Kabarett, Comedy & Co im Oktober

DIENSTAG, 1. OKTOBER 2019

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Es darf zweimal mehr gelacht werden im goldenen Herbst auf den Bühnen der Metropolregion, denn zwei sehr humorvolle Formate sind zurück aus der Sommerpause. Wo es sonst noch so viel zu lachen mit Format gibt, erfahrt ihr auch hier, denn Tommy, unser Schreiberling für Kabarett und Comedy, ist ein kritisches Trüffelschwein.

COMEDY MIX
DONNERSTAG, 03.10. // KULTURWERKSTADT AUF AEG, NBG
Nach einer ausgedehnten Sommerpause hält der Comedy Mix endlich wieder Einzug im schönen Nürnberger Westen. Johann Theisen, Harald Pomper, Konstantin Korovin und Marcel Wagner stemmen das testosterongeschwängerte Programm in der Fürther Str. 233d. Der Eintritt ist frei, aber der Hut geht um.

EGERSDÖRFER & ARTVERWANDTE
MITTWOCH, 09.10. // E-WERK ERLANGEN
Auch unser Bester Matthias Egersdörfer hat - um jetzt mal ein Klischee zu bemühen - vom toskanischen Rotwein (war wohl eher ein fränkisches Seidla) abgelassen um den heißen Kabarettherbst auch im Bonzendorf Erlangen einzuläuten. Und wer würde sich besser anbieten den Feind von Innen zu infiltrieren, als Max Uthoff? Er und Herr von Wagner haben das deutsche Fernsehkabarett revolutioniert. Also mal wieder ein dicker Fisch beim Matthias, der selbst ja ganz schön abgenommen hat. Die Musik am Abend kommt von The Devil’s Dandy Dogs und gespielt wird Blues und Country. Einen Talkgast gibt es auch – so steht es auf jeden Fall im Programm – und Carmen, Bird Berlin dürfen ebenso wenig fehlen wie der Namensgeber selbst. Da muss man hin.

THOMAS FREITAG: EUROPA, DER KREISVERKEHR UND EIN TODESFALL
FREITAG, 11.10. // THEATER FIFTY FIFTY ERLANGEN
Thomas Freitag kommt aus einer ganz anderen Zeit. Einer Zeit ohne Telefon und Fernsehen. Der muss ja ganz schön alt sein. In seinem Programm beschäftigt er sich mit dem brandaktuellen Thema Europa. Dazu schlüpft er in die Rolle eines EU Bürokraten, dessen Themengebiet die europäische Harmonisierung der Kreisverkehre ist. Ein sehr schöner Teil seines Programms ist das Gedankenspiel, was wäre, wenn Facebook ein wirklicher Staat wäre. Dies ist gleichermaßen absurd wie auch genial. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber schon allein dies ist einen Besuch beim Kabarett-Dino Freitag wert.

VOLLE MÖHRE! IMPROKABARETT
SONNTAG, 13.10. // ROTE BÜHNE NÜRNBERG
Improkabarett ist ja eigentlich die Königsdisziplin. Außer einem vorgegebenen Themenbereich wissen die Protagonisten auf der Bühne wenig. Gut, nach einer gewissen gemeinsamen Zeit kann man die Reaktion der Kollegen erahnen. Deshalb bezieht die Volle Möhre Gang einfach das Publikum mit ein um der ganze Schose gehörig Anspruch zu geben. Solltest in Dir ein komödiantisches Talent schlummern und Du von einer gehörigen Extrovertiertheit beseelt sein, dann ist Sonntag, der 13. genau Dein Start in ein neues Leben.

ULAN & BATOR: ZUKUNST
SONNTAG, 13.10. // BURGTHEATER NÜRNBERG
Selten war die Floskel „Die Mischung macht’s“ zutreffender als beim Kabarett Duo Ulan & Bator. Sie kombinieren Theater, Comedy, Impro-Dada-Acapella, Tanz und Gesang zu einem einzigartigen Gebräu. Da schimmert hier und da ein wenig Monty Python durch, aber auch die deutschen Granden der komödiantischen Unterhaltung wie Helge Schneider oder gar Otto kann man als Einfluss in diesem Potpourri erkennen. Frank Smilgies und Sebastian Rüger haben fast schon ihre eigene Kunstform erschaffen und mit den dämlichen Strickmützen auch optisch für ein Trademark gesorgt. Zukunst heißt das neue Programm, das erst 3 Tage vor dem Nürnberg Termin Premiere in Düsseldorf hat. Frischer geht’s kaum.

