch gleichzeitig gibt es in dieser fremden Kultur für mich wenig Ankerpunkte. Und: Mir ist lieber, ein Film nimmt mich mit. Doch darauf verzichtet der Regisseur, der seine Geschichte nach und nach entblättert. Wer sich nicht immer wieder konzentriert, steht hier verwirrt am Wegesrand.
WAS GEWESEN WÄRE
AB 21.11. / CINECITTA
1986 in der DDR hat Astrid ihre große Liebe verloren. Aber ob sie überhaupt zusammen waren, kann die zielstrebige Ärztin heute gar nicht mehr so genau sagen. Dass sie Julius vor 30 Jahren versetzt hat, weiß sie allerdings und sie erkennt ihn wieder, als sie mit ihrer neuen Liebe in einem Budapester Hotel in den Speisesaal geht. Sie erschrickt so sehr, dass sie Paul, ihrem Neuen, erst mal nichts erzählt. Holt sie aber nach und so gibt es viele Rückblenden, die selten so elegant mit der Gegenwart verschmelzen wie hier.
Statt der Diskussion um des Kaisers Bart und die Geister der Vergangenheit ein wunderbar sinnvoller Film über Beziehungen. Der Romanautor hat das Drehbuch selbst geschrieben und es ist gutgegangen. Sehr gut. Oben drauf tolle Schauspieler von Christiane Paul über Ronald Zehrfeld bis Leonard Kunz.
MEIN ENDE. DEIN ANFANG.
AB 08.08. / CINECITTA
LARA und WAS GEWESEN WÄRE hallen lange nach, doch MEIN ENDE. DEIN ANFANG ist der ermotionalste Film des Monats. Das Glück von Nora und dem eigentümlichen Aron ist greifbar. Ob Zufall oder Vorbestimmung, darüber sind sie nicht einig. Dass Mariko Minoguchi ein sauberes Regiedebüt hingelegt hat, da kann man sich drauf einigen. Es gibt sicher Dinge, die man vorhersehen könnte. Aber wir sind ja nicht im Rätselquiz. Man kann einfach mal geschehen lassen, was passiert. Ob es nun Schicksal oder was wirklich Schlimmes ist. Ich bin so erschrocken, dass ich Euch eigentlich nichts weiter über den Film erzählen will. Einfach mal zuschauen. Und danach über Zusammenhänge und Entscheidungen nachdenken. Kein Meilenstein, aber ein schmerzhaft schönes Ding über Verlust. Und für meinen Geschmack ist die Erzählstruktur besser gelungen als beim Meister aus Shanghai.
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