Theater Wegweiser
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Über die Jahresgrenze hinweg suchen die Bühnen der Region die passenden Titel für die besonderen Bedürfnisse an familiären Feiertagen: zu Weihnachten etwas fürs Gemüt, zu Silvester das Rahmenprogramm für den Champagner, von Neujahr bis Dreikönig der Dreivierteltakt als Wegweiser zum Klatschmarsch. Das bleibt an der Schwelle zwischen 2017 und 2018 diesseits und jenseits wieder so wie immer. Nur auf „Hänsel und Gretel“ (Oper) und „Lametta“ (Schauspiel) muss diesmal auf dem Spielplan-Gabentisch verzichtet werden. Dafür begleitet uns der „Messias“ von Gostenhof bis kurz vors Krippenspiel oder umgekehrt! und wer sich „Wie im Himmel“ fühlen möchte, muss halt nach Fürth. Es gibt aber jenseits aller organisierten Gefühlsausbrüche auch sehr irdische Angebote mit Überraschungspotenzial.
DIE LICHTER VOM BROADWAY UND EIN MESSIAS FÜR GOSTENHOF
STAATSTHEATER NÜRNBERG
PREMIERE: Was für ein Jammer, dass Nürnbergs listigster (und lustigster) Dürer-Versteher Toni Burghart im Jahr 2008 verstorben ist – erstens überhaupt und zweitens wegen der nun fehlenden Inspiration für das neue Tanztheater von Ballettchef Goyo Montero. Der Spanier, der im Sommer 2018 sein 10-Jahres-Jubiläum am Opernhaus feiern und dann als Einziger aus dem derzeitigen künstlerischen Leitungsteam auch in der neuen Ära von Jens-Daniel Herzog dabei sein wird, arbeitet an seiner Uraufführung DÜRER‘S DOG. Tanz den Dürer? Mit der Hilfe von Maler & Comic-Meister Burghart, der schon das feierliche städtische Dürer-Jahr 1971 unter anderem durch ein unverschämt witziges, mit Heiterkeits- und Wutausbrüchen aufgenommenes AD-Selbstbildnis erschütterte, das die eitle Lockenpracht des Renaissance-Künstlers mit Wauwau-Schlappohren aus seinem Motivmalkasten verquickte, hätte das die überfällige Entdeckung des Humors im choreographischen Schaffen Monteros werden können. Ein Hot-Dog sozusagen. Es wird wohl eher tiefgründelnd, auf alle Fälle abendfüllend abstrakt und auf die Assistenz-Fantasie vertrauter Partner gestützt. Komponist Owen Belton, der schon für „Cyrano“ und „Don Quijote“ die passende Soundspur lieferte, ist ebenso dabei wie der bereits im Dienste von „Cinderella“ dekorativ tätig gewesene Video- und Installationskünstler Frieder Weiss. Nicht weniger als „das gesamte graphische Werk“ von Nürnbergs berühmtestem Sohn und Flughafen-Paten ist bei diesem Projekt einbezogen. Allerhand! Der allgegenwärtige Guido Johannes Rumstadt hat die musikalische Leitung.
Premiere: 9. Dezember. Weitere Termine 12., 14., 16., 20., 25., 27. Dezember und 13., 15., 20., 28., 31. Januar im Opernhaus.
PREMIERE: Das Live-Hörspiel als Alternative oder Ergänzung zum Drama ist eine Spezialität, wenn nicht gar die Erfindung von Theatermacher Eike Hannemann. Wenn es funktioniert, entstehen dabei Erfolge wie „Winnetou“ (in Nürnberg nacheinander auf allen drei Schauspielbühnen des Staatstheaters zu sehen, jetzt von Saarbrücken übernommen) oder Herrndorfs „Tschick“ (aktuell in der Erlanger „Garage“). Mit Anita Augustin produziert der Autor/Regisseur inzwischen, verstreut auf viele Theater des Landes, NEKROPOLIS – DIE STADT GEHÖRT UNS als Live-Hörspielserie. Es geht um Zombies, wie wir sie aus dem Gruselkino („Die Nacht der reitenden Leichen“), aber auch vom Floskel-Sprachgebrauch mit der Beschreibung „untot“ kennen. Das Fantasy-Festival zieht die schrägeren Cineasten alljährlich an und Hannemann baut mit Partnerin in der unendlichen Theaterlandschaft viele Filialen für seinen kleinen Horrorladen. InSt. Gallen startete der Schrecken, wurde in Konstanz und Aachen erweitert und soll nach Nürnberg „die ganze Landkarte“ erfassen. Hierorts werden drei Überlebende einer Katastrophe (Lilly Gropper, Frederik Bott, Pius Maria Cüppers) schaudernd vom Unheimlichen berichten. Das Stück, sagt sein Schöpfer, „soll auch mit geschlossenen Augen funktionieren“. Weshalb man es am besten zwei Mal anschauen möge – also erst schlummernd, dann Augen auf und durch.
