Neu und ab sofort in curt: POETRY SLAM
#Freizeit, #Kolumne, #Literatur, #Poetry Slam, #Vortrag
Man darf Franken durchaus als eine Hochburg des Poetry Slams bezeichnen – da trifft es sich gut, dass auch die nächsten Bayerischen Poetry Slam Meisterschaften in Erlangen ausgetragen werden. Höchste Zeit, diese Szene zukünftig gründlich zu beleuchten – und so wird unsere Freundin Kathi Mock, Slam-Veranstalterin und selbst Slammerin, in curt mit einer eigenen Kolumne ab sofort über das Geschehen der Region berichten.
CURT: Du betreust ab sofort das Thema Poetry Slam und Artverwandtes in curt. Woher kommst Du und was qualifiziert Dich dazu?
KATHI: Ich bin schon immer gern auf der Bühne gestanden, beim Schultheater und später mit Improvisationstheatergruppen. In Tübingen, wo ich studierte, habe ich so Leute kennengelernt, die Poetry Slam machten und war fasziniert davon. Seit Ende 2010 stehe ich selbst als Slammerin auf der Bühne und habe an mehreren Landes- und deutschsprachigen Meisterschaften teilgenommen. Seit Januar 2015 organisiere und moderiere ich den U20 Poetry Slam in Erlangen, den ich zusammen mit dem Lehrer und Poetry Slammer Nicolas Schmidt gegründet habe. Zudem veranstalte ich zweimal im Jahr einen Diary Slam und moderiere unregelmäßig weitere Poetry Slams und ähnliche Veranstaltungen.
CURT: Die Szene wächst – wir leben hier in einer Poetry Slam-Hochburg.
Ja. Seit 2007 wird sogar jährlich eine fränkische Poetry Slam Meisterschaft veranstaltet, die nächste findet am 30. Oktober im Stadttheater Fürth statt. Der Poetry Slam im Erlanger E-Werk feierte gerade seinen 17. Geburtstag. Beim ersten Slam teilten sich Nora Gomringer und Matthias Egersdörfer den Sieg. Neben den großen Slams in Erlangen, Nürnberg (Wortgefecht) und Fürth (Kofferfabrik) sind in den letzten Jahren noch ein paar kleinere Nachwuchsslams dazu gekommen, wie der Revolte Slam und der Südslam. Mit dem U20 Poetry Slam in Erlangen haben wir nach München die zweitgrößte U20-Szene in Bayern geschaffen. U20 bedeutet, dass die Auftretenden nicht älter als 20 Jahre sind. Dieser Rahmen bietet dem Nachwuchs einen geschützten Raum, in dem er sich entfalten und wachsen kann.
CURT: Wer sind diese Poetry Slammer? Ist es eine homogene Gruppe, die einen ähnlichen Background hat? Literaturstudenten?
Ja und nein. Der Großteil der Auftretenden hat schon einen ähnlichen Hintergrund oder befindet sich in einer bestimmten Lebensphase. Studierende können Auftritte eben besser in ihren Alltag integrieren als Berufstätige. Menschen, die sich mit Literatur, Schreiben und der Bühne beschäftigen, werden eher von Slam angezogen als Ingenieure. Ich selbst z.B. bin aber Biochemikerin, was kein Ausschlusskriterium ist. Es gibt 12-Jährige und Rentnerinnen, die beim Slam auftreten. Eine wichtige Grundregel besagt ja nur, dass die Texte selbst geschrieben sein müssen, es wird keine Gattung oder Stil vorgegeben. Das heißt, ob verschachtelte Lyrik, Rap, Kurzprosa oder Comedy – alles ist erlaubt, so lange es ins Zeitlimit passt. Was uns allen wohl gemein ist, ist, dass es uns auf die Bühne zieht. Wir mögen es, vor Publikum live unsere Texte vorzutragen und die Dynamik, die der Wettbewerb und die Beteiligung des Publikums erzeugt. Zudem sind wir Auftretende eine stark vernetzte Szene und nennen uns selbst augenzwinkernd „Slamily“. Obwohl man als Einzel-
kämpfer*in auf der Bühne steht, gibt es einen starken Zusammenhalt.
