Theo O.J. Fuchs: Eine Mark für Pleiteberg

DONNERSTAG, 29. AUGUST 2019

#Comedy, #Kabarett, #Kolumne, #Theobald O.J. Fuchs

Das Interview mit dem Bürgermeister von Pleiteberg, Dr. Kämmerer, führte Theobald Otto Johann Fuchs.

THEOBALD OTTO JOHANN FUCHS: Herr Dr. Kämmerer, die Stadt Pleiteberg gilt heutzutage als leuchtendes Vorbild für unzählige Kommunen, denen das Wasser finanziell gesehen wie ein Staudamm bis zum Hals steht. Da mag nun bedeuten, was es will, aber was machen Sie anders als andere Städte?

DR. KÄMMERER: Nun, das wichtigste Instrument ist ein ehrenamtlicher Kreativ-Beirat, den wir eingerichtet haben. Hier versammeln sich Bürger aus prekären Verhältnissen, die sich zum Teil seit Jahrzehnten am Rande des Hungertuchs durchwursteln. Künstler, Schauspieler, Literaten, Obdachlose, Hebammen und Altenpfleger. Ach ja, und ein Bankdirektor ist dabei. Gut, der kennt sich ebenfalls mit Schulden aus. Und der Besitzer des größten Unternehmens hier am Ort (Sie wissen, wen ich meine), das seine Steuern auf den Bermuda-Inseln bezahlt. Nicht.

Und dieser Kreativ-Beirat schmiedet die außergewöhnlichen Ideen, mit denen Pleiteberg gegen den finanziellen Kollaps ankämpft, richtig?

Wir haben gelernt, dass man Armut nicht als Problem sehen darf, sondern als Herausforderung. So generieren wir eine Win-Win-Situation für die Stadt und die Bürger, quasi Synergie. Und langfristig natürlich Investoren. Liest das hier zufällig einer?

Das Geldbeschaffungsprogramm von Pleiteberg geriet überregional in die Kritik, nachdem ein Mitarbeiter der städtischen Straßenreinigung von einer Straßenbahn zerstückelt wurde.

Ja, in der Tat ein sehr bedauerlicher Unfall! Es handelte sich um einen unserer eifrigsten Mitarbeiter.

Wie viele sind denn insgesamt im Stadtgebiet unterwegs, um Kleingeld, Pfandmarken und Manschettenknöpfe aus den Rillen der Schienen zu sammeln?

Siebzehn, nein: jetzt sechzehn natürlich. Hinzu kommen einundzwanzig städtische Flaschensammler. Plus neun Kräfte, die in der Fußgängerzone Münzen aus den Ritzen des historischen Kopfsteinpflasters fischen. Inzwischen ja ein weltweit beliebtes Motiv auf der Instagram-Suchmaschine.

Und dem Stadtsäckel tut‘s gut, nehme ich an?

Sehr! Wir haben Mehreinnahmen im hohen zweistelligen Bereich!

Millionen?

Das nicht direkt, aber zweistellig. Hoher Bereich!

Dies ist nicht die einzige Maßnahme.

Stimmt. Wir haben eine gründliche Inventur unserer Städtischen Betriebe gemacht, um brachliegende Ressourcen zu nutzen. Heute bieten wir Reisenden – Touristen wie Geschäftsleuten – an, sich auf einer unserer Straßenkehrmaschinen zum Flughafen fahren zu lassen. Inzwischen ist eine große Nachfrage für diesen Service zu verzeichnen. Für viele unserer Kunden steht die Entschleunigung im Mittelpunkt, verstehen Sie? Während der vier- oder fünfstündigen Fahrt nutzen viele die Gelegenheit, über Ihr Leben, den Sinn der Reise oder über technische Mängel bei Billigfluganbietern nachzudenken …

Als bekanntester Erfolg ihrer innovativen Finanzierungsmodelle gilt der Umgang mit den öffentlichen Schwimmbädern.

Wie ich finde, haben wir dieses Problem äußerst elegant gelöst: wir haben sie alle geschlossen. Kostenersparnis drölfzig Millionen.

Das heißt, die Pleiteberger Bürger gehen überhaupt nicht mehr baden?

Doch. Dazu haben wir eine Internet-Plattform entwickelt: wohlhabende Bürger stellen da ihre Swimmingpools online, die kann man dann individuell buchen. Der Name dieses Services lautet »Zuber«. Wie Waschtrog.

Pleitebergs Nachbarstadt Klammstadt hat die Feuerwehr privatisiert. Wie wird das in ihrer Kommune gesehen?

Keine einfache Frage. Für eine kleine Aufwandsentschädigung lagern SUV-Fahrer in Klammstadt Löschzeug, Atemmasken usw. in ihren schweren Fahrzeugen und werden per App bei Bränden alarmiert. Meistens parkt ja sowie schon einer in der Feuerwehranfahrtszone und kann sofort eingreifen.

Wie klappt das?

Na ja, wir beobachten das noch. Vor allem Fahrzeugbrände scheinen noch ein ungelöstes Problem darzustellen.

Hat die acht Meter hohe Brandschutzmauer, die derzeit an der Stadtgrenze errichtet wird, etwas damit zu tun?

Dazu kann ich mich momentan leider nicht äußern.

Wir danken für dieses Gespräch!

Gerne. Die Honorarrechnung über 13 Euro 99 schicke ich Ihnen dann nächste Woche.


[Alle Fotos: Katharina Winter, immer im Bilder: Theo O.J. Fuchs]

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UND WAS MACHT THEO WIRKLICH UND SONST SO?
Naja, immer nicht so viel. Ein bisschen Forschung und so, hier und da mal irgendwas lehren. Wissen wir nicht so genau, ist auch egal.
Ansonsten wälzt er sich im Ruhm und lässt sich bewundern, denn seine Sucht ist die nach Aufmerksamkeit.

THEOS TERMINE IM SEPTEMBER?
Nix, nur Kartoffelernte und Zahnarzt (Kontrolle!). Termine gibt‘s wieder ab Oktober (z.B. bei Lange Nacht der Wissenschaften). 
 




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