Premiere: 14. Dezember in der BlueBox. Dann 17., 20., 23., 30. Dezember und 7., 11., 14. Januar.
PREMIERE: Der französische Theatermacher Joel Pommerat (54) hat Erfolge als Hörspielautor, Schauspieler und Opernlibrettist, führt oft selbst Regie, ist aber vor allem leidenschaftlicher „Dramatiker“. Mit seinem Stück „Wir schaffen das schon“ von 2017 wird er inzwischen wieder an deutschen Bühnen gespielt, aber vorerst dominiert noch aus seinem Jahrgang 2013 der Titel DIE WIEDERVEREINIGUNG DER BEIDEN KOREAS. Seit in Frankfurt und am Wiener Burgtheater (dort vom Nürnberger „Jungfrau von Orleans“-Regisseur Peter Wittenberg so inszeniert, dass sich Kritiker an Woody Allen erinnert fühlten) das Publikum auf die Kuriositäten der Feinschliff-Dialoge positiv reagierte, gilt der Text als sicheres Guthaben. Schauspieldirektor Klaus Kusenberg, sonst eher Anhänger der coolen Schreibe britischer Zeitgenossen, hat „die Bestandsaufnahme über die Liebe im 21. Jahrhundert“, die sich auf Schnitzlers „Reigen“ und Bergmans „Szenen einer Ehe“ als Kronzeugen beruft, für seine Nürnberger Abschiedsregie ausgewählt – auch, weil er im Episodenstück noch einmal mit zehn Stützen seines Ensembles die Schlagkraft des von ihm bevorzugten elegant argumentierenden Gegenwartstheaters beweisen will. Der Titel ist das Duplikat einer im Dialog auftauchenden Metapher, er bezieht sich auf die zerschnittene Einheit eines undurchschaubaren Landes, dessen Entwicklungen die Sehnsucht nach Wiedervereinigung geradezu utopisch erscheinen lassen. Zu den Mitwirkenden gehören Größen des Hauses wie Michael Hochstrasser, Adeline Schebesch, Josephine Köhler, Nicola Lembach, Stefan Lorch und Marco Steeger.
Premiere: 16. Dezember im Schauspielhaus. Dann 17., 20., 23., 30.12. und 11., 14., 19., 23., 31. Januar.
PREMIERE: Das sieht doch sehr nach Bilanz aus und dürfte ein Opernhaus-Kapitel beenden: Als Peter Theiler die Intendanz am Staatstheater übernahm, benannte er die Qualitätsmarke „Broadway-Musical“ als einen Schwerpunkt seiner Spielplan-Politik. Das wurde dann auch als halbherzige Absage an die Operette verstanden, war aber vor allem vorsichtige Hingabe an nostalgische Erinnerungsarbeit. Es gab also von „Silk Stockings“ über „Sweet Charity“ und „Funny Girl“ bis „Sugar“ etliche erstmals in Nürnberg gewagte Spektakel aus versunkenen Zeiten (ehe man sich dann doch in die sicheren Arme von „My Fair Lady“ und „Kiss me, Kate“ flüchtete) und bei aller Skepsis gegen manche formelhaften Ergebnisse blieb der positive Eindruck, dass mit den Projekten die erste Liga deutschsprachiger Akteure dieses Genres nach Nürnberg gekommen war. Nun dürfen einige von ihnen mit der Hommage (oder wird‘s ein Mosaik?) THE LIGHTS OF BROADWAY aus dem Fundus der besten Nummern ihres andernorts gepflegten Repertoires (auch etliche aus hier nie gespielten Bestsellern wie „Cabaret“, „Chicago“, „Guys and Dolls“ und „Der Kuss der Spinnenfrau“) eine eigene Musical-Revue basteln: Step-Star Gaines Hall (zuständig auch für Konzept, Regie und Choreographie) mit Friederike Haas, Sophie Berner, Christian Alexander Müller an der Spitze eines extra engagierten Ensembles von Show-Azubis, die an der Münchner Everding-Akademie das Genre studieren.
Premiere: 29. Dezember im Opernhaus. Dann 31. Dezember (nachmittags und abends), 7. und 29. Januar.
