Poetry Slam #5: Der Sprung ins kalte Wasser
#Kathi Mock, #Kolumne, #Lesen für Bier, #Lucas Fassnacht, #Michael Jacob, #Poetry Slam
Fünf Meter. Das mag für den einen hoch sein, für die andere überhaupt nicht. Auf jeden Fall ist es eine der außergewöhnlichsten Slam-Bühnen im deutschsprachigen Raum: ein Sprungturm im Freibad. Bei "Splishy Splashy"-Poetry Slam erklimmen die Slammer*innen der 5-Meter-Turm, um von dort hinunterzuslammen, was das Zeug hält. Und wer ausscheidet, muss natürlich runterspringen.
Dieses Konzept hat sich die Augsburgerin Christina Maria Kestler vor vier Jahren ausgedacht. Nach drei erfolgreichen Abenden im Freibad Landsberg am Lech kommt der „Splishy Splashy“nun das erste Mal ins Erlanger Westbad.
Christina ist eigentlich Fotografin und Designerin und wollte einfach schon immer mal nachts im Freibad sein, ganz ohne halsbrecherische Zaunkletteraktionen. Ein Event sollte es sein, das Spaß mache und bei dem man auch noch baden gehen dürfe. Da sie Texte jeglicher Art sehr mag und mit ein paar Slammer*innen befreundet ist, lag es für sie also nahe, einen Poetry Slam zu veranstalten. Denn Poetry Slam bedeutet, mutig zu sein: seine eigenen Texte und somit Gedanken und Gefühle dem Publikum preiszugeben und sich dann auch noch der Bewertung durch eben jenes auszusetzen. Poetry Slam ist für Christina also ohnehin ein Sprung ins kalte Wasser, und nun ist er nicht mehr nur metaphorisch gemeint.
Der Ablauf beim „Splishy Splashy“ ist wie bei einem normalen Poetry Slam, nur dass die Slammer*innen in Badebekleidung auf einem 5-Meter-Turm stehen und das Publikum auf Decken und Bastmatten um das Sprungbecken herum sitzt. Das Ganze steht dabei unter dem Motto „Baden gehen für den guten Zweck“, da ein Teil der Eintrittsgelder dank des Engagements der Erlanger Stadtwerke gespendet wird. „Baden gehen“ ist ein essenzieller Bestandteil der Veranstaltung, denn vor Beginn des Slams und in der Pause dürfen auch die Gäste ins Wasser. Der Kiosk ist den ganzen Abend über geöffnet und man kann seine Kindheitserinnerungen mit Pommes und Süßkram auffrischen. Das ist auch der Hauptgrund für Christina, dieses Konzept weiter zu veranstalten: alle haben Spaß im Freibad, und dann gibt es noch großartige Unterhaltung durch einen Slam. Die Energie und Begeisterung des Publikums und der Slammer*innen ist jedes Mal deutlich spürbar.
Und die Slammer*innen müssen dann wirklich springen? Ja! Wer in der Vorrunde oder später im Finale ausscheidet, springt. Die allermeisten wagen sich dabei anmutig oder dilettantisch von den fünf Metern, ein paar wenige haben sich auch schonmal auf die Drei- oder Ein-Meter-Variante zurückgezogen, aber trocken geblieben ist noch niemand. Über die Fallhöhe darf also selbst bestimmt werden.
Bisher war bei allen „Splishy Splashy“-Slams Sonnenschein und Sommerhitze angesagt, die Veranstaltung findet aber bei jedem Wetter statt. Neben Badesachen und gemütlichen Decken sollte man sich auch bei heißen Temperaturen warme Kleidung für abends mitnehmen.
Unter den deutschsprachigen Slammer*innen ist der „Splishy Splashy“- Slam mittlerweile sehr bekannt und beliebt als ungewöhnlicher Ort für einen Poetry Slam. So wollen jedes Jahr viele Slam-Größen dabei sein. Es wird also sicherlich eine hochkarätige Veranstaltung inklusive abendlicher Freibad-Romantik.
[Fotos: Max Saufler Fotografie]
SPLISHY SPLASHY POETRY SLAM
FREITAG, 12.07., 19:30 UHR / WESTBAD ERLANGEN / VVK 8,-, AK 10,-
Das Publikum darf vor Beginn und in der Pause auch selbst ins Wasser gehen. Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt. Der Einlass ins Bad ist um 18:30 Uhr, Slam ab 19:30 Uhr. Karten sind im VVK bei den Erlanger Stadtwerken, dem Westbad Erlangen, dem Rötelheimbad und im Kulturzentrum E-Werk zu erhalten, oder an der AK. estw.de/splishy-splashy
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NOCH MEHR POETRY SLAM SOMMERTIPPS:
POETRY BEACH SLAM
DO, 11.07., 19 UHR / STADTSTRAND / FREI
Von Lyrik bis Comedy ist alles dabei: Elena Hammerschmid (Regensburg), Markus Riks (ER), Helmuth Steierwald (FÜ), Steven Poetry Slam (ER), Barbara Gerlach (N), Jakob Schwerdtfeger (Frankfurt). Moderiert von Slammerin Lara Ermer und Hitradio N1-Moderator Flo Kerschner.
SUMMER SLAM FÜRTH
SO, 14.07., 19:30 UHR / KOFFERFABRIK / AK 6,-
Bei schönem Wetter im Hof, ansonsten in der Galerie im Erdgeschoss. Sommerpreis 6 Euro, Kulturschock e.V.-Mitglieder erhalten sogar freien Eintritt. Moderiert von Michael Jakob.
LESEN FÜR BIER - OPEN AIR SPECIALS
DO, 11.07., 19:30 UHR / PARKS, NBG / 7,- (5,- MIT TEXT)
FR, 26.07., 19:00 UHR / E-WERK, ERLANGEN / 7,- (5,-)
Open Air Specials mit Lucas Fassnacht samt Gast, bei der mitgebrachte Texte der Gäste vorgelesen werden und Leser wie Text pro Runde ein Bier gewinnen können. Lesegast im Parks ist Rebecca Heims. Lesehilfe im Erlanger E-Werk ist Estha Sackl.
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