NIHRFF 2019 Filme ohne Grenzen
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Man muss es leider so sagen, denn es ist wahr: gerade in diesen Zeiten und angesichts mancher Wahlergebnisse tut ein solches Filmfestival besonders not. Das Nuremberg International Human Rights Film Festival rückt in diesem Jahr die Geschichten queerer Geflüchteter in den Fokus.
Das Festival, das zum elften Mal in Nürnberg stattfindet, geht dabei einen ungewöhnlichen Weg, insbesondere für Filmfestivals: Es hält seine BesucherInnen an, die Augen zu schließen. Das Projekt Queer Faces Migrant Voices ist im klassischen Verständnis kein Film, sondern nur Tonspur. Geflüchtete, die ihre Heimat wegen Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung verlassen mussten, erzählen darin ihre Geschichten. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Queer & Migrant Festival Amsterdam und Radio Z durchgeführt und findet hier nun seinen Abschluss.
Darüber hinaus stellt das 11. NIHRFF wie üblich Schulprogramm, Specials, Kurzfilme und den internationalen Wettbewerb: 65 Filme aus 43 Ländern, rund 30 MacherInnen aus 20 Ländern werden anwesend sein. Es ist das größte und älteste Festival dieser Art, der Filmpreis der Menschenrechte, vergeben in der Stadt der Menschenrechte, ist mit 2.500 Euro dotiert. Inhaltich erwarten das Publikum starke Positionierungen gegen Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit, was sowohl inhaltlich und ästhetisch eine enorme Bandbreite bedeutet.
Regisseur Suhaib Gasmelbari beispielsweise erzählt von seiner von Krieg und Krise zerrütteten Heimat: Sudan. Die Doku Talking About Trees lenkt ihren Blick jedoch nicht auf Maschinengewehre und Demonstrationszüge, sondern auf drei Männer, die aus dem Exil zurückgekehrt sind, um ein altes Kino wiederzubeleben. Der Spielfilm The Silences von Beatriz Seigner erzählt von einer Mutter, die mit ihrer Tochter vor bewaffneten Konflikten in Kolumbien flieht – auf eine Amzonasinsel. Hier begegnet sie ihrem Mann wieder, der von Paramilitärs umgebracht worden war. Die Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits verschwimmen. Magischer Realismus auch bei Suba Sivakumaran, dessen Beitrag House of My Fathers in einen Zauberwald in Sri Lanka entführt, der möglicherweise lang tradierte Konflikte beizulegen hilft.
In der Sonder-Reihe NIHRFF Goes Queer begegnen wir unter anderem dem schwulen, indonesischen Tänzer Juno. Die Doku Memories of My Body von Garin Nugroho, der das schwierige Vagabundenleben Junos nachverfolgt, wurde in Indonesien wegen des homosexuellen Inhalts verboten. Das Porträt einer jungen Frau in Flammen, das von einer lesbischen Liebe im Frankreich des 18. Jahrhunderts erzählt, wurde hingegen bereits bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet.
Das NIHRFF hat nicht einen, sondern vier Spielorte. Das Herz des Festivals schlägt im kommkino im Künstlerhaus, daneben werden Filme im Caritas-Pirckheimer-Haus, im Cinecittà und in der Tafelhalle zu sehen sein. Gute, wichtige Sache. Hingehen!
NUERNBERG INTERNATIONAL HUMAN RIGHTS FILM FESTIVAL.
2. bis 9. Oktober. In: Künstlerhaus, CPH, Cinnecità, Tafelhalle, Nbg.
Tickets: 7,50/ 6,- Euro / 5er-Ticket 30,- Euro / Festivalpass 50,-/40,- Euro.
nihrff.de
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