Erzähl mir was ... Literaturlandschaft Nürnberg
#Buch, #Im Gespräch mit, #Interview, #Lara Sielmann, #Lesung, #Literatur, #Poesie
Schöne literarische Projekte durchziehen Nürnbergs Literaturlandschaft momentan, neben der Supp-Kultur meines Kollegen Andreas Thamm, der Literatur und feinste Suppenküche mixt (aber davon soll er euch mal in Ruhe erzählen), gibt es eine neue Lesereihe (siehe im Tipp „Alle meine Freunde“ in Erlangen) und im Heizhaus eine Schreibwerkstatt des Kollektiv Naivs, die monatlich zum Schreiben einlädt (wenn ihr Interesse habt, schaut mal auf der Heizhaus-Homepage nach). Zwei weitere LiteraturProjekte stelle ich euch in Kurzinterviews näher vor: Lyrik to go und Edels‘ Bücherregal.
LYRIK TO GO
„POESIE KANN GLÜCKLICH MACHEN – WENN DAS PASSENDE GEDICHT DEN RICHTIGEN MENSCHEN ERWISCHT“
Hinter Lyrik to go steckt Magdalena Kratzer, die ich euch letztes Jahr als schreibende Schulbibliothekarin vorgestellt habe. Seit ein paar Wochen findet ihr sie mit ihrer Schreibmaschine auf verschiedenen Veranstaltungen. Was sie da genau macht und wie sie auf die Idee gekommen ist, habe ich sie direkt einmal gefragt.
Liebe Magdalena, jetzt bist du auch noch als mobile Dichterin unterwegs. Was passiert, wenn ich mich zu dir und deiner Schreibmaschine setze?
Dann bekommst du ein persönliches Gedicht. Ich sitze an meiner alten Olympus Schreibmaschine, frage viel und höre meinem Gegenüber zu, versuche dabei zu erfassen, was in ihm vorgeht, was ihn beschäftigt. Viele sind bewegt, wenn ich ihnen das Gedicht dann vorlese, weil es sie an einem tiefen Punkt trifft. Es kommt immer mal wieder vor, dass jemand Tränen in den Augen hat. Andere haben mich umarmt. Manche tragen es im Geldbeutel dauernd bei sich, andere haben es gerahmt.
Was hat dich dazu inspiriert?
Ich habe selbst ein Gedicht von einem Künstler in Berlin bekommen, dem meine Schwester und meine Nichte von mir und meiner Schreibleidenschaft erzählt haben. Außerdem habe ich über einen Dichter gelesen, der im Washington Square Park genau das Gleiche gemacht hat wie ich: ein „Poet for hire“. Ich konnte mich mit ihm sehr gut identifizieren und es hat mich bestärkt, es auch mal zu versuchen. Auf dem Lichterfest der Kerzenwerkstatt habe ich Lyrik to go zum ersten Mal ausprobiert. Ich war überrascht, dass es so gut funktionierte. Die Menschen haben sich – trotz lautem Gewusel drum herum – darauf eingelassen und sich geöffnet. So konnten wunderbare Gedichte entstehen.
TERMINE: MAGDALENA IST MIT IHRER SCHREIBMASCHINE AUF DER VERANSTALTUNG KULTURHAUPTSTÄDTLA IN NÜRNBERG VOM 11. BIS 13. JULI ANZUTREFFEN.
EDEL´S BÜCHERREGAL
„ES GEHT DARUM DAS FELD „TEXT“ AUFZUFÄCHERN UND ZU ZEIGEN, WELCHE MÖGLICHKEITEN ES GIBT, DAMIT ZU ARBEITEN“
In der neuen Veranstaltungreihe Edel‘s Bücherregal dreht sich alles um den Text, das Lesen und Schreiben selbst. An vier Terminen im Juni hat Kuratorin Eveyln Kliesch Menschen aus der Wissenschaft und Kunst eingeladen, sich im Dialog über Literatur und ihre Machart zu unterhalten. Beste Gründe, dass ich mich mal mit ihr unterhalte.
Liebe Evelyn, seit Neuestem ist das Edel Extra stolze Besitzerin eines Bücherregals.
Ja, das habe ich zusammen mit ein paar Interessierten entworfen und gebaut, mit Unterstützung des Schreinerduos „all we make“ aus dem Heizhaus. Es ging mir darum, das Verantwortungsgefühl der Menschen für das Edel Extra als Raum zu stärken und gemeinsam darüber nachzudenken, wie ein Möbelstück, funktional und symbolisch, für etwas steht. Durch Teilnahme und handwerkliche Arbeit zu merken, wie man Räume und deren Funktion eben bestimmen und verändern kann.
Was passiert inhaltlich in diesem Bücherregal?
