Theobald O.J. Fuchs: Das Wundermittel
#Comedy, #Kabarett, #Kolumne, #Theobald O.J. Fuchs
»It‘s just the same old story line«, wie ein alter Cowboy, der gelegentlich meinen Trampelpfad kreuzte, zu sagen pflegte. Es ist dieselbe uralte Geschichte, die wieder und wieder geschieht, nämlich wie die verschlagene Zauberperson erst die Menschen aus großer Not rettet, was dann eine gewisse Zeit gut geht, bis das Wundermittel plötzlich nicht mehr funktioniert. Ja, und wie es dann weitergeht. Aber ich muss sehen, ob ich genug Zeit habe, darauf noch einzugehen.
Am Anfang war die Not sehr groß – vorläufig nicht so groß wie später, aber dazu komme ich noch. Zunächst war die Not eben nur sehr groß, denn alles Glas, alle gläsernen Gegenstände hatten urplötzlich begonnen zu zerfallen. Ohne Vorwarnung zerfiel ein durchsichtiges Ding nach dem anderen zu Staub. Die Fenster lösten sich im Wind auf, der Inhalt von Einmachgläsern und Bierflaschen ergoss sich ungehindert in die Regale. Menschen glotzten blind durch die leeren Rahmen ihrer Brillengestelle.
Katastrophe! Was tun? Die Welt geht unter! Es waren wirklich keine »Unvergesslich geilen Gänsehautmomente«, sondern vielmehr eine Art »Große Herbstausstellung des Weltuntergangs«.
Dann plötzlich das Wunder: Ein bis dahin komplett unbekannter Forscher tauchte auf (der sich später als die Zauberperson entpuppte). Schnell wurde klar: Das ist mal ein echter Wissenschaftler à la carte sowie zugleich ein Alchemist, der sich gewaschen hat! Und der prompt ein Mittel produzierte, das er ausstreute, auf dass es, wo immer es landete, den Teufel fern hielt und verhinderte, dass dessen glasfressender Säureatem alles vernichtete, was durchsichtig war. Das Mittel funktionierte augenblicklich und ohne Ausnahme, es war billig und in riesigen Mengen verfügbar, und so festigten sich erneut Bier- und Weingläser, Brillen und Lupen, Fernrohre und Rauchglastischplatten. Undundund.
Doch wehe! Wie nicht anders zu erwarten – das Glück war nicht von langer Dauer. Keine zehn Jahre hielt es, nur zehn Jahre des Friedens waren den Menschen vergönnt, dann schlug das Unheil wieder zu: Über Nacht wirkte das Zaubermittel nicht mehr!
Der Schreck war groß – die Angst größer! Was kann man tun? Wie rettet man zum zweiten Mal die Welt? Wer verbirgt sich eigentlich hinter diesem »man«? Und wie oft soll sich das Desaster eigentlich noch wiederholen?
Die Antwort war jedenfalls so einfach, dass es weh tat: Man brauchte doch einfach nur noch mal zum Zauberer zu gehen. Ihm sagen, dass sein Wundermittel aufgehört hatte zu wirken, und ihn bitten, doch seinen Zauber zu wiederholen. Und so geschah‘s auch: Eine Delegation der klügsten, schönsten und interessantesten Frauen und Männer brach auf und erreichte, nachdem die üblichen Mühen, Schrecknisse und Hinderungen bewältigt waren, die entlegene Gegend, wo die Zauberperson sich eine Hütte hingezaubert hatte, zwischen zugesponnenen Wäldern und undurchdringlichen Sümpfen, und sie berichten vom Unglück des unwirksam gewordenen Pulvers!