PREMIERENFRISCH: Verhalten war die Premierenbegeisterung für die nach alter Väter Sitte nur ein bissl neu inszenierte Operette DIE LUSTIGE WITWE, obwohl mit dem Österreicher Thomas Enzinger schließlich ein „Fachmann“ die Hand im Spiel hatte. Aber der neue Chef des Franz-Lehár-Festivals von Bad Ischl weiß halt vor allem über den harten Kern der Routine bei solchen Werken Bescheid. Überraschungen darf der Besucher also kaum erwarten, die Melodien werden ihn aber weiterhin nicht enttäuschen und bei den Kalauern kann er viele Bekanntschaften feiern. Ein eingespieltes Operetten-Ensemble gibt es leider nicht mehr am Opernhaus, was den Charme der Musik im Übergang zu Tanz und Dialogen deutlich ramponiert. Für die Titelrolle muss das Publikum mit Blick ins Internet nach eigenem Geschmack entscheiden: Entweder die aufwärts strebende Soubrette Isabel Blechschmidt oder die abbremsende dramatische Verdi-Sopranistin Katrin Adel. ++ Eine Professorin im Ruhestand wird ungewollt zur Symbolfigur für Umweltschutz. Der britische Autor Alistair Beaton, an dessen Politsatire „Feelgood“ sich noch mancher Nürnberger Theaterfreund gern erinnert, schrieb mit ABGEFRACKT ein weiteres gesellschaftskritisch angelegtes Stück, das der Fracking-Industrie rücksichtsloser Tiefenbohrer den Kampf ansagt. Die liebenswerte Wissenschaftlerin (Elke Wollmann) wird umschwärmt von komischen Pappkameraden und bedrängt von einem schnoddrigen Marketing-Experten, den Marco Steeger wie ein Tanzteufelchen anlegt. Über Gut und Böse gibt es keine Zweifel, da will die solide Inszenierung von Klaus Kusenberg auch nicht dran rütteln. Wohlfühl-Theater, das seine etwas harmlos witzelnde aufklärerische Heiterkeit letztlich sogar gegen die eigene Satire abschirmt.
Termine: Die lustige Witwe am 11., 17., 21., 30. Dezember und 8., 26. Januar im Opernhaus ++ Abgefrackt am 26., 29., 31. Dezember und 22., 29. Januar im Schauspielhaus.
COMEBACK: Zwei ewige Opern-Klassiker in gut gelagerten Inszenierungen kehren in neuer Besetzung zurück in den Spielplan. David Yim ist nach dem inzwischen in Frankfurt erfolgreichen Vincent Wolfsteiner nun Verdis schaurig schön wütender OTELLO (ab 14. Januar, dann wieder 21., 30. Januar, 2., 10., 23. Februar) in Gabriele Rechs Inszenierung, Katrin Adel übernimmt neu die zur Nacht betende Desdemona, Mikolaj Zalasinski bleibt als bravouröse Premierengröße der Kolossal-Intrigant Jago. Guido Johannes Rumstadt dirigierte schon 2013, aber für den 30. Januar und 2. Februar hat, wie seine Homepage meldet, GMD Marcus Bosch besonderes Interesse angemeldet. Im zweiten Bestseller-Comeback übernimmt Roswitha Christina Müller, die der Göttergattin Fricka im „Ring des Nibelungen“ besonderes Profil gab und kürzlich Cassandra in „Die Trojaner“ war, die Prachtrolle von Bizets CARMEN, wie sie 2011 von Regisseur Laurent Laffargue arrangiert wurde. David Yim pendelt von Otellos Venedig nach Don Josés Sevilla, interessant könnte das Debüt von Antonio Yang werden, der gefeierte Ex-Wotan steigt um auf Torero Escamillo. Am Pult übernimmt der Haus-Kapellmeister Volker Hiemeyer (27. Januar, danach 4., 13., 19. Februar).
LETZTER AUFRUF: Der Abschied von Puccinis allerliebster Hustenbonbonniere LA BOHèME (mit Sopranistin Hrachuhí Bassénz, deren Mimi inzwischen bis zur Wiener Staatsoper durchgedrungen ist) wird Chefsache. GMD Marcus Bosch dirigiert, Jung-Tenor Ilker Arcayürek bleibt der schmachtende Rodolfo für die letzten drei Termine (2., 7., 26. Dezember). ++ Die verjuxte Mozart-ZAUBERFLÖTE von Gag-Regisseurin Laura Scozzi hat kurzfristig ihre Pamina gewechselt: Martin Platz (Prinz Tamino) umwirbt nun zunächst also Ina Yoshikawa, was er ja bereits unter etwas anderen Umständen auch in der „Lustigen Witwe“ tut. Erst später übernimmt dann Michaela Maria Meyer. Es dirigiert: Guido Johannes Rumstadt, und weil das munter zwischen Märchen und Metaphern schlingernde Werk so gerne für ganze Familien gebucht wird, sind nochmal neun Vorstellungen plus zwei Ausschnittkonzerte für Jugendliche unter der Rubrik „Die perfekte Oper“ angesetzt (1., 3., 10., 13., 15., 23., 28. Dezember, 10., 16., 23. Januar).
