Poetry Slam #6: Sommerloch und Festivalstimmung
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Es Ist Sommer. Nicht ganz So drückend heiss wie letztes Jahr, aber man kann sich gut draussen aufhalten. Und Urlaub machen. Deswegen geht der normale Kulturbetrieb auch in die Sommerpause. Denn niemand will sich um 19:30 Uhr In einen stickigen, abgeschotteten Saal setzen, wenn man genauso gut Maiskolben und Fetapäckchen im Stadtpark grillen kann. Kulturelles Sommerloch also. Aber das stimmt doch gar nicht! Auch im Sommer gibt es Kultur! Open Air Festivals! Stimmt. Und da wird bei Weitem nicht nur Musik, sondern auch das gesprochene Wort zelebriert.
Vom 28. Juni bis 29. Juli war auf dem Nürnberger Richard-Wagner-Platz das „Kulturhauptstädtla“ aufgebaut. Ein offener Begegnungsort auf Zeit in unmittelbarer Nähe zum Staatstheater und der Agentur für Arbeit, der ein vielfältiges und lebendiges Kulturprogramm bot. Da durfte an einem Abend auch Poetry Slam nicht fehlen, was natürlich auf großen Anklang stieß.
Doch das gesprochene Wort im offenen Raum ist gar nicht so simpel umzusetzen. Klar, für einen Poetry Slam braucht man nur ein Mikrofon und ein paar Slammer*innen. Aber eben auch ein aufmerksames Publikum, das, anders als bei Musik, richtig hinhören muss. Und das ist im Freien nicht immer einfach, wenn man an einem schönen Ort gegen Bierstände, Liegewiesen und Sommerstimmung ankämpfen muss. Die Auftretenden müssen sich also richtig ins Zeug legen, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu gewinnen.
Na ja, so drastisch ist es dann auch wieder nicht. Denn an den unterschiedlichsten Orten stehen die tollsten Bühnen im Freien und es sitzen gespannt sommergebräunte, gutgelaunte Festivalmenschen davor, die nur auf eines warten: Nicht auf Alligatoah oder die „Chemical Brothers“, sondern auf Poetry Slam.
Einige der größten Festivals Deutschlands haben Poetry Slam schon seit Jahren als festen Programmpunkt integriert und es werden immer mehr. Denn beseelt von solchen Worteinlagen sind nicht nur die Zuschauenden, sondern auch die Auftretenden selbst.
TERESA REICHL, Slammerin aus Regensburg, war letztes Jahr beim Deichbrand Festival in Cuxhaven eigentlich nur als Begleitung einer befreundeten Slammerin dabei. Dann wurde sie spontan gebeten, das Finale des Festival-Poetry-Slams mit einer Performance außerhalb der Wertung zu eröffnen. Vor gerade mal läppischen 8000 Menschen im Palastzelt war die sonst stets souveräne Teresa dann doch supernervös. Sie hatte vor allem Angst, dass die Gäste betrunken sein könnten und nicht richtig zuhören würden. Stattdessen waren sie aber extrem aufmerksam, haben mitgeklatscht und geschnippt. Für Teresa gehörte dieser Auftritt zu einem ihrer schönsten, was man im Mitschnitt auf YouTube unschwer erkennen kann. Außerdem sei es einfach nur „mega geil“, sich auf einem Festival im Backstagebereich aufhalten zu dürfen, betont Teresa: „Ich kann nie wieder normal auf ein Festival gehen. Da gab es den ganzen Tag Burger, Tischtennisplatten und einen Whirlpool.“ Und am Burgergrill stand dann einfach Campino hinter ihr, der den gleichen Burger haben wollte wie sie (mit Röstzwiebeln).
MEIKE HARMS aus München war Teil des diesjährigen Poetry Slams auf dem Deichbrand Festivals, wo sie vor ein paar Tausend Menschen Tiergedichte vortragen durfte. Sie hatte eine unheimlich schöne Zeit, gefüllt mit guten Gesprächen, Konzerten und eben auch Tischtennis. Um ihr Handgelenk trug sie ein „Artist“-Bändchen. Und in einem Land zu leben, in dem für Kultur so viel Geld vorhanden ist, dass Menschen vom Schreiben und Vortragen alberner Tiergedichte leben können, sei eben ein Privileg, das sie genießen dürfe und dessen sie sich dort einmal mehr bewusst geworden sei.
