Claudias Kinoempfehlungen im September
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Nach heiterem Start wird man bei den Filmen im September grantig oder traurig, weil sich Kinder, Tiere und – och! – verliebte Männer nicht wehren können.
DIE MIGRANTIGEN
AB 07.09. // CASABLANCA
Buck, Mädel, Hübner, das sind die Musikanten, die den September im Casa mit einer MAGICAL MYSTERY Tour beginnen, und die macht dank Detlev, Bjarne und Charlie so viel Spaß, dass wir mit ihrer Reminiszenz gutgelaunt in den Herbst starten. Sie geloben der Zeiten, als Techno reich und berühmt machte – und was davon übrig blieb.
Fein- bis grobhumorig lassen sich im Anschluss DIE MIGRANTIGEN in Wien beobachten. Allein die Sprache – des basst einfach, wenn sich Benny und Marko als harte Typen aus der Vorstadt verkaufen, die sie nicht sind. Sie werden vom Fernsehteam angesprochen und spielen mit, da das Leben ihnen gerade keine finanziell spannendere Alternative bietet. Dass es kein Geld für den Schelmenstreich gibt, war ja klar, stattdessen könnte es reichlich auf's Maul geben, schließlich verunglimpft man die echten Jungs aus der Bronx. Riesenspaß für die Schauspieler, zwischen den beiden Rollen hin und her zu springen. Als Ghetto-Stars der Problemserie gibt es ein paar Momente Ruhm, doch man zitiere Bjarne Mädels Buch: Glück reimt sich nicht auf Leben. So ist das eben.
MR. LONG
AB 14.09. // FILMHAUS
Auch Mr. Long weiß, dass das Leben kein Murmelspiel ist, spätestens seit er in einem Sack neben seinem ausgehobenen Grab zusammengetreten wurde. Die Flucht durch's japanische Getreidefeld gelingt ihm und doch weiß der Profikiller, es lief ganz schön schief. Wie soll er ohne Papiere und Geld zurück nach Taiwan kommen? Das ist feinstes Asien-Kino, bei dem Menschen in unmöglichen Situationen mit viel Selbstverständlichkeit auftreten. So ist es nicht einen Moment kitschig, dass ein kleiner Junge dem verletzten Taiwanesen hilft. Um Geld für die Rückkehr zu organisieren, kommt Mr. Long die Gastfreundschaft der großen und kleinen Nachbarn entgegen. Sie eröffnen ihm eine Garküche und in diesem Teil des SABU-Films möchten wir alle ein bisschen so leben, wie es der fabelhafte Chen Chang in seiner Rolle darf. Kann so ein Film nicht einfach mit einem Happy End ausgehen, der Killer wird Koch und lebt dort glücklich und zufrieden … Nein?
PORTO
AB 14.09. // MEISENGEIGE
Glücklich und zufrieden bis zum Ende würde auch Jake (Anton Yelchin) gerne mit Mati (Lucie Lucas) leben, nachdem er sie in Porto kennenlernt. Er wusste, dass er sie wiedersehen würde, und es fühlte sich nicht an, als ob sie eine Wahl hätte. So weit, Liebe wie im Bilderbuch. Doch bei allem guten Willen gibt es hier schönere Bilder und mehr Erotik als Inhalt. Eine Geschichte mehrmals aus verschiedenen Perspektiven zu erzählen, ist eine gute Idee, hier aber unspektakulär umgesetzt. Die versprochene Magie kann ich nicht finden, trotz Jim Jarmusch als ausführendem Produzent, der natürlich genauso gut zur melancholischen Stimmung passt, wie der jung verstorbene Anton Yelchin.
END OF MEAT
AB 14.09. // MEISENGEIGE
Filme mit dem “Go Veggie”-Appell wurden in jüngerer Vergangenheit immer oberflächlicher. Doch END OF MEAT ist gut. Endlich mal wieder Informationen. Den meisten von uns wurde erzählt, dass man hurtig wächst, wenn man Fleisch isst. Heute glauben das Viele zwar nicht mehr, rollen aber bei “Vegan”-Schildern mit den Augen und beißen, Augen zu, in Döner und Burger. Nach END OF MEAT vielleicht nicht mehr so gern. Weil der positive Effekt betont wird, wenn wir das lassen. Vielleicht könnten wir uns dann sogar Zivilisation nennen. Wozu all die Tierversuche, die bewiesen, dass Tiere Schmerzen empfinden, wenn wir das, was wir begreifen, nicht wissen wollen?
DAS LÖWENMÄDCHEN
AB 14.09. // CINECITTA
Ich dachte, dieser Film über ein behaartes Mädchen ist weniger Kinderfilm als Außenseiterstory. Blöd, dass das Kind aussieht wie bei “Cats” und der Film, der 1912 spielt, um das haarige Etwas ebenso distanziert herumschleicht, wie die Bewohner des Ortes das tun. Überhaupt klebt diese Romanverfilmung so arg an ihrer Zeit, dass das Drama eher betulich wirkt, was beim Regisseur von “Ein Mann namens Ove” nicht unbedingt zu erwarten war. Statt sich endlos um die Zeit als Kind zu drehen, wären die späteren Varieté- und Studienjahre subtilerer Stoff gewesen. Die speist der Film in zwei bis vier Minuten ab. Schade.
AMELIE RENNT
AB 21.09. // IM CINECITTA
Dann gibt es noch einen Kinder-, eher Teenagerfilm, der aber guckbar ist. Amelie ist nicht nur mit einer hysterischen Mutter, sondern auch noch mit Asthma gestraft, was sie total aufregt. Rücksicht auf ihre Krankheit kennt die 13-Jährige nicht. Ihr Argument: Wenn ich beim nächsten Anfall sterbe, bin ich wenigstens nicht mehr krank. Das meint sie ernst. Und als sie im Luftkurort behandelt werden soll, macht die Berlinerin erst Rabatz und sich dann vom Acker. Wäre da nicht der rothaarige Stallboy, hätte sie in der Südtiroler Wildnis keine Chance. Was beim Schreiben an Rosamunde Pilcher denken lässt, ist sehr gut umgesetzt, mit ungestelzten Dialogen, mit kleinen Gesten und großem Trotz. Bei solch sympathischen Darstellern wäre man ja blöd, würde man das als Film für Kids einstufen.
DIE BESTE ALLER WELTEN
AB 28.09. // CASABLANCA
Das Beste zum Schluss. Anfang September war es Wien, jetzt Salzburg. Wo andere scheitern, ist der hier so echt, dass es kaum zu glauben ist. DIE BESTE ALLER WELTEN ist eine der tollsten Mutter-Sohn-Beziehungen, die ich im Kino und im Leben gesehen habe. So viel Augenhöhe, die sich richtig anfühlt, ist absolut bemerkenswert, auch wenn man nicht weiß, wie viel der Drehbuchautor und wie viel das wahre Leben beisteuerte. Denn die nette, junge Frau hat auch einen unüberwindbaren Hang zu Drogen, und der Kleine checkt alles. Als Zuschauer windet man sich, möchte eingreifen und hat doch keine Lösung, die man aus dem Hut zaubern könnte. So hart das Leid ist, so viel macht die Mutter richtig. Ich konnte nicht wegschauen und ich trau mich sagen: Dieser Film wird Euer Herz zerreißen.
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