STAATSTHEATER NÜRNBERG
Richard-Wagner-Platz 2-10, Nbg
staatstheater-nuernberg.de
GOSTNER HOFTHEATER
PREMIERE: Nach dem Christkindlesmarkt ist der Weg ins Herz von Gostenhof nicht weit. Statt blondem „Nürnbergs next Top-Christkind“ soll dort DER MESSIAS auf Stroh anzutreffen sein. Und das geht so: Bräutigam Josef ist irritiert, Jungfrau Maria erwartet ein Baby. „Nicht fragen, es ist ein Wunder“, sagt sie. „Wann ist es denn soweit?“, will er wissen. Klare Antwort: „Weihnachten“. Auf zum Krippenspiel! Dort bleibt neben Ochs und Esel viel Platz für geflügelte Erzengel, wandernde Dreikönige und neutestamentarische Randerscheinungen. In diesem Gewimmel könnte auch „das Leben des Brian“ entstanden sein. Ein Schauspielerduo, das die eigenen Möglichkeiten chronisch überschätzt, will die Weihnachtsgeschichte aufführen und übernimmt im rasenden Wechsel alle Rollen. So gut es halt geht. Der britische Autor Patrick Barlow, ein ständig zwischen Theater und Kino pendelndes Multitalent, kostet die Überforderung der übereifrigen Knattermimen genießerisch aus – und lässt ihr tosendes Scheitern von einem Mann am Klavier sarkastisch kommentieren. 1987 holte Volker Ludwig vom Berliner GRIPS-Theater die Comedy nach Deutschland, wo sie seither die Statik mancher Häuser durch Lachsalven gefährdet. In Nürnberg war der „herrliche Zwei-Stunden-Witz“ (Kritiker-Lob) am Schauspielhaus ab 2000 über mehrere Jahre hinweg ein riesiger Erfolg. Helwig Arenz (auch Koproduzent des später auf Tour gehenden Projekts) und Christin Wehner sind das multifunktionale Paar, das für die gabentischgerechte Kunst am Baum weder Kostüm- noch Grimassenwechsel scheut. Britta Schreibers Regie orientiert sich dabei nachdrücklich weniger an „Stille Nacht“, eher schon an „O du fröhliche“. Um es mit Georg Friedrich Händel und dem anderen Hochfest der christlichen Religionen zu sagen: Halleluja!
Premiere: 2. Dezember. Weitere Aufführungen 5., 6., 13., 14. und 20. Dezember im Gostner Hoftheater.
PREMIERE: Die Viererbande Juli, Ronja, August und Nils sind das, was man „dicke Freunde“ nennt, haben viel Jugendzeit miteinander verbracht und stehen etwas irritiert vor dem Aufbruch in ein neues Leben, der unwiederbringlich Trennung von der vertraut idyllischen Gemeinsamkeit bedeutet. Jeder von ihnen hat plötzlich ein anderes Ziel vor Augen. Weil sie zuvor immer „wie die Raben“ so vertraut zusammen waren und aufeinander hörten, wirkt ihr letzter Sommer mit der Wucht eines Schicksalsschlags. Allerdings auch wie eine Chance, denn sie werden erwachsen, lernen dabei neue Herausforderungen kennen und finden Gefallen am erweiterten Lebens-Abenteuer. Ende offen. Die österreichische Autorin Elisabeth Steinkellner (36), eine Sozialpädagogin mit Literaturbegabung, hat das in ihrem Jugendbuch so plastisch beschrieben, dass Gisela Hoffmann vom Gostner Hoftheater ein Bühnenstück im Text witterte. Sie sicherte für ihr Haus, das mit dem „licht.blicke“-Festival grade wieder Kompetenz bewiesen hat, die Rechte und dramatisierte die Vorlage selber. Silke Würzberger inszeniert RABENSOMMER mit dem Schauspieler*innen-Quartett Johanna Steinhauser, Christin Wehner, Denis Geyersbach, David Schirmer für (nicht nur, aber besonders) junges Publikum, das nah an den Gefühlen der Figuren im Aufbruch ist.
Premiere: 17. Januar, weitere Termine 18., 19., 20., 24., 25., 26., 27., 31. Januar sowie 1. bis 4. und 7. bis 9. Februar im Gostner Hoftheater.
