Poetry Slam #3: Bayernslam 2019
#E-Werk, #Interview, #Kathi Mock, #Kolumne, #Lucas Fassnacht, #Poetry Slam
Die bayerischen Meisterschaften im Poetry Slam finden dieses Jahr in Erlangen statt – und curt ist Medienpartner. Wir haben mit den beiden Veranstaltern Lucas Fassnacht und Kathi Mock – die nebenbei auch noch unsere Kolumnistin für Poetry Slam ist – gesprochen.
Lucas und Kathi, wie kam es denn dazu, dass der Bayernslam dieses Jahr in Erlangen stattfindet und warum veranstaltet genau ihr das?
Lucas: Erlangen ist seit 2002 ein fester Bestandteil der deutschsprachigen Slamszene, da war es naheliegend, einmal die Landesmeisterschaften auszurichten. Kathi und ich wurden ausdrücklich von der bayerischen Slamszene gebeten, das zu machen. Und weil das nette Menschen sind, haben wir JA gesagt!
Kathi: Die Meisterschaften finden jedes Jahr in einer anderen bayerischen Stadt statt. Tatsächlich war Erlangen die größte Stadt, in der der Bayernslam noch nicht stattgefunden hatte. Das spielte da natürlich auch mit rein.
Warum sollte man denn unbedingt dahin gehen – vor allem, wenn man aus Fürth oder Nürnberg ist?
Lucas: Damit man auch mal gute Kunst sieht! Nein, es gibt überall in Bayern großartige Slammerinnen und Slammer. Nach Erlangen solltet ihr am 17. und 18. Mai, weil dann alle diese famosen Menschen auf einem Fleck sein werden.
Kathi: Es wird eine ganz besondere und einzigartige Stimmung. V.a. am Freitag, wenn im E-Werk drei Bühnen parallel bespielt werden und die Auftretenden nervös hin und her huschen, wird es magisch.
Welche Bayernslam-Veranstaltung sollte man nicht verpassen?
Kathi: Ich kann mich schwer entscheiden, ich würde drei ganz unterschiedliche Runden am Freitag im E-Werk besuchen. Jede Bühne hat ein ganz eigenes Flair.
Lucas: Das U20-Finale* ist auf jeden Fall ein Schmankerl, wenn man Texte hören will, die von jugendlicher Begeisterung leben und handwerklich zwar schon einiges können, aber noch nicht so abgeschliffen sind, wie diejenigen der Älteren. Wer feiern will, kommt am 18. Mai zur Aftershow-Party in den Gummi Wörner.
Kathi: (lacht) Ja! Feiert mit uns im Gummi Wörner! Darauf freu ich mich auch schon sehr.
Was bekommt der*die Gewinner*in?
Lucas: Ewigen Fame! Außerdem die Qualifizierung für die deutschsprachigen Meisterschaften im Herbst. Eine Meisterschaft zu gewinnen, ist wie eine Glühbirne zu erfinden: Es kann etwas dauern, bis man auch finanziell was davon hat, aber unwahrscheinlich ist es nicht.
Kathi: Auch wenn der Wettbewerbscharakter bei normalen Slams lediglich der Unterhaltung dient, ist es bei Meisterschaften dann doch etwas anderes. Generell gilt: „Dabei sein ist alles“, das ist schon eine große Ehre. Aber so ein Titel ist ein guter Türöffner und hat dem einen oder der anderen schon etwas gebracht. Für Selbstständige ist das eben ein gutes Aushängeschild.
Wie habt ihr euch kennengelernt und wie funktioniert ihr als Team?
Lucas: Ich habe ein Buch geschrieben, in dem der Protagonist eine Giftbombe bauen will. Ich kannte Kathi von ein paar Slamauftritten und wusste, mit Giftmischerei kennt sie sich aus – rein von Berufswegen, versteht sich. Im Gegensatz zu mir hat sie ja einen richtigen Job mit richtiger Ausbildung und wissenschaftlichen Ehren. Jedenfalls hat sie mich dann umfassend beraten. Später ist sie nach Erlangen gezogen, weil sie sich in meinen damaligen Mitbewohner verguckt hat – wurde also zum erweiterten WG-Mitglied. Als Team funktionieren wir sehr gut. Ich bin faul und Kathi nicht, das ergänzt sich wundervoll.
Kathi: Das stimmt fast alles. Ich bin tatsächlich Toxikologin. Nur was nicht stimmt, Lucas ist überhaupt nicht faul! Eher sehr effizient. Ich bewundere ihn immer wieder. Und Lucas lässt sich auch durch nichts stressen oder aus der Ruhe bringen. Da hilft mir eine kurze Rücksprache mit ihm sehr oft. Wir haben unsere Aufgabengebiete aufgeteilt und wissen, was wir am anderen haben und dass wir uns aufeinander verlassen können.
Was macht ihr, wenn ihr nicht auf den Bayernslam hinarbeitet?
Kathi: Ich habe ja noch einen ganz normalen Job, den ich tagsüber ausübe. Und neben dem Bayernslam bin ich noch in ein paar weitere Slam- und Improtheaterveranstaltungen involviert. Am Wochenende schlafe ich gerne aus.
Lucas: Ich habe seit 2017 eine Agentin, die mich literarisch betreut. Im September 2019 erscheint mein erstes Buch bei einem Publikumsverlag (Blanvalet), mein zweites im Herbst 2020. Wenn sich die Titel halbwegs verkaufen, möchte ich mich mittelfristig auf die schriftstellerische Arbeit konzentrieren. Ansonsten gebe ich auch regelmäßig Workshops für Poetry Slam und veranstalte „Lesen für Bier“.
Was wünscht ihr euch für den Bayernslam?
Lucas: Brechend volle Veranstaltungen – außer im Gummi Wörner: Da hoffe ich, bekommen wir „voll“ hin ohne das „brechend“.
Kathi: Genau das. Ich wünsche mir, dass alle Veranstaltungen gut besucht sind, einfach, weil es dann für die Auftretenden ein viel schöneres Erlebnis ist. Ich hoffe auf einen reibungslosen Ablauf, dass alle Slammer*innen zufrieden sind und wir mit der bayerischen Slamszene feiern und uns austauschen können, so wie sich das für eine Meisterschaft gehört.
Wie sieht euer Leben nach dem Bayernslam aus?
Kathi: Ich hab Termine bei meiner Steuerberaterin, beim Zahnarzt etc. Nein, Spaß! Ich mach dann erstmal eine Woche Urlaub mit Seele baumeln lassen und gutem Essen. Und danach freue ich mich auf neue, weitere schöne Slam-Veranstaltungen und Projekte.
Lucas: Vielleicht einfach mal wieder ein Buch lesen. Mails sind zwar auch nett, aber in meiner Erinnerung haben Bücher noch mal ein anderes Gewicht.
---
LUCAS FASSNACHT organisiert seit 2012 den monatlichen Poetry Slam im E-Werk Erlangen und seit 2013 den Slam im Nürnberger Parks. Außerdem veranstaltet er weitere Literaturformate in Erlangen und Nürnberg und gibt regelmäßig Workshops.
KATHI MOCK veranstaltet den monatlichen U20-Poetry-Slam und den Diary Slam im E-Werk Erlangen und ist Mitglied des Improvisationstheaterensembles „holterdiepolter!“ in Nürnberg.
----
#E-Werk, #Interview, #Kathi Mock, #Kolumne, #Lucas Fassnacht, #Poetry Slam