Es steht symbolisch für Auseinandersetzung: Lesen, verweilen und präsentieren. Die Idee ist, dass unsere Gäste Bücher und Magazine für das Edel anschaffen (die wir auch bezahlen) und dann ins Regal stellen. Zu jeder Publikation gibt es eine Präsentation, in der uns das jeweilige Textobjekt nähergebracht wird. Das Spannende an Text ist ja, dass es so viele unterschiedliche Arten gibt, an ihn heranzugehen. Alles, was in einem Bücherregal steht, hat vermeintliches Wissen und Lernen inne. Dazu kommt, dass theoretisch jede*r Text selbst produzieren kann. Es geht darum, das Feld „Text“ aufzufächern und zu zeigen, welche Möglichkeiten es gibt damit zu arbeiten.
Wer sind die Menschen, die euer Regal befüllen und vorstellen?
Ganz unterschiedliche – das war mir wichtig. Menschen, die in verschiedenen professionellen Phasen stecken und auch unterschiedlich arbeiten. Von Studierenden, Professor*innen, hin zu Kurator*innen, Musiker*innen und Künstler*innen. Manche haben auch schon etwas geschrieben und veröffentlicht, manche noch nie. Die einzelnen Veranstaltungen bestehen aus jeweils zwei Gästen, die verschiedene Herangehensweisen haben, damit es möglichst dialogisch wird.
TERMINE: 1./ 9./ 15./ 29. JUNI. IM EDEL EXTRA, 17–20 UHR.
EINTRITT FREI.
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TEXTTAGE NÜRNBERG
FREITAG, 31.05. BIS SO 02.06. // GEWERBEMUSEUMSPLATZ 1
Bekannten Autorinnen und Autoren über die Schulter blicken, mit ihnen in die Welt des Textens eintauchen und ein Fest des Schreibens und der Literatur feiern: Vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2019 veranstaltet das Bildungszentrum die texttage.nürnberg.
Die Texttage am Gewerbemuseumsplatz lädt ein, sich selbst beim Texten auszuprobieren, mit Profis aus dem Literaturbetrieb auf Tuchfühlung zu gehen und von ihnen zu lernen. Unter anderem sind zu Gast Olga Grjasnowa, Matthias Nawrat und Franziska Hauser.
LESEREIHE: ALLE MEINE FREUNDE MIT CARLIN CALLIES UND PHILIPP BÖHM
DIENSTAG, 04.06., 20 UHR // E-WERK
Bereits zun zweiten Mal lädt die Lesereihe „Alle meine Freunde“ ins E-Werk ein. Dieses Mal zu Gast sind die Frankfurter Lyrikerin Carolin Callies sowie der Berliner Debütant Philipp Böhm. Callies stellt ihren zweiten Lyrikband „schatullen & bredouillen“ vor, eine „Wunderkammer der Worte“ (SWR 2). Böhm präsentiert seinen Debütroman „Schellenmann“, ein „Schauermärchen der Arbeitswelt“ (Weser-Kurier). Nach den Lesungen geben die beiden im Gespräch Einblicke in ihre Dichterstuben und Deutschlands unabhängige Literaturszene. Die musikalische Umrahmung steuert diesmal Singer/Songwriterin Elena Steri aus Nürnberg Gostenhof bei.
LESEREIHE: „DIE UNABHÄNGIGE LESEREIHEN – GASTSPIELE“ MIT MEINE „DREI LYRISCHEN ICHS AUS MÜNCHEN
DONNERSTAG, 20.06., 20 UHR // HEIZHAUS / EINTRITT FREI
Zum 5. Mal lädt die Die Unabhängigen Lesereihen – Gastspiele nach Nürnberg ein: Dieses Mal ins Heizhaus zur Münchner Lesereihe meine drei lyrischen ichs, die seit 2012 jeweils drei Lyriker*innen präsentiert, die noch keinen oder erst einen eigenen Band veröffentlicht haben. In Nürnberg zu Gast sind der syrisch-palästinensische Lyriker Ramy Al-Asheq, der u.a. das arabisch-deutsche Kulturmagazin „Fann Mag“ herausgibt und Teil des Schreibprojektes „Weiter Schreiben“ ist. Charlotte Warsen, deren zweiter Gedichtband „Plage“ im Hebrst bei kookbooks erscheint und Lyriker Christian Schloyer, der Texte des bereits verstorbenen Nürnberger Lyrikers und Schlagzeugers Falk Steffen lesen wird.
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Unsere Kolumnistin LARA SIELMANN, geboren und aufgewachsen in Berlin, arbeitet als Kulturschaffende und Journalistin in Nürnberg und Berlin. Lara freut sich über themenbezogene Fragen, Anregungen und Tipps – einfach per E-Mail an
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