Andis Katerfrühstück_2 - Blaualge, Bardentreffen, Boris Johnson

MONTAG, 29. JULI 2019

#Bardentreffen, #Blaualge, #Katerfrühstück, #N2025

Der curtblick auf die Woche vom 22. bis 28. Juli

Synthesizersounds und BMX-Bikes, plusternde Hemden in gewagten Farbkombinationen und N2025. Dass die Ästhetik der 80er wieder da ist, hat jeder mitbekommen, der paarmal die Woche das Internet hochfährt – und also auch das Bewerbungsbüro Kulturhauptstadt N2025. Am Montag stellten Hans-Joachim Wagner und Entourage das neue Motto und Logo der Bewerbung vor und, was soll man sagen, hip schaut’s aus und, wie ein Kommentator bei Facebook richtigerweise feststellte, nach Vintage Olympia. Wir wollen Polyesterjacken in dem Style.
Im Rahmen der PK ging es aber freilich nicht bloß um die Optik, sondern auch ums Geld. 85 Millionen Euro werden pimaldaumen ins Programm fließen, sollte Nürnberg sich tatsächlich zu einer Kandidatin mausern, 30 Millionen blieben davon der Anteil der Stadt Nürnberg. Man kann sein Geld sicher schlechter, viel, viel schlechter ausgeben, als für Kultur, die unsere Stadt reich und lebenswert macht. Die Bürgerinitiative NUE2025 nahm sich im Anschluss mal die Zeit, das auszurechen – 30 Millionen machen 1,2 Prozent des Gesamtetats der Stadt. Eine nicht unwichtige Zahl für all jene, die die Meldung zum Anlass nehmen, sich in den diversen Kommentarspalten in bierdümpfeligem Stammtischblödsinn zu üben.
Es darf allerdings bei aller Freundlichkeit dem Thema gegenüber nicht unerwähnt bleiben, dass eine PK mit Hundeverbot einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt. Man kann N2025 schließlich nicht sagen ohne Redaktionshundweber2025 zumindest mitzudenken.

Thema der Woche ist natürlich, wie sollte es anders sein, die Bruthitze. Wir jedenfalls fühlten uns, wären wir Eier, schon ganz ausgebrütet. Wenn die Temperaturen über 40 Grad klettern, kommen selbst so radikale Greta-Ultras wie wir in Versuchung doch noch mal die Klimaanlage anzuschmeißen und uns vor der Wahl stehend lieber für baldigen Weltenbrand und gegen das schreckliche Dasein in der körpereigenen Marinade zu entscheiden.
Eine unerklärlich nutzlose Ausgeburt der Evolution hingegen gibt es, der solches Wetter ganz besonders gut behagt. Das ist die Blaualge. Sie versaut einem im Sommer das einzige, was überhaupt noch Sinn macht, den Sprung ins Badegewässer. Denn im Badegewässer suhlt sich die Alge und produziert in absolut algentypischem Dolce-vita-Modus Sekundärmetabolite ohne Ende, die beim unschuldig Badenden nicht nur Ohrenschmerz und flotten Otto, sondern im Ernstfall auch Atemwegserkrankungen verursachen. Eine Scheiße.
Und tatsächlich machen im Kreis Bamberg wegen dieser blödsinnigen Frechheit der Natur bereits die ersten Baggerlöcher dicht und ziehen den Stöpsel. Besser baden in Mittelfranken? Im Langsee wurde, schlauschlau, vor Jahren extra das Hornblatt gepflanzt, das die fiese Alge platt macht, der Södersee steht freilich unter göttlichem Schutz. Am kleinen Brombach- und Altmühlsee allerdings entdeckten die Prüfer im Juni bereits die Algen und sprachen erste leise Warnungen aus. Am Dechsendorfer Weiher herrscht bereits ein Badeverbot. Curt empfiehlt nur unbedenkliche Köpfer, wir garantieren für nix. 

Hat sich jetzt ja aber eh erstmal wieder mit Bruthitze, ein Glück, im Büro weht sanfter Ventilatorhauch. Nachdem die gelbe Drecksau die Bardentreffengäste zunächst zwei Tage lang geröstet hatte, dass man sich schon versucht fühlte, sie mit Senfschlieren zu überziehen und in riesige Weggla zu jagen, verließ sie uns am Sonntag und hinterließ die graue Regenödnis. Wie man‘s macht, macht man‘s falsch als Zeus. Unterm Strich ist das Wetter aber eh wurscht, umso mehr wenn Bardentreffen ist. Das Kulturreferat schätzt die BesucherInnenzahl auf 200.000 plus X (großes X). Zum Vergleich: Das ist etwa 5,8 mal Winsen an der Luhe. Beeindruckend wie in jedem Jahr und nachvollziehbar: Es ist schließlich ein wunderbar wildes, schönes Fest, ein beneidenswerter Zuckerregen auf diese Stadt, insbesondere wenn der Bird, siehe Bild, auf die Muz-Bühne steigt. Da gibt’s gar nix.
Und weil an diesem Wochenende nicht nur in Nürnbergs Altstadt, sondern auch im Grünen und im Pondsland und aufm Annafest getanzt und das ein oder andere Kaltgetränk verkostet wurde, kehrt jetzt vielleicht eine wohltuende Ruhe ein und alle Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber ertragen Fahnen und Müdigkeit mit bislang ungeahnter Sanftmut. Full-Power-Performance, morgen wieder.
 
Außerdem gelesen: Nach den USA hat nun auch ihre ehemalige Mutternation einen unseriösen Blondie an ihrer Spitze. Wie unangenehm. Boris Johnson will jetzt aber wirklich mal Brexit, mit der Brexstange quasi. Alarm für Kultur- insbesondere KonzertveranstalterInnen, lasst eure englischen Bands nicht am ausgestreckten kontinentalen Arm verhungern. Die habens nicht leicht in diesen Tagen und suchen sicher gern und häufig Zuflucht in Nürnberger Konzertkatakomben.  

In dem Sinne, es kann weiter gehen. Guten Wochenstart,
Andi


 




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