CURT: Wie setzt sich das Publikum zusammen?
Das unterscheidet sich von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort. In Studentenstädten wie Erlangen prägen Studierende das Publikum stark. Hingegen wird im Parks in Nürnberg eher eine mittlere Altersklasse angesprochen. Die Leute wollen unterhalten werden und schätzen die Abwechslung bei einem Poetry Slam. Es ist eben nicht reines Comedy, Lesung oder Gedichtvortrag, sondern im Idealfall eine gute Mischung aus allem.
CURT: Du bist selbst Veranstalterin und Slammerin. Kann oder könnte man von dem einen oder dem anderen leben?
Es ist möglich, aber nicht so ohne Weiteres. Für mich ist es ein Hobby, das allerdings viel Raum in meinem Leben einnimmt. Es gibt einige, die in unterschiedlichem Ausmaß davon leben. Wenn man mehrere große Veranstaltungen im Monat organisiert, kann das ein gutes Einkommen sein. Allerdings ist Organisieren eben hauptsächlich Büroarbeit und nicht Kunst machen. Vom Slammen allein kann man kaum leben. Die meisten, die das beruflich machen, betreiben eine Mischung aus „normalen“ Auftritten, Workshops geben, Auftragstexte schreiben oder Coach sein.
Darüberhinaus haben wir einige berühmtere Namen in unseren Reihen, die im Bereich Comedy und Kabarett Fuß gefasst haben, wie z.B. Hazel Brugger, das Lumpenpack oder Felix Lobrecht.
CURT: Gibt es neue Trends – und wie muss man z.B. Diary Slam einordnen?
Der Trend ist, dass Slam gerade zum Mainstream-Event wird. Das ist nicht negativ gemeint, es ist einfach nur eine natürliche Entwicklung. Slam erfreut sich großer Beliebtheit und ist nun in der Mitte angekommen. In der Anfangszeit von Poetry Slam waren das eher kleine Underground-Happenings in rauchigen Kellerkneipen. Der Legende nach war die Stimmung von einer politisch-linken Szene und Exzessen geprägt und als Siegerpreis gab es stets Haschkekse. Zusätzlich haben sich einige Spielarten von Slam entwickelt und etabliert. Eine davon ist Diary Slam, wo Menschen aus ihren Tagebüchern vorlesen. Weitere Formate sind z.B. Jazz-Slams, wo die Vortragenden von Jazz-Musikern begleitet werden oder Dead-or-Alive-Slams, bei denen Schauspieler*innen mit Texten „toter“ Dichter (wie Brecht oder Schiller) gegen lebendige Slammer*innen antreten.
CURT: Bayerische Poetry Slam Meisterschaften 2019: Was hast Du damit zu tun und was erwartet uns?
Zusammen mit meinem Kollegen Lucas Fassnacht veranstalte ich in Erlangen die diesjährigen bayerischen Meisterschaften im Poetry Slam, kurz „Bayernslam“ genannt. Seit 2010 werden bayerischen Landesmeisterschaften ausgetragen, immer in einer anderen bayerischen Stadt und von anderen Personen aus der Szene organisiert. Am 17. und 18. Mai ringen die besten Slammer*innen Bayerns in insgesamt sieben Einzelveranstaltungen um den Titel. Das Kulturzentrum E-Werk und die Heinrich-Lades-Halle werden zu einer großen Slam-Party. Das wird krass und schön, auch wenn es aktuell gerade sehr viel Arbeit für mich bedeutet.
CURT: Deine Kolumne in curt: längst überfällig oder genau zum richtigen Zeitpunkt?