GOSTNER HOFTHEATER
Austraße 70, Nürnberg
gostner.de
HUBERTUSSAAL
GASTSPIEL: Einfältig war Ènnio Marchetto ganz gewiss noch nie, auch wenn seine Kunst von THE LIVING PAPER CARTOON im Grunde aus blitzschnell raffiniert ge- und entfaltetem Papier besteht. Der Komödiant mit den fliegenden Wechseln zwischen Ganzkörperkultur und Grimaskerade über den lebendig werdenden Zeichnungen gehört seit Jahrzehnten zu den gefeierten Höhepunkten internationaler Festivals. In Nürnberg, Fürth und Erlangen (wo man ihn wahlweise beim Figurentheater oder beim Comic-Salon einsortieren kann) warten schon viele Fans auf den nächsten Franken-Besuch: 27. Januar im Hubertussaal.
HUBERTUSSAAL
Dianastraße 28, Nbg
gostner.de
TAFELHALLE
PREMIERE: Ein sehr besonderes internationales Gastspiel als Premiere: Arno Schuitemaker, von der Bewegungsmagie des Tanztheaters besessener Luft- und Raumfahrtingenieur aus den Niederlanden und Choreograph in Künstlerberufung, verspricht mit seinen Arbeiten „eine tänzerische Stimulation der Sinne“. Kritiker bescheinigten seinem letzten Projekt von 2016 „regelrechte Bilderströme“. IF YOU COULD SEE ME NOW ist der Titel der neuen Kreation. Sie will wieder Körper, Bewegung, Klang und Licht zum Sinnlichkeitssampler verdichten, auf dass der Zuschauer bereit werde, „eine hochenergetische Beziehung“ mit den Künstlern einzugehen. Das traut sich nicht jeder Ballettabend.
Termin: 16. Dezember Tafelhalle.
PREMIERE: Zunächst handelt es sich bei DER KARNEVAL DER TIERE um ein Konzertstück von Camille Saint-Saens, bei dem der Komponist der biblischen Kolossal-Oper „Samson und Dalila“ den guten Onkel macht und in seinem Phantasie-Zoo jedes Tier in ein eigenes Instrument verwandelt. Ein schöner Spaß mit witzigen Klang-Einfällen und Erzählerhilfestellung. Letzteres darf gerne etwas origineller sein, dachten sich wohl die Musiker des ensemble KONTRASTE und wussten aus langjähriger Erfahrung mit ihrer Puppenspiel/Video-„Zauberflöte“, dass sie nicht in der Ferne suchen müssen. Thalias Kompagnons, das multitalentierte Nürnberger Puppentheater-Duo Joachim Torbahn (hier: Live-Malerei) und Tristan Vogt (hier: Erzähler), sind mit ihren Talenten die Partner für die etwas andere „Klassik“.
Zu vorerst vier Vorstellungen für Eltern mit Kind (oder auch ohne, Eltern wie Kind) wird wider den tierischen Ernst angespielt.
Termine: 6. (15 + 17 Uhr) und 7. Januar (11 + 15 Uhr) in der Tafelhalle.
PREMIERE: Auf der Suche nach dem neuen Planeten, auf dem man gegen allen Gegenwartsverdruss Zukunft aufbauen kann, hat das Nürnberger Produktionsteam von co>labs ein dreijähriges Projekt angestoßen, an dem KünstlerInnen aus dem Iran, dem Libanon und Europa ihre Vision „einer kosmischen Welt ohne territoriale Schranken“ entwickeln. Es ist nach Selbstbeschreibung durchaus auch eine Reise in die Dunkelheit, verbunden mit der Hoffnung auf Schwerelosigkeit, denn der Titel PARADIES 3.0 schließt die zwangsläufig diffuse Perspektive ungesicherter Avantgarde ein. Peter Wendls Performance-Klasse der Nürnberger Kunstakademie erweitert das kreative Ensemble um Beate Höhn und Arne Forke.
Termine: 19. und 20. Januar in der Tafelhalle.
TAFELHALLE
Äußere Sulzbacher Str. 62, Nbg
tafelhalle.de
THEATER ERLANGEN
PREMIERE: Als Theater-Entwickler, der mit Dokumentationsprojekten eine eigene Form von Bühnenästhetik pflegt, ist der jetzt in Erlangen probende Hans Werner Kroesinger (55) sowieso ein Sonderfall, geradezu ein Phänomen. Als er mit seiner Karlsruher Inszenierung „Stolpersteine Staatstheater“ 2016 zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde, fiel manchen Beobachtern erstmals auf, was da alles in der Künstlerbiografie zu finden ist. Schon 1989 hatte ihn Heiner Müller in Berlin als Assistent für „Hamlet/Hamletmaschine“ geholt, 1997 war er mit eigenem Beitrag bei der documenta in Kassel, danach gab es reihenweise preisgekrönte Arbeiten vor allem in Berlin, Düsseldorf und Zürich. Nach Erlangen wurde er für die Uraufführung #MEINUNGSMACHER eingeladen, die beherzt Hoffnung und Schrecken des Internets ergründen will. Die Frage nach der Manipulation durch „Social Bots“, die ja nicht nur Wahlkämpfe bei uns oder in den USA betrifft, treibt den Autor um. Fake News, alternative Fakten, dreiste Lügen? Es muss was passieren. Kroesingers Doku-Theater zupft heftig an den Maschen des Netzwerks und stellt den „gesunden analogen Menschenverstand“
gegen die schicksalhaft hingenommene Entwicklung zum Glauben an den Fortschritt in die Verwirrung.
