FAU: Geschichte zum Anfassen

SONNTAG, 1. JULI 2018

#Bildung, #Business, #FAU, #Studenten, #Studium

An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben Freiwillige und Forscher ein römisches Patrouillenboot nachgebaut. Im Mai 2018 fand die Jungfernfahrt der Fridericiana Alexandrina Navis (F.A.N.) auf dem Main-Donau-Kanal von Erlangen über Fürth nach Nürnberg statt. Mitte Juli legt das Römerboot zu einer rund 1.900 Kilometer langen Fahrt ins rumänische Tulcea an der Donaumündung am Schwarzen Meer ab. Mit dabei: FAU-Alumnus Johannes Nagy.

Hilf beim Bau eines römischen Patrouillenschiffes! steht als Überschrift auf dem Flyer, den ein Kommilitone Johannes Anfang 2017 in die Hand drückt. Sofort ist sein Interesse geweckt. „Ich war noch vor dem Baubeginn dabei. Das Projekt war eine einmalige Gelegenheit, die eine praktische Abwechslung zum theoretischen Studium geboten hat“, sagt der ehemalige Politik- und Geschichtsstudent Johannes, der inzwischen Mitarbeiter von Prof. Dr. Boris Dreyer ist, dem Projektleiter und Professor für Alte Geschichte an der FAU.
An dem interdisziplinären Projekt sind neben Althistorikern und Archäologen der FAU auch Sportwissenschaftler und Fertigungstechnologen der FAU beteiligt. Dem Aufruf zur Unterstützung sind neben Johannes zahlreiche weitere FAU-Studierende, Schülerinnen und Schüler aus der Region sowie andere Freiwillige gefolgt. Gemeinsam mit zwei professionellen Bootsbauern entstand in einem großen Zelt auf dem FAU-Sportgelände in Erlangen innerhalb eines Jahres das 2,2 Tonnen schwere, 15,7 Meter lange und maximal 2,7 Meter breite Römerboot. Die Baupläne gehen auf zwei römische Wracks zurück, die in Oberstimm in der Nähe von Ingolstadt in der Donau gefunden wurden. Historische Aufzeichnungen gibt es hingegen keine. „Für die Römer war das Bauen von Booten so selbstverständlich, dass keine Baupläne oder sonstige Anleitungen aus der Zeit erhalten sind“, berichtet Johannes. Zwar ist das Boot in seiner Bauart historisch belegt oder zumindest historisch möglich, aus Zeitgründen wurde aber mit modernen Maschinen, etwa einer Bandsäge, gearbeitet. Im März konnte das Römerboot gewassert werden, im April begannen regelmäßige Rudertrainings.
Inzwischen hat die „F.A.N.“ viele Fans. „Das Römerboot ist ein echter Publikumsmagnet, das 2.000 Jahre alte Geschichte lebendig werden lässt. Die Leute sind sehr interessiert und stellen viele Fragen“, bestätigt Johannes. Die nächste Gelegenheit, das Boot aus nächster Nähe zu besuchen und sogar ein kurzes Stück an Bord mitzufahren, bietet sich am 15. Juli bei der Benefizregatta „Rudern gegen Krebs“ auf dem Main-Donau-Kanal in Erlangen.

Im Anschluss startet das Römerboot zu seiner bislang längsten Tour. Gemeinsam mit dem Schwesterschiff „Victoria“, ebenfalls ein Nachbau der römischen Wracks von Oberstimm, geht es auf der Donau von Manching über Regensburg zunächst bis nach Enns in der Nähe von Linz in Österreich zum dortigen Historischen Festival. Im Anschluss ist die Weiterfahrt der „F.A.N.“ ins rumänische Tulcea an der Donaumündung am Schwarzen Meer geplant. „Wir werden aber nicht die gesamte Strecke rudern, da die Donau beispielsweise wegen der Strömung an verschiedenen Stellen für unser Römerboot nicht befahrbar ist. Weite Teile der gut 1.900 km langen Strecke wird das Boot auf einem Anhänger zurücklegen“, erzählt Johannes. Auf Facebook, Instagram und Twitter wird die Fahrt des Römerboots mitzuerleben sein.

Wie es nach der Schwarzmeerfahrt weitergeht, ist noch offen. Derzeit wird ein dauerhafter Liegeplatz für das Römerboot gesucht, von dem aus das Boot regelmäßig zu Fahrten starten kann und der im Winter ausreichend überdachten Platz an Land bietet, um Arbeiten am Boot durchzuführen.

Mehr Infos zur Fridericiana Alexandrina Navis gibt es auf der Webseite des Vereins EGEA – Erlebnis Geschichte und experimentelle Archäologie e.V.: www.egea-ev.de




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