Natürlich genau zum perfekten Zeitpunkt :)
CURT: Sehen wir auch so – und darum ist curt auch Medienpartner des „Bayernslams“.
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KATHI MOCK ist geboren und aufgewachsen am Bodensee, hatte schon als Kind eine blühende Fantasie und den Drang sich auf die Bühne zu stellen. 2010 hat sie Poetry Slam für sich entdeckt und seither zahlreiche Auftritte im gesamten deutschsprachigen Raum absolviert. Seit 2014 lebt sie in Erlangen, wo sie diverse Slam-Veranstaltungen organisiert und moderiert. Außerdem ist sie Mitglied beim Improvisationstheater holterdiepolter! Nürnberg.
Im Mai 2019 veranstaltet sie zusammen mit Lucas Fassnacht die Bayerischen Meisterschaften im Poetry Slam in Erlangen (– medienpartnerschaftlich empfohlen von curt).
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KATHIS SLAM-EMPFEHLUNGEN
U20-POETRY SHOW
HIER TREFFEN SICH DIE NACHWUCHSPOET*INNEN FRANKENS
ZUR MODERNEN POESIESCHLACHT
DONNERSTAG, 07.03., 19 UHR // ZETT NEUN FÜRTH / AK 5,-
In Fürth findet das erste Mal ein U20-Poetry Slam statt (U20 bedeutet, dass die Auftretenden nicht älter als 20 Jahre sind) – so wird aktiv der Nachwuchs gefördert.
An den Nachmittagen des 6. und 7. März findet im Kulturcafé Zett9 ein U20-Poetry Slam Workshop statt, der von Bühnenpoetin und Autorin Pauline Füg (siehe auch www.curt.de/nbg - „Erzähl mir was… Pauline Füg“) geleitet wird.
Die Teilnehmenden können dann am Abend des 7. März ihre frisch geschriebenen Texte direkt auf die Bühne bringen.
STRASSENKREUZER-POETRY SLAM
DER STRASSENKREUZER & POETRY SLAM TREFFEN AUFEINANDER
DONNERSTAG, 21.03., 20:00 UHR // CINECITTA / VVK & AK: 9,-
Dichterinnen und Dichter präsentieren ihre Beiträge zu den Themen, mit denen sich auch der Verein Straßenkreuzer seit 25 Jahren beschäftigt. Präsentiert und moderiert wird der Abend von Slam-Pionier Michael Jakob (Künstler des Monats der Metropolregion Nürnberg (Februar 2015), Kulturförderpreis Nürnberg 2012, Wolfram-Eschenbach-Förderpreis 2009), der als Mitbegründer der fränkischen Poetry-Slam-Szene gilt.
Seiner Einladung folgen Juston Buße aus Berlin, Markus Becherer aus Kaiserslautern, Flemming Witt aus Jena, die erfolgreichste Frau der bayerischen Meisterschaften 2018 und 2017 Maron Fuchs aus Bamberg, Nürnberg-Stadtmeisterin Barbara Gerlach, Nürnberg-U20-Meisterin Dorothee Mügge und Stella Reiss aus Fürth. Das Finale ist thematisch freigestellt.
DIARY SLAM: LIES AUS DEINEM TAGEBUCH
FREITAG, 22.03., 20 UHR // E-WERK KELLERBÜHNE / AK 5,-
Bei diesem speziellen Slam werden selbstgeschriebene Texte der besonderen Art vorgetragen: Tagebucheinträge! In maximal 7 Minuten kann jede/r die Kellerbühne mit seinen Erlebnissen und Highlights der Vergangenheit erfüllen und am Ende kürt das Publikum ein/e SiegerIn. Verrückte Geschichten, peinliche Erlebnisse, lyrische Ergüsse oder langweilige Alltagsbeschreibungen - es kann alles dabei sein und man muss kein professionelle/r SlammerIn sein, um mitzumachen!
Teilnahme per Mail an
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