Premiere: 19. Januar. Termine: 27./ 28. Januar im Markgrafentheater.
GASTSPIEL: Die neueste Hollywood-Neuverfilmung in Starbesetzung erobert grade die Kinos, aber vielleicht ist MORD IM ORIENT-EXPRESS als Tanz origineller. Das NRW-Juniorballett, eine Compagnie von zwölf hochbegabten jungen TänzerInnen aus Nordrhein-Westfalen, nimmt mit Choreograph Demis Volpi den Krimi von Agatha Christie als Vorlage für bewegte Thriller-Szenen mit Dampfbetrieb. Ob Poirot auch tanzt? Man wird sehen.
Termin: 30. Januar im Markgrafentheater.
WEITER: Mit Sybille Bergs süffisanter Aufforderung VIEL GUT ESSEN wird das Publikum weiter durch Theaterkneipe und Garage geleitet (8. bis 10. Dezember) ++ Wolfgang Herrndorfs in Buch und Film und auf der Bühne vielfach bewährtes Jugendabenteuer TSCHICK ist in Eike Hannemanns Live-Hörspiel mit Video-Stütze ebenfalls erfolgreich (20. und 21. Dezember, 10., 11. und 31. Januar, Garage) ++ Marius von Mayenburgs Zeitgeistkomödie STÜCK PLASTIK lässt auch die Betroffenen lachen (31. Dezember, Markgrafentheater)
++ Der Langläufer im Spielplan bleibt eindeutig Goethes DIE LEIDEN DES JUNGEN WERTHER (24. und 25. Januar).
THEATER ERLANGEN
Theaterplatz 2, Erlangen
theater-erlangen.de
THEATER FÜRTH
GASTSPIEL: Der Film vom todesnahen Star-Dirigenten mit Burn-out-Zusammenbruch, der panisch aus der großen Glamourwelt in die Einsamkeit seines fast vergessenen Heimatdorfes flieht und dort mit einem Chor das paradiesische Gefühl der Gemeinsamkeit entdeckt, hat Millionen Besucher gerührt. Die Kraft der Musik wird da gefühlvoll beschworen. WIE IM HIMMEL wollte sich auch das Theater fühlen und Kay Pollak adaptierte die Geschichte für die Bühne. Auf Chorauftritte wird man, auch wenn die Einladung der Vokalgemeinschaft zum Europa-Rundgesang den Konflikt auf die Spitze treibt, bei der Tournee-Inszenierung nicht hoffen dürfen, aber vielleicht findet die Regie von Jochen Schölch und Dominik Wilgenbus am immer wieder überraschenden Metropol-Theater in Münchens Vorstadt gerade deshalb einen interessanten anderen Zugang zur Story. Träume und Sehnsüchte kreisen, und mit kleinsten Mitteln wird laut entzückter Premierenkritik „wunderbares Theater“ geschaffen.
Termine: 15. und 16. Dezember.
GASTSPIEL: Nicht zu verwechseln mit dem original für die Bühne geschaffenen Hippie-Spektakel „Hair“, diese nach Vorlage einer legendären Trash-Kino-Explosion entstandene Pop-Revue HAIRSPRAY, vom Broadway aus dem Hollywood-Archiv geholt. Bunt und kreischend geht es da zu und für die Nürnberger Musical-Freunde, die sich nach dem Oldie-Dauerlauf am Opernhaus rechtzeitig umstellen möchten, ist das geradezu die Einladung zum Schnupperkurs. Denn Jens-Daniel Herzog, der künftige Staatsintendant, ist in Dortmund fürs Entertainment des Hauses nach „Jesus Christ Superstar“ aktuell bei diesem fröhlichen Krawall mit Moral angelangt. Es geht um ein übergewichtiges Girl, das bei einer Talentshow mitmachen will, beiläufig die dortige Rassendiskriminierung bekämpft, aber vor allem viel singend tanzt. Katja Wolff inszenierte eine deutsche Fassung für die Tournee, der schon mit „Sunset Boulevard“ durchgereiste Musiker Heiko Lippmann sucht mit der Combo den richtigen Sound.