Weil Festivals das Leben, die Liebe und den Sommer feiern, passt Poetry Slam so gut dazu. Deswegen darf es auch auf dem W:O:A - Wacken nicht fehlen. Neben bekennenden Heavy-Metal-Slammern finden sich hier aber genauso ruhigere und lyrischere Töne, wie auf jedem anderen Poetry Slam auch. Und das Publikum ist ebenfalls davon begeistert.
Vom Norden bis in den Süden finden sich also Poetry Slams auf diversen Musikfestivals. In Zirkuszelten und Flughangars, auf Landebahnen oder normalen Freiluftbühnen, am Waldrand, auf großen Feldern, an Seen, am Meer und in Mittelgebirgslandschaften – auf dem Highfield in der Southside wird das Open Flair als Summer’s Tale genossen und selbst wenn ein Hurricane aufzieht, kann man sich hinter den Deichbrand retten und einfach FEELen, wenn Wacken schon längst vorbei ist.
Obwohl Poetry Slam sich mittlerweile nicht mehr im Programm des liebevoll aufgezogenen Elektrofestivals Klangtherapie in der Fränkischen Schweiz oder des Nürnberger Brü-Brü-Brückenfestivals befindet, kann man auch im spätsommerlichen Franken Poetry Slam entdecken – vielleicht bei einem kleinen Festival um die Ecke oder auf der Open-Air-Bühne eines Straßenfests. Haltet einfach die Augen und Ohren offen. Und wenn ihr nichts hört, gönnt euch einfach die Ruhe. Denn die Sommerpause hat auch bald wieder ein Ende.
KATHIS SLAM-EMPFEHLUNGEN FÜR SEPTEMBER
OPEN AIR POETRY SLAM @ ERLANGER POETENFEST
SO, 01.09., 18 UHR / E-WERK / EINTRITT FREI
Jedes Jahr am letzten August-Wochenende feiert Erlangen den Auftakt zum deutschen Bücherherbst. Zum 39. Mal findet das Erlanger Poetenfest nun statt und da darf auch Poetry Slam im Programm nicht fehlen. Lucas Fassnacht hat dafür die Crème de la Crème der deutschsprachigen Slam-Szene ins E-Werk eingeladen. Auf der hübschen Gartenbühne im Innenhof wird dann bei freiem Eintritt geslammt. Bei Regen wird sich in den Saal des E-Werks zurückgezogen, also alles ohne Risiko.
WORTGEFECHT NÜRNBERG – 14 JAHRE POETRY SLAM NÜRNBERG
SO, 25.09., 20 UHR / SÜDPUNKT / AK 7,-
Der Nürnberger Poetry Slam hat Geburtstag: zum Saisonauftakt wird der Slam 14 Jahre alt! Statt luxuriös zu feiern machen sie einfach das, was sie können: einen guten Slam mit fünf Top-Profis, moderiert von Michael Jakob. Einlass ist bereits um 19:15 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Für Kulturschock-Platinmitglieder ist der Eintritt sogar frei.
DIE SLAM-TERMINE IM SEPTEMBER 2019
01.09. / 18:00 Open Air Poetry Slam, E-Werk Garten, Erlangen
08.09. / 20:00 Fürther Poetry Slam, Kofferfabrik, Fürth
18.09. / 19:00 U20 Poetry Slam, E-Werk Kellerbühne, Erlangen
25.09. / 20:00 Wortgefecht Nürnberg, Südpunkt, Nürnberg
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KATHI MOCK ist geboren und aufgewachsen am Bodensee. 2010 hat sie Poetry Slam für sich entdeckt und seither zahlreiche Auftritte im gesamten deutschsprachigen Raum absolviert. Seit 2014 lebt sie in Erlangen, wo sie diverse Slam-Veranstaltungen organisiert und moderiert. Sie ist Mitglied beim Improtheater holterdiepolter! Nürnberg.
Im Mai veranstaltete sie zusammen mit Lucas Fassnacht die Bayerischen Meisterschaften im Poetry Slam in Erlangen
(Medienpartner: curt).
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