BEMBERS: KAPUTT ODER WAS?
DONNERSTAG, 17.10., KULTURFABRIK ROTH
Der Bembers kam seinerzeit aus dem Nichts. Also gekannt hat den Roman eigentlich jeder über 40, der Teile seiner Jugend im Dröhnland, Boot, Ruhestörung oder ähnlichen Kaschemmen verbracht hat. Doch seine kleinen, politisch völlig unkorrekten Videos in Fischaugenoptik gingen plötzlich steil – pardon viral. Jetzt ist Internet-Fame das eine, aber die kleinen 5-minütigen Filmchen für 90 Minuten auf die Bühne zu bekommen ein ganz anderer Schnack. Und auch das gelingt ihm vollkommen problemlos. „Kaputt oder was?“ beschäftigt sich mit dem Zustand unserer Gesellschaft. Allzu viel Tiefgang sollte man jetzt nicht erwarten, aber das ist auch nicht die Idee. Der Bembers will unterhalten und will mit seinem Publikum auf Augenhöhe agieren.
Er möchte einer von Ihnen sein und sich dabei nicht verrenken, was sich auch daran zeigt, dass sein Hauptwirkungskreis eine 9er Postleitzahl hat. Alles richtig gemacht.

ROLF MILLER: OBACHT MILLER
DIENSTAG, 22.10. // TAFELHALLE NÜRNBERG
Der Odenwald ist ein deutsches Mittelgebirge, das sich im Länderdreieck zwischen Südhessen, Unterfranken und Baden befindet. Früher wurden dort Marmor, Silber, Blei und Kupfer abgebaut. Bekanntermaßen ist Reden ja Silber und einer der prominentesten Odenwälder Söhne redet gerne und viel. Rolf Miller, der Mann der imaginären Pointe, der Inbegriff der Stammtischphilosophie, der immer noch nicht dazu gekommen ist seinem Programm einen neuen Namen zu geben, da er offensichtlich die meiste Zeit im Fitti verbringt, kommt einmal jährlich ins schöne Nürnberg um auch hier keinen Satz zu Ende zu bringen. Wer sich für Kabarett interessiert weiß Bescheid und für alle anderen wäre dieser Abend ein großartiger Einstieg ins Genre.

CONSTANZE LINDNER: MISS VERSTÄNDNIS
DIENSTAG, 22.10., COMÖDIE FÜRTH
So ein wenig beschleicht mich das Gefühl, dass die Komplexität der weltpolitischen Gesamtlage auch den Komödiant*innen dieser Tage derart Angst macht, dass sich Frau oder Mann lieber ins kleine und überschaubare zurückzieht. Anders ist kaum zu erklären, dass so ziemlich jedes Programm über das ich schreibe sich mit dem Phänomen Handy, Selbstoptimierung, Internet und so weiter beschäftigt. Constanze Lindner macht da keine Ausnahme. Sie kommt aus München und nicht nur das Kabarett, sondern auch die Schauspielerei ist ihre Profession. Eine Rampensau ist sie ja schon und somit könnte es ein durchaus gelungener Abend werden.

MÄC HÄRDER: WIR HABEN NICHT GEGOOGELT, WIR HABEN ÜBERLEGT
SAMSTAG, 26.10. // GUTMANN NÜRNBERG
Das Motto unseres Bamberger Protagonisten lautet „Was der Arzt ist für die Kranken, das ist Mäc Härder für die Franken“. Ihr seht schon, die Oktoberausgabe hat keine Angst vor einem gepflegten Flachwitz. Mäc Härder ist ein fränkisches Urgestein und man muss in Franken schon zwischen den Regionen und ihrem Humor unterscheiden. Der Oberfranke ist per se schon mal phonetisch schwer zu verstehen und auch sein Humor kommt hinten rum. Mäc Härder hat aber eine universalfränkische Variante entwickelt um den Franken im Vergleich zum großen Rest abzubilden. Der Name des Programms ist jetzt eher 2009 aber der Franke braucht ja immer ein wenig länger. Unterhaltsam ist das Ganze auf jeden Fall und durch und durch fränkisch.




 




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