Termine: 28. bis 31. Dezember.
PREMIERE: Der Brecht-Klassiker mit der Musik von Paul Dessau, der in einer „Chronik des Dreißigjährigen Kriegs“ von der geschäftstüchtigen Kriegsgewinnlerin mit Leiterwagen erzählt, hat viele Karrieren durchgemacht, zeitweise sogar unzählige Freilichtbühnen erobert. Das Stück schien dabei immer weniger, die prominente Besetzung der Titelrolle immer mehr Bedeutung zu haben. In Nürnberg spielte zuletzt Jutta Richter-Haaser in einer etwas verunglückt „modernen“ Schmiedleitner-Inszenierung am Schauspielhaus. Jetzt greift Michaela Domes am Stadttheater Fürth nach der Traumrolle. In Regie von Werner Bauer (er ließ zum Jubeljahr den Luther grooven) und der musikalischen Leitung von Norbert Nagel wird die ehemalige Lady Macbeth (Nürnberg) und „Virginia Woolf“-Martha (Fürth) in der Neuproduktion MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER spielen. „Der Krieg nährt seine Leute besser“ als der Frieden, bilanziert diese wirtschaftswunderliche Zynikerin, und jede Inszenierung hat ihre Not damit, das längst davon losgelöste Bild einer pragmatisch propperen „Mutter Courage“ für alle Fälle wieder einzufangen.
Premiere: 13. Januar, weitere Termine 14., 17., 18., 19., 20., 21., 23. Januar.
GASTSPIEL: So farbig hat man die klassische Prinzenrolle von Tschaikowsky noch nie gesehen. In der Neuinterpretation von SCHWANENSEE verbandelt Dada Masila, ein Guru der südafrikanischen Tanz-Szene, das russische Tutu-Ebenmaß mit der Vitalität Afrikas. Mehr noch, die (immer respektable, aber immer auch dressiert wirkende) Perfektion des Spitzentanzes findet neue Orientierung im explosiven Kontrast-Temperament. Die Grazie des Originals wird respektiert, aber thematisch erweitert, Emanzipation und Homophobie tauchen als Debattenthemen in den eleganten Tableaus wie selbstverständlich auf. Die TänzerInnen der Dance Factory aus Johannesburg dürfen auch singen und sprechen, tun das mit Humor und sind eifrig dabei, die unterschiedlichen Kulturen und ästhetischen Bildwelten in einen „Schwanensee-Crashkurs“ ohne Grenzen münden zu lassen. Parodiert wurde dieser klassischste aller Ballett-Klassiker oft, so ernsthaft umgedeutet selten. Zur südafrikanischen Sound-Sondermischung gehören neben dem geliebten Moskauer Basismaterial auch Klänge von Arvo Pärt und Steve Reich.
Termine: 31. Januar, 1. bis 4. Februar.
STADTTHEATER FÜRTH
Königstr. 116, Fürth
stadttheater.fuerth.de
THEATER PFÜTZE
PREMIERENFRISCH: Der dicke Roman von Umberto Eco war ein literarisches Ereignis, die etwas dünnere Verfilmung mit Sean Connery immerhin imposant. Fürs Theater gab der Kloster-Krimi DER NAME DER ROSE bislang eher den Anlass für Freilichtspiele mit Fackelzügen, etwa auf der Luisenburg. Es geht auch anders, fand man beim Theater Pfütze und hatte mit Marcelo Diaz den richtigen Regie-Poeten für eine vergleichsweise „kleine“, trotzdem mit großen Gedanken und wirkungssicheren Schauwerten (das Bühnenbild von Andreas Wagner bekam Sonderbeifall) agierende Inszenierung, die auf den Kern der spannenden Story zielt.
Termine: 2. und 3. Dezember.
COMEBACK: Von der furchtsamen Elise, die sich vor Spinnen ebenso fürchtet wie vor fremden Menschen, erzählt Antje Damm in ihrem Bilderbuch. In der Pfütze-Theaterfassung ist daraus die rührende Geschichte einer Begegnung zwischen den Generationen geworden, denn DER BESUCH bringt die Kleine mit einer alten Dame zusammen. Familientheater der besten Art. ++ Für stärkere Nerven ist der Ausflug an die schwarze Mühle gedacht. Otfried Preußlers KRABAT begleitet einen Betteljungen, der an den magischen Zaubermeister gerät. Ein Klassiker der rabenschwarzen Romantik.