»Schaut euch an! Euch geht es nur ums Bier«, sagte die Zauberperson, lachte aus rauchiger Kehle, grinste magiermäßig ein fieses Magiergrinsen, zog einen fetten schwarzen Popel aus einer Seitentasche in seiner Nase und fraß ihn genüsslich auf. »Die Flaschen sind euch völlig egal«, flüsterte er mit donnernder Stimme, »aber ihr begreift nicht, dass der Mangel an Liebe es ist, der das Durchsichtige zu Tode betrübt!«
Die Zauberperson klemmte sich die Brille mit dem strengen Blick vor ihre milden Augen. Und hub an zu monologisieren: »Jeder, wirklich jeder und jede existiert nur in seiner Nische. Eine schmale, kleine, flache Nische. Darin kennt man ihn und sie und umgekehrt. Ja, es geht noch weiter: Man kennt jeden und jede nur und ausschließlich zusammen mit der zugehörigen Nische. Die Nuss kann ohne Schale nicht existieren, der Fisch nicht ohne des Meer. Und das Wunder nicht ohne die Lüge.«
Die Leute sahen sich an, der Ennui stand ihnen ins Gesicht gemeißelt, hatten sie sich doch nicht hierher abgemüht, um in einer Wüstenei ohne Wirtshaus eine Predigt anzuhören – während zu Hause das köstlichste Nass unrettbar in die Kanalisation schwappte. Doch die Zauberperson war zu sehr in die eigenen Worte verliebt, als dass sie sich um deren Wirkung auf seine Zuhörer kümmern mochte (übrigens auch ein typisches Problem von Zauberpersonen, Ministerpräsidenten und den Vorsitzenden von betrieblichen Unfallversicherungen).
»Es ist der Stau in euren Köpfen, Leute. Das sollte euch klar sein – ihr stürmt alle auf dieselben Straßen der Gedanken, kreist sinnlos um eine leere Mitte und wundert euch, wenn am Ende saure Luft entsteht.«
»Welcher Stau?« fragten die Leute. »Wir verstehen dich nicht, Zauberperson. Wenn sich hier etwas staut, dann die Luft in deinem Kopf, o.k.? Und jetzt mal hoppla rüber mit dem Zaubermittel, ehe es noch die komplette Überschwemmung gibt.«
»Gemach! Lasst mich zunächst noch das bisher Erreichte aufzeigen, Probleme hieraus gibt es nämlich in vielfältiger rechtlicher und praktischer Hinsicht …«
Da hatten die Leute die Nase voll von dem Gerede. Sie stießen sich gegenseitig mit den Ellenbogen an und sagten: »Vergessen wir‘s! Wir brauchen kein Glas, wenn dieses Zottel meint, wir würden drei Mal nacheinander auf unseren Bäuchen angerobbt kommen und ihm die Ohrwaschel geschmeidig lecken. Da hat sie sich gehörig geschnitten, diese aufgeblasene Karpfenimitation. Lasst uns einfach Flaschen aus Blech fertigen und Fenster aus Eis. Könnte sowieso besser sein wegen Klimaerwärmung und so.«
»Aber, aber! Ich sprach doch nur im Spaß, ich kümmere mich natürlich um euer putziges Problemchen«, versuchte die Zauberperson, die gar kein Zauberer war, sondern nur ein verkrachter Chemiker, die empörte Meute zu beschwichtigen. Aber es war zu spät.
Wie die Geschichte ausging, weiß ich leider nicht. Sorreyyyyyyy!!
Der Name des Zauberperson jedoch lautete Varena-Holm Nödtfingerer.
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UND WAS MACHT THEO WIRKLICH UND SONST SO?
Naja, immer nicht so viel. Ein bisschen Forschung und so, hier und da mal irgendwas lehren. Wissen wir nicht so genau, ist auch egal.
Ansonsten wälzt er sich im Ruhm und lässt sich bewundern, denn seine Sucht ist die nach Aufmerksamkeit. curt ist eher bescheiden, aber Theo darf sein, wie er will. (Aktuellstes Zitat: „Ab 30 sollte man den Schritt gut feucht halten, das hilft der Haut beim Geschmeidigbleiben!“) Songs & Stories. Am 5. Oktober ab 21 Uhr im Transfer in Erlangen. Ein Theo-Abend zusammen mit Michael Ströll. Ströll singt und spielt Gitarre, Theo liest Sachen. Wir gehen hin und schmachten.
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