Claudias Kinoempfehlungen im März
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Tolle Männer, weise Männer, tote Männer! Mit dem Riesenberg Mist leben, der sich da auftürmt vor mir. Das heißt auf buddhistisch: Annehmen was ist. Darum geht es meistens in den März-Filmen. Sollte ja leicht fallen im aufkeimenden Frühjahr, es sei denn man stirbt.
CALL ME BY YOUR NAME
AB 01.03. // CASABLANCA
Da in diesem Monat viele ältere Männer ihre Weisheit verbreiten, beginnen wir mit einem 17-Jährigen. Elio verbringt in den Achtzigern einen Sommer in Norditalien. Solch Rumhängen auf dem hübschen Landsitz der Eltern ist meist nicht nur Schwimmen, Radfahren, Flirten mit einem Mädchen. Elios Vater erforscht antike Statuen und hat dazu einen Studenten eingeladen. Ja, und in diese Richtung geht es, seltsame Gefühle, die man nicht einordnen kann, obwohl man schon so klug für sein Alter ist. Elio prallt mit der ersten Liebe zusammen, und das ist bei diesem sowohl beim Sundance Festival als auch bei der Berlinale gezeigten Coming-of-Age-Film sehr fein gezeichnet. Die Romanverfilmung lässt entfernt Erinnerungen an einen modernen „Tod in Venedig“ aufkommen, ist aber weit weniger am offensichtlichen Drama interessiert.
ARTHUR & CLAIRE
AB 08.03. // CASABLANCA & BABYLON
Arthur plant einen geordneten Abgang unter ärztlicher Aufsicht in Holland. Es ist eine Typfrage, ob man sich am letzten Tag um die ordnungsgemäße Rückgabe des Leihwagens kümmert. Arthur tut es und ist einer, der sich leicht gestört fühlt. Daher erwischt der Todgeweihte im Hotel eine Zimmernachbarin beim Suizidversuch. Wenn Arthur und Claire im Nahkampf sich gegenseitig in die Hacken treten, weiß man, das wird ein guter Film. Ein Film über zwei Lebensmüde, der ziemlich lustig ist – mit Sätzen, die nur bei Josef Hader funktionieren. Zwei grundverschiedene Menschen, eine Nacht, in der vieles realistisch bleibt. Doch was nützt das morgen? Neben dem unwiderstehlich großartig agierenden Hader, der letztes Jahr sein Regiedebüt „Wilde Maus“ präsentierte, spielt Hannah Hoekstra die Holländerin, die keinen Käse mag. Sie war Shooting Star der Berlinale 2017. Zusammen zeigen sie als ARTHUR & CLAIRE, wie gut „Lost in Translation“ hätte sein können. Miguel Alexandres Film hier ist besser.
LUCKY
AB 08.03. // CASABLANCA & METROPOLIS
Mit guter Musik folgen wir einem Mann mit Cowboystiefeln. Hinein in Luckys Leben. Lucky ist wirklich sehr alt. Er lebt in einem Wüstenort und hat seine Routine. Er löst Kreuzworträtsel, hält sich morgens mit den fünf Tibetern und abends mit Bloody Mary fit. In seinem Kühlschrank ist nicht viel, und wenn er wütend ist, kauft er sich auch mal drei Schachteln Kippen auf einmal. Lucky sagt kluge Dinge, er weiß aber auch, wann es Zeit für einen Faustkampf ist. Harry Dean Stanton spielt hier seine zweite Hauptrolle. Er war in ungefähr 200 Filmen als markanter Nebendarsteller dabei, aber nur einmal, bei Wim Wenders' „Paris Texas“ 1984 im Fokus. Der Film ist als Denkmal gedacht und er ist inhaltlich wie formal so was von gelungen. So geht Kamera, falls mal einer fragt!
THE FLORIDA PROJECT
AB 15.03. // CASABLANCA & CINECITTA
Wo wohnen die denn? Die Farben beißen sich in den Sehnerv. Im sehr pinken Orlando / Florida stranden wir im Magic Castle Motel, in dem das einzig Gute Manager Bobby (Willem Dafoe) ist. Mit Lakonie und Leichtigkeit schmeißt er den Laden und tut trotz aller Strenge was er kann für die Mitbewohner, die nicht gerade mit rosigen Gegenwartsaussichten gesegnet sind. Moonee (ein Feger: Brooklynn Prince) scheint ein Biest, jedenfalls stiftet die Sechsjährige die anderen gerne zu fiesem Unsinn an. Die Kids, die hier in der bunten, aber harten Realität nahe Disneyworld leben, lassen sich nichts gefallen – und irgendwie ist Moonees Mutter Halley (Bria Vinaite) cool. Die beiden schlagen sich durch und man vertraut ihnen, obwohl man merkt, dass das wahrscheinlich nicht gutgeht. Der Film hat gefühlt keine Dramaturgie, geht so vor sich hin. Fixpunkt ist Willem Dafoe, der Grandiose, der gerade bei der Berlinale für sein Lebenswerk geehrt wurde, der für diese Rolle als bester Nebendarsteller für die Oscars nominiert ist (allerdings starke Konkurrenz hat). Ein guter, kritischer Blick auf die Welt, der mich animiert, die Moralkeule auszupacken, aber das kann der Film besser und subtiler als ich. Tipp!
IM ZWEIFEL GLÜCKLICH
AB 29.03. // CINECITTA
Klar ist es albern Leben zu vergleichen. Und doch tut es Brad (Ben Stiller, dem ich jetzt zum letzten Mal auf den Leim gegangen bin), schließlich sind seine Studienfreunde verdammt erfolgreich und er wurde bei der letzten Hochzeit nicht mal mehr eingeladen. Während er mit seinem Sohn Unis anschaut, lässt er seinen beruflichen Weg Revue passieren. Die Krise dieses Mannes ist schwer nachzuvollziehen und aus dem sympathischen Anfang wird ein schräges Hadern, gespickt mit klischeebeladenen Bildern vom rauschenden Lebensfest der anderen. Ein Hin und Her ist das, wie es sonst nur in Frauenfilmen vorkommt. Leicht hysterisch findet Ben Stiller alles doof, dann wieder doch nicht. Mann, Junge, deine Probleme möchte man haben.
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