Musical-Revue: Nur Sahnetörtchen, keine Tortenschlacht
#Dieter Stoll, #Kritik, #Kultur, #Musical, #Opernhaus, #Staatstheater Nürnberg, #Straßenkreuzer
Zwei Dutzend Musicals an einem einzigen Abend, wo gibt´s denn sowas? In Nürnberg, denn da geht es derzeit im gestreckten Galopp durch die Legende von Swinging New York: „The Lights of Broadway“. Highlights oder Zwielicht, das wäre eine gute Frage.
Doch dieses Show-Spektakel, das eine selbstironische Bilanz der Glamour-Nische im Opernhaus-Jahrzehnt des demnächst scheidenden Intendanten Peter Theiler sein sollte oder könnte (man erinnert sich an „Silk Stockings“, „Funny Girl“, „Sweet Charity“, „Kiss me Kate“, „My Fair Lady“, „Sugar“) ist eher eine nostalgische Oldie-Gedenkfeier für umjubelt versinkende Zeiten. „Theater, Theater“ wird auch angestimmt, aber das war nie ein Musical – noch nicht mal, wie auf der Bühne behauptet, Grand-Prix-Sieger. Immerhin, Ebstein gibt es immer wieder.
Mit Spektakel-Initiator Gaines Hall, der einst mit viel Fred Astaire in der Kniekehle als Entwicklungshelfer für Show & Step aus den USA nach Deutschland kam, und den drei auf Bestseller-Endlosschleife reisenden Sparten-Stars Sophie Berner, Frederike Haas und Christian Alexander Müller wird am silbernen Lametta-Vorhang eine Sahnetörtchen-Pyramide gestapelt. Zur fälligen Tortenschlacht kommt es leider nicht. Acht Azubis der Münchner Everding-Akademie, die sich den Abend vermutlich als Zwischenprüfung anrechnen lassen, wimmeln hochbegabt eifrig im Windschatten des Profi-Quartetts, das nahezu alle Kicks und Tricks der Branche beherrscht – nur ihre matte Moderation zwischen den Showblöcken, in der sie sich humorfrei gegenseitig mit Komplimenten überhäufen, bremst gewaltig. Aber man lernt Song-Proben aus zwölf Stücken kennen, die es nie auf den Nürnberger Spielplan geschafft haben. „Cabaret“ gehört auch dazu, es ist das wahre High-Light des Abends.
Musiktheater-Kritik von Dieter Stoll für das Nürnberger Sozialmagazin Straßenkreuzer.
THE LIGHTS OF BROADWAY – MUSICAL-REVUE
KONZEPT, REGIE, CHOREOGRAPHIE: Gaines Hall
MUSIKALISCHE LEITUNG: Kai Tietje
BÜHNE: Marie Pons
KOSTÜME: Lena Scherer
DRAMATURGIE: Kai Weßler
Mit Sophie Berner, Frederike Haas, Gaines Hall, Christian Alexander Müller und dem Musical-Ensemble der Münchner August-Everding-Akademie (Sophie Mefan, Miriam Neumaier, Tamara Pascual, Patrizia Unger, Tobias Rupprecht, Johannes Osenberg, Tonias Stemmer, Daniel Wagner).
Karten von 10,- bis 62,80 Euro online oder unter der Ticket-Hotline 0180-1-344 276
Weitere Aufführungen:
07. Januar 2018 – 19.00
29. Januar 2018 – 19.30 Uhr
11. Februar 2018 – 15.30 Uhr und 19.30 Uhr
25. Februar 2018 – 15.30 Uhr und 19.30 Uhr
21. März 2018 – 19.30 Uhr
23. März 2018 – 19.30 Uhr
13. April 2018 – 19.30 Uhr
#Dieter Stoll, #Kritik, #Kultur, #Musical, #Opernhaus, #Staatstheater Nürnberg, #Straßenkreuzer