The Sound of Laibach & Politics

MITTWOCH, 20. MäRZ 2019, Z-BAU

#CURT präsentiert, #Diskussionsrunde, #Film, #Kommkino, #Konzert, #Politik, #Z-Bau

Im März spielt die slowenische Band Laibach im Nürnberger Z-Bau. Rund um das Konzert wird ein vielfältiges politisches Rahmenprogramm aus Filmen, Symposium und Kunstaustellung aufgeboten.

Udo Lindenberg spielte in der DDR, Elton John in der Sowjetunion. Laibach, die slowenische Band Schrägstrich das slowenische Künstlerkollektiv ist noch ein bisschen krasser: Am 19. und 20. August 2015 spielten Laibach vor etwa 1.500 Menschen in Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas. Mit deutlich weniger persönlichem Risiko für die Musiker verbunden ist das Konzert am 20. März im Z-Bau.

Das im vergangenen Jahr erschienene Album „The Sound of Music“ ist das Album zur Nordkorea-Erfahrung. Der gleichnamige Kitschfilm, basierend auf dem Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein ist in Nordkorea äußerst populär. Laibach kamen dem nicht unbedingt Popmusik-verwöhnten Publikum entgegen, indem sie Songs des 60er-Jahren Alpen-Schmonzes mitbrachten.

Diese Entscheidung war letztlich die letzte ironische Wendung in diesem insgesamt so cleveren, hintergründigen Stunt der Band. Das Kunstprojekt Laibach provoziert, eben unter anderem durch Annäherung an die Ästhetiken totalitärer Regime, seit 1980 ganz bewusst Missverständnisse und Reibung. In Jugoslawien durfte sie zwischen 1983 und 1987 nicht mehr auftreten. Seit 1992 handelt es sich bei der Gruppe selbst, laut Eigenaussage, nicht mehr um ein Kollektiv, sondern um einen Staat: Der NSK (Neue Slowenische Kunst)-Staat sei ein abstrakter, grenzenloser Organismus. Jonathan Meese meets Rammstein.

Trotz dieser Historie höchstpolitischer, grenzgängerischer Kunstproduktion war die Ankündigung, nach Nordkorea zu reisen, von vielen zunächst für einen Scherz gehalten worden. Dem war nicht so. Hinter der Aktion steckte der norwegische Künstler Morten Traavik, der schon länger mit Nordkorea zusammenarbeitet. Dass diese Zusammenarbeit zwischen Kunst und Regime nicht in westlich gewohnter Freiheit stattfindet, zeigt auch die Geschichte des Laibach-Auftritts: Die Zensoren griffen in die Setlist freilich großzügig ein.

Solche Hindernisse, wie auch die Auswahl der handverlesenen Gäste auf den Sitzplätzen, kann der Subversion von Laibach nichts anhaben. Es ist vielleicht die einzige Band, deren Konzept auch in Nordkorea nicht angreifbar wird, da es stets auf Überidentifikation beruht: Das Regime wird so perfekt nachstilisiert, dass eine eigene subtile Form von Parodie entsteht. In Pjöngjang dienten dazu unter anderem die nordkoreanischen Sommeranzüge, wie auch Kim Jong Un sie gerne trägt. Der Diktator selbst war beim Konzert nicht anwesend.

Das Video zu „Sound of Music“ zeigt die Band im Tourbus durch dieses schrecklich obskure Land tingeln, zeigt die ausdruckslosen Gesichter ihrer nordkoreanischen Fans – und drüber schmachtet Milan Fras in Bowie-Manier. Bereits 2016 erschien der Dokumentarfilm „Liberation Day“ über diesen irrwitzigen Kunst-Spagat, er läuft am 18., 25. und 27. März im KommKino. Das Symposium mit Bandmitglied Ivan Novak am 19. März stellt sich dem Verhältnis der Band zum Totalitarismus.

Parallel dazu gibt es vom 21. März bis 6. April im Kunstbunker Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus dem NSK-Staat zu sehen

LAIBACH - THE SOUND OF MUSIC – Präsentiert von curt.
Am 20. März 2019 im Z-Bau, Frankenstraße 200, Nbg.
Beginn 20 Uhr.
Tickets: VVK ab 35,10 Euro, AK 38,-.

Symposium “The Sound of Politics” am 19. März 2019 im Z-Bau. Beginn 20 Uhr.
Eintritt frei. z-bau.com

Achtung: curt vergibt 3x2 Tickets für das Konzert.
Einfach eine E-Mail mit dem Betreff “Laibach” an Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, du musst Javascript aktivieren, damit du sie sehen kannst schicken und Daumen drücken. ​Einsendeschluss ist der 17. März 2019.

 

 
 




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