Termine: Der Besuch am 9., 10., 17., 27., 28., 29., 30. Dezember ++ Krabat am 13., 14., 20., 21. Januar.
THEATER PFÜTZE
Äuß. Laufer Platz 22, Nbg
theater-pfuetze.de
THEATER SALZ UND PFEFFER NÜRNBERG
PREMIERENFRISCH: Ein Mann im Spiegelkabinett, der den Wahnwitz liebt. Warum? Warum nicht! Mit MR. PILKS IRRENHAUS hat der Brite Ken Campbell einst die Geschichte eines rasenden Phantasten fixiert, der auf jeder erreichbaren Unterlage, vom Bierdeckel bis zur Tapete, Miniatur-Romane schreibt. Über Spione, Cowboys und Strumpfsocken beispielsweise. Das Episoden-Karussell der Nonsens-Poesie dreht sich, bis dem Zuschauer schwindlig wird. Was auf der großen Bühne viele Jahre funktionierte, macht nun im Figurentheater die zweite Karriere. Tristan Vogt inszenierte mit einem Trio vom Theater Salz und Pfeffer.
Termine: 1., 2., 9. Dezember.
GRUSELN & GRINSEN: Als Dauerschleife im Abendprogramm halten Wally und Paul Schmidt die Gänsehaut knusprig. Mal treten sie mit ihren Puppen very british wie die Krimikönigin persönlich auf, mal folgen sie den Spuren des bayerischen Skalpellvirtuosen mit Weltruf bis an die blutsprudelnde Quelle nach Ingolstadt. Auswahl im Spielplan zwischen dem KRIMIABEND MIT AGATHA CHRISTIE: DIE MAUSEFALLE (28. bis 31. Dezember und 15. Januar) und einer unheimlichen Begegnung mit FRANKENSTEIN (Termine noch offen).
THEATER SALZ UND PFEFFER
Frauentorgraben 73, Nbg
salzundpfeffer-theater.de
PANOPTIKUM – 10. EUROPÄISCH-BAYERISCHES KINDERTHEATERFESTIVAL IN NÜRNBERG
Für das jüngste Publikum und seinen flankierenden Anhang hat das Theater Mummpitz im Jahr 2000, als Nürnberg in Jubiläumslaune so manche langlebigen Kulturevents etablierte, das „Panoptikum“-Festival erfunden. Vom 23. bis 28. Januar 2018 gibt es Anlass zum Jubilieren, die laufende Nr. 10 des Spektakels wird veranstaltet, und inzwischen ist die zweifellos kühne Paarung, die zu einem „europäisch-bayerischen“ Programm führte, zum Bekenntnis geworden.
Zwölf Kindertheater aus acht Ländern Europas und im dazu platzierten „Fokus Bayern“ neben der renommierten Münchner Schauburg unter anderem auch sechs lokale Gruppen mit „Heimspiel“-Charme. 53 Vorstellungen aus fast allen Sparten (gespielt, getanzt, gesungen, geträumt) überwinden Sprachgrenzen und Fantasieblockaden – und die PLUS-Zeichen neben den Titeln sind Verständigungssignale. Es geht von 3+ (zwei Produktionen fürs Krabbel-Abo wie das Objekt-Theater „Zerbrechlich“) in ganz kleinen Stufen aufwärts und endet erst bei 10+, wenn Eltern und Kinder ihren Streit mit „35 Kilo Hoffnung“ frei nach einem Kinderbuch-Bestseller aus Frankreich bekämpfen.
Mehrere Deutschland-Premieren stehen im Spielplan, was neben dem Zielpublikum und hoffentlich vielen mitwissenden Eltern auch Fachleute aus ganz Europa anlockt. Zwischen den Vorstellungen wird es bei Bedarf reichlich Gesprächsstoff geben im Mummpitz-Stammhaus „Kachelbau“ mit der immer wieder wunderbar passenden Adresse Michael-Ende-Straße 1.
Der Vorverkauf hat begonnen, alle Informationen sind gebündelt zu finden unter festival-panoptikum.de.
FÜR CURT: DIETER STOLL,
Theaterkritiker und langjähriger Ressortleiter „Kultur“ bei der AZ.
Als Dieter Stoll nach 35 Jahren als Kulturressortleiter der Abendzeitung und Theater-Kritiker für alle Sparten in den Ruhestand ging, gab es die AZ noch. Seither schreibt er weiterhin, zum Beispiel überregional für Die Deutsche Bühne und ddb-online (Sitz Köln) sowie für nachtkritik.de (Sitz Berlin). Außerdem veröffentlicht er monatlich im Straßenkreuzer seinen Theatertipp. Aber am meisten dürfen wir uns über Dieter Stoll freuen. DANKE!
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