Erzähl mir was ... Pauline Füg
#Interview, #Lara Sielmann, #Literatur, #Poetry Slam
Sie ist aus der deutschsprachigen Poetry-Slam-Szene nicht wegzudenken – Paulin Füg: Bühnenpoetin, Diplom-Psychologin, Autorin und Creative Coach. Aufgewachsen ist sie im Nürnberger Umland, seit April lebt die 35 Jährige in Fürth. Beste Gründe für ein Gespräch über Poetry Slam*, seinen Wandel und über Paulines Zukunftspläne in Franken.
Pauline, Du bist im beschaulichen Röthenbach an der Pegnitz aufgewachsen. Das bringt man erst mal nicht unbedingt in Verbindung mit Scheinwerferlicht und Literaturdarbietungen. Wie hast Du den Weg vom Nürnberger Speckgürtel dorthin gefunden?
Mit 15 habe ich zum ersten Mal in den Nürnberger Nachrichten von Poetry Slams gelesen und mir geschworen, dass ich da mitmache, wenn es das in meiner Stadt schon gibt. Geschrieben habe ich damals schon viel und mit 19 war es dann so weit: ich stand in Ansbach auf der Bühne. Wenig später dann auch im E-Werk und so machte ich meine ersten Schritte auf den bayerischen Slambühnen.
Die vor allem eine sehr aktive Szene ist ...
Speziell Franken ist eine Region mit einer sehr hohen Slam-Dichte. Das ist super, weil dadurch viele Leute die Chance haben, aufzutreten, gerade Neulinge. In größeren Städten sind die Slams oft professionalisierter, die VeranstalterInnen sind vom ursprüngliche Prinzip „hinkommen, anmelden, mitmachen“ abgerückt und laden explizit SlammerInnen ein, die ein größeres zahlendes Publikum ziehen und dadurch natürlich auch (mehr) Gage bekommen.
Du bist seit über 15 Jahren dabei. Was hat sich verändert?
Früher gab es oft keine Übernachtungsgmöglichkeit, von Gage nicht zu sprechen, und ich hab teilweise meine Fahrtkosten selber bezahlt. Viele SlammerInnen der jüngeren Generation kennen das gar nicht. Dafür haben wir uns stark gemacht. Aber auch inhaltlich hat sich einiges geändert: Vor zehn bis 15 Jahren war mehr Mut zum Experimentieren da. Heute legt ein Slam(Text) eher den Fokus auf Entertainment als auf literarische Qualität. Ist wohl aber einfach auch eine natürliche Entwicklung, die mit dem Erfolg bei der breiten Masse gekommen ist.
Der Slam hat es in der öffentlichen Wahrnehmung zuweilen schwer, wird er teilweise als gefühlsduselig abgetan oder es wird die starke Ich-Bezogenheit der Texte kritisiert.
Manche sind das auch, andere wieder nicht. Ein guter Slam-Abend bietet Facettenreichtum, da muss für jede_n etwas dabei sein. Nur Gefühlsduselei, nur Comedy oder nur abgefahrene Lyrik wäre langweilig. Jemand wie Julia Engelmann zum Beispiel ist einfach durch ihren viralen Text die „Vorzeige-Slammerin“, dabei gibt es eben viele wirklich tolle LyrikerInnen auf Slam-Bühnen wie Theresa Hahl oder Franziska Holzeimer.
Wie nimmst Du denn die Szene vor Deiner (neuen) Haustür wahr – oder steckst Du vielleicht schon mitten in ihr drin?
Momentan strecke ich noch ein wenig meine Fühler aus: Ich war schon bei der Lesebühne „Rooftop Stories“ in Fürth, im Herbst und Winter folgen dann erste Slam-Auftritte in der Region. Zusammen mit Lara Ermer und Felix Kaden, die mit dem Verein Kulturschock sehr viele Slams in Franken organisieren, plane ich einen U20-Poetry-Slam in Nürnberg. Generell sortiere ich jetzt aber erstmal alles, was ich hier in der Metropolregion kulturell sehe, und erlebe und schaue dann, wo ich andocken oder ergänzen kann. Durch N2025 gibt es ja auch eine Menge Möglichkeiten, kulturelle Projekte zu starten.
… AM 5. OKTOBER KÖNNT IHR PAULINE FÜG IN DER FÜRTHER STADTHALLE BEIM BEST OF POETRY SLAM ERLEBEN!
*Ein Poetry-Slam ist ein literarischer Vortragswettberwerb, bei dem selbstgeschriebene Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Die ZuhörerInnen küren anschließend den/die SiegerIn. Quelle: wikipedia.
LARA SIELMANN,
geboren und aufgewachsen in Berlin, arbeitet als Kulturschaffende und Journalistin in Nürnberg. Für curt schreibt sie diese Kolumne seit Februar. Lara freut sich über themenbezogene Fragen, Anregungen und Tipps – einfach